Ist unser heutiges Bemühen, den Schweinchen rund um die Uhr immer Heu und Frischfutter anzubieten und die Angst, wenn es nicht geschehen würde, berechtigt?
Ich kann nur aus meiner (nicht-repräsentativen) Erfahrung sagen, dass ich mit diesem "Prinzip" drei von vier Schweinchen dick gefüttert habe und es jetzt auch anders handhabe. Eine Heu-Raufe steht immer zur Verfügung, also der Magen muss hier nicht leer bleiben. Aber Frischfutter gibt es erst, wenn ich sehe, dass sie auch an die unliebsamen Reste gehen (Salat-Strunke u.ä.), also, wirklich wieder Hunger haben. Sonst suchen sie sich schlicht immer nur das Leckerste raus und ich kann mir nicht vorstellen, dass das gesund ist. Meine Kinder überlasse ich ja auch nicht nur den Süßigkeitenschrank. Außerdem ist die Natur auch kein All-You-Can-Eat-Buffet, sondern da muss je nach Jahreszeiten auch mal etwas gegessen werden, was vielleicht nicht dem Lieblingssalat entspricht.
Oder wie Silke oben schrieb, sie halten ja auch Ruhephasen in Höhlen. Meerschweinchen sind ja auch extrem schreckhaft - dh. auch wenn Fressfeinde, Gewitter o.ä. droht, dann müssen sie ebenfalls länger ohne Fressen ausharren können.
(Übrigens sagt auch meine Meerschweinchen-Experten-TA, dass sie zwar nicht ZU dick sind, aber je höher das Gewicht, desto bewegungsfauler werden sie und das widerum werde dann schnell ein Teufelskreis.)
Frieda: Ich fänd deine zusammengefassten Erkenntnisse aus den Beobachten dem angelsächsischen Raum auch interessant. Tendenziell bin ich immer für naturnah - nur denke ich auch manchmal, dass es gar nicht möglich ist, den natürlichen Speiseplan perfekt zu imitieren. Und irgendwas werden sich auch die anderen Experten dabei denken.
Auf jeden Fall: Dass es für den Verdauungstrakt eines Tieres gesund sein kann, quasi ohne etwas dafür zu tun, den ganzen Tag (oft noch mundfertig geschnittenes) Grünzeug vorgesetzt zu kriegen, kann ich mir auch nicht so richtig vorstellen. Aber vielleicht sind die Meerschweinchen auch einfach so überzüchtet, dass man immer weniger aus der Natur herleiten kann und mehr aktuelle Beobachtungs-Studien aus der Haustierhaltung braucht, um den Stein der Weisen zu treffen?