Da ich gerade wieder einige Artikel vorbereite, möchte ich Euch bitten, mir wieder zu helfen bei einem kontroversen Thema. Der Titel lässt ja schon ahnen, worum es geht.
Früher hieß es, Meerschweinchen seien einfach zu haltende, gut für Kinder geeignete Tiere. Heute liest man in Deutschland bei Meerschweinchenfreunden meistens "Meerschweinchen sind reine Beobachtungstiere". Dass die frühere Ansicht falsch ist, brauchen wir in dieser Runde vermutlich nicht zu diskutieren. Da sind wir uns einig. Aber ...
Ich gehe derzeit davon aus, dass die zweite Ansicht genauso falsch ist. Folgende Argumente habe ich u.a. dafür:
- Meerschweinchen sind wie z.B. Hunde sehr soziale Tiere mit einem festen Gruppenverband und klarer Hierarchie. Und sie sind intelligent genug um ihren Namen zu lernen, einzelne Worte zu verstehen u.s.w.
- Es gibt einige Halter, die die Tiere anscheinend nicht überwältigen, wo sie aber trotzdem sich problemlos angreifen und auch zum Teil kraulen lassen.
- Meerschweinchen sind keine Wildtiere mit der Freiheit und den Vorteilen, die das bringt (neben den Nachteilen). Sie müssen mit uns Menschen zurechtkommen und wir können ihr Leben bereichern - oder nicht.
- Spätestens wenn ein Schweinchen vorübergehend oder dauerhaft pflegebedürftig wird, merken die Halter in den meisten Fällen, dass die Tiere durch den engeren Kontakt viel zutraulicher werden. Dabei ist dieser Kontakt sogar oft mit unangenehmen Dingen verbunden wie Wundspülung, Gabe von wenig schmackhafter Medizin u.ä.
- Und in solchen Krankheitfällen würde man sich von Anfang an wünschen, ein vertrautes, entspanntes Verhältnis auch bei Nähe zu haben. Wie oft waren Halter schon mit Päppeln, Einfangen, Wiegen u.ä. überfordert!
Aber warum wird dann derzeit hierzulande oft behauptet, Meerschweinchen wollten nicht angefasst werden, würden sich höchstens aufgeben, wenn man sie auf den Schoß nimmt u.ä?
Ich glaube, wir sind hier "auf der anderen Seite vom Pferd gefallen"!
Nachfolgend findet Ihr vier Videos, die jeweils nur rund 10 Minuten lang aber leider in Englisch sind. Die Halterin sagt und zeigt aus meiner Sicht, dass Meerschweinchen systematisch zu einem engen, vertrauten Verhältnis geführt werden können und dann nicht ängstlich sind oder sich aufgegeben haben. Manches an ihrer Haltung ist anders, als wir es in Deutschland in unseren Kreisen für richtig halten. Aber zum einen muss ja nicht das, was hierzulande als richtig gilt, wahr sein. Zum anderen kann sie ja in mancher Hinsicht Recht haben, in anderer weniger oder nicht.
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Ich habe in den ersten Jahren nach meinem Wiedereinstieg in die Meerschweinchenhaltung die Tiere möglichst gar nicht angefasst - auch weil 4 der ersten 5 extrem ängstlich waren. Aber mittlerweile sehe ich, wie entspannt die gleichen Schweinchen werden können, vermutlich nicht nur wegen der langen Zeit, sondern auch, weil ich seit einiger Zeit aus verschiedenen Gründen viel mehr körperlichen Kontakt mit ihnen habe.
- Wie seht Ihr das Thema?
- Wo liege ich falsch?
- Was fehlt noch?