Gewicht oder Übergewicht bei Meerschweinchen

  • Wir haben also die Fütterung innerhalb von kurzer Zeit massiv verändert - und wundern uns, dass viele unserer Tiere zu dick werden.

    Die Gesundheit eines Tieres lässt sich aber nicht nur über dessen Gewicht definieren. Mit einer anderen Ernährung wären sie vielleicht schlanker, hätten aber andere Probleme.

    Zitat

    Manche erfahrenen Halter behaupten sogar, dass die Schweinchen früher älter wurden und weniger krank waren.

    Das kann aber an vielen Faktoren liegen. Die Tiere werden auch immer mehr überzüchtet. Meiner Meinung nach ein entscheidender Punkt. Wo nur noch auf Farbe Wert gelegt wird, bleibt die Gesundheit oft auf der Strecke. Auch ist man viel sensibler was Krankheiten betrifft. Früher sind die Tiere einfach gestorben- wer geht schon mit einem Kaninchen zum Tierarzt? Die Generation meiner Großeltern, und teilweise die meiner Eltern lacht mich heute dafür aus. Ebenfalls haben die Tierärzte immer mehr Möglichkeiten, auch, weil immer mehr Halter bereit sind für Nager Geld auszugeben.

    Natürlich liegt das gewiss auch an der Ernährung. Zu viel ist zu viel. Aber ich kann mir echt nicht vorstellen dass die Tiere, die bei meinem Opa von Pellets, Kartoffelschalen und Brot ernährt wurden gesünder waren als es meine heute sind.

    Und selbst wenn Meerschweinchen in der Natur viel Frisches fressen. Überlegt mal wie viel sie sich dafür bewegen müssten. Dazu kommt Angst vor Fressfeinden, Rangkämpfe, Trächtigkeiten, Krrankheit. Ich denke das ist ein entscheidender Punkt. Mehr Bewegung.

  • Natürlich liegt das gewiss auch an der Ernährung. Zu viel ist zu viel. Aber ich kann mir echt nicht vorstellen dass die Tiere, die bei meinem Opa von Pellets, Kartoffelschalen und Brot ernährt wurden gesünder waren als es meine heute sind.

    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sehr unnatürliches, einseitiges Futter gut war. Aber es gibt ja Alternativen zu dem, was Du hier nennst und 400g Frischfutter + Heu pro Tier und Tag. Und bezüglich Bewegung, Beschäftigung usw. als wichtiger Faktor, sind wir uns natürlich auch einig.

    So sehr ich die modernen Zuchtziele verwerflich finde, halte ich das Argument der Inzucht trotzdem für nicht belegt. Es kann natürlich die Ursache vieler Probleme sein, aber genauso gut auch nicht.


    Ob das richtig ist, weiß ich natürlich nicht, aber bei Wikipedia habe ich zu Cavia aperea - dem lange und teilweise immer noch angenommenen Vorfahren - gefunden:

    Die Nahrungssuche findet in der Regel morgens und abends und nur selten tagsüber statt. Meistens erfolgt sie allein, häufig jedoch auch gemeinsam mit einem zweiten Tier der gleichen Gruppe. Dabei entfernen sich die Tiere nur selten weiter als etwa fünf Meter und nur sehr kurz von der dichten Vegetation auf offenere Flächen zum Fressen. Während der Nahrungssuche gibt es zudem kaum Interaktionen zwischen den Tieren und kein Ruheverhalten

    Das würde bedeuten, sie fressen die ganze Nacht über nichts und am Tag gibt es auch eine sehr lange oder einige lange Pause. Durch geschätzte Pausen von mindestens 10 Stunden in der Nacht und evtl. genauso viel am Tag, bekämen die Tiere trotzdem keine Probleme mit der Verdauung. Und wenn sie sich nicht zwischendurch ausruhen, werden sie auch keine 2 Stunden am Stück fressen.

    Wie gesagt, ich weiß nicht, ob das der Wahrheit entspricht. Ich kann nur von Miro sagen, dass er notgedrungen auch rund 8 Stunden völlig ohne Futter auskommt, ohne aufzugasen. Das schreibe ich nicht als Vorbild zum Nachahmen! Es ist nur eine Erfahrung, die bestätigt, dass Meerschweinchen nicht gleich sterben oder schweren Schaden nehmen, wenn sie längere Zeit nicht fressen. Es ist natürlich nur 1 Tier, das ich dabei beobachten konnte.

    Ist unser heutiges Bemühen, den Schweinchen rund um die Uhr immer Heu und Frischfutter anzubieten und die Angst, wenn es nicht geschehen würde, berechtigt?


    Ich kann nicht genug betonen für alle Mitleser, dass wir hier nur über die aktuellen Grenzen und Dogmen hinausdenken und keine Empfehlungen geben.

  • Der Inzuchtfaktor scheint bei Schweinchen relativ niedrig zu sein. Ich hab ihn nicht mehr genau im Kopf, aber ich meine, dass das nicht so problematisch war, abgesehen von der Schimmel/Dalmatiner-Problematik. Man hat aber das Problem, dass so Krankheiten vermehrt werden. Bei Pferden gibt es oft im einstelligen Bereich pro Geschlecht die Hauptzuchttiere. Ab und an ist dann da rausgekommen, dass ein Tier eine Krankheit weitervererbt hat. Das ist dann überall in der Linie verteilt und wird, wenn es homozygot vererbt wird, dort tendenziell häufiger auftreten als bei anderen Tieren, da sich mehr Träger dieser Krankheit in der Rasse tummeln und gleiche Linien gerne miteinander gekreuzt werden, da sich die Gründer durch ihre guten Eigenschaften bewährt haben. Inwiefern das bei Meerschweinchen zutrifft weiß ich nicht, da es keine Zuchtlinien gibt und, würde ich mal vermuten, deutlich mehr Tiere, die sich miteinander verpaart haben, weshalb der Genpool relativ groß sein sollte. Dennoch könnte es ein Aspekt sein, dass gewisse genetische Veranlagungen, wie die vermutete Veranlagung für Herzerkrankungen beim CH-Teddy, sich in den Meerschweinchen verbreitet haben.


    Unsere Hausmeerschweinchen mit den wilden Meerschweinchen zu vergleichen müsste grenzwertig bis nicht sinnvoll sein. Ich meine auch, soooo gut erforscht sind die in der freien Wildbahn nicht, oder? Ich würde vermuten, dass sich die Ernährung stark verändert hat. Soweit ich das in Peru in dieser einen Doku gesehen habe, kriegen sie dort immer wieder Küchenabfälle reingeschmissen, würden dort also eher tagsüber essen, vermutlich aber in einzelnen Portionen, welche sich aber inhaltlich vom Gras unterscheiden.

    Ich gebe unseren Schweinchen aber nicht! dauerhaft Futter zur Verfügung aus Angst, dass sie sonst sterben oder krank werden. Sie fressen größere Portionen, wenn es etwas Neues gibt, hören aber nach 10-15 Minuten auf, und schlafen dann auch gerne mehrere Stunden. Ich finde eher, dass es eine zusätzliche Anregung ist. Unsere Schweinchen gehen oft am Tag zum Heu oder Gras, futtern dort ein bisschen, vielleicht maximal 5 Minuten, manchmal auch nur ein Grashalm, und gehen dann woanders hin. Das bringt sie dazu sich mehr zu bewegen. Sonst hätten sie ja abgesehen von den Futterzeiten keine/nur eine sehr begrenzte Anregung sich zu bewegen. In der Wildnis gibt es natürliche Feinde, "Reviere", immer wieder Nachwuchs, äußere Einflüsse (z.B. Wetter), die sie zur Bewegung animieren und kognitiv fordern. Zumindest in kleineren Gruppen in Innenhaltung ist da deutlich weniger Abwechslung.

    Ich finde da ByteSchweinchen s Ansatz gut und setze das hier auch so um mit begrenzten Laufwegen, oft umstellen, Futter verteilen,... und ich denke in Kombination mit kalorienarmen Futter ist das der Ansatz, den ich am besten finde und mit dem ich mich wohlfühle. Unsere übergewichtigen Schweinchen Billy und Luna haben damit 400g bzw. 200-300g abgenommen. Der Rest hält sein Gewicht abgesehen von Krankheiten gut. Die Einzige, die damit aber auch schon immer insgesamt "stämmiger" ist, ist Lila. Da ist mir nicht ganz klar, woran das liegt.

    Haremsgruppe und gemischte Gruppe <3

    "untere Gruppe" bestehend aus Luna und Zorro

    "obere Gruppe" bestehend aus Eddie, Billy, Helga, Maddie, Lila, Nayla, Ozeana, Bonnie, Elfriede, Malu, Jackie, Tilda und Ilse

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  • Ich möchte noch ergänzen, dass ich davon ausgehen würde, dass unsere Schweinchen nicht oder nicht mehr als 300g fressen. Unsere Mengen sind leider echt schwierig abzuwiegen, aber es bleibt auch immer relativ viel übrig.

    Was aber auffällt, wenn nur eine handvoll Salat reinkommt, fressen alle sofort auf und der Teller ist leer. Bei einer größeren Menge fressen sie entspannter und weniger. Vielleicht auch, weil sie über den Grasberg auch nicht alle anderen Schweinchen sehen und der Futterneid weniger ausgeprägt ist.

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  • Warum soll man Hausmeerschweinchen in Bezug auf Futterzeiten und -bedarf nicht mit ihren wilden Verwandten vergleichen? Ich habe immer gelesen bisher, dass das Verdauungssystem sehr ähnlich ist. Und was die Fütterung in traditioneller Haltung bei Indios betrifft: Dort werden sie vermutlich auch nicht mehrmals täglich neues Futter bekommen und auch vermutlich keinen Überfluss. Wenn eine Familie z.B. 10-20 Schweinchen hat, fallen vermutlich gar nicht soviele Abfälle pro Tier an.


    Was Du schreibst, dass das Futter auch ein Grund zur Bewegung und Beschäftigung ist, finde ich einen wichtigen Aspekt. Die Frage ist für mich, ob man das mit - falls nötig - reduzierter Futteraufnahme kombinieren kann.

    Du hattest kürzlich geschrieben, dass Du zur Zeit täglich 10kg Wiese sammelst. Das hatte mich sehr verwundert, denn das würde ja rund 700g Wiese pro Tier und Tag bedeuten. Wenn dann noch etwas Gemüse und ein paar Blätter dazukommen, wäre man bei 750 bis 800g Frischfutter plus Heu. Das wäre rund das Dreifache von dem, was unsere Jungs fressen. Oder wirfst Du weit über die Hälfte wieder weg?

    Ich vermute, dass das Fressverhalten bei Deinen und meinen Schweinchen unterschiedlich ist. Bei uns gibt es dreimal täglich frisches Grünfutter und zwischendurch meistens noch Gemüsestückchen o.ä. Frische Zweige und Heu sind immer da. Trotzdem fressen die gesunden Tiere rund 20-40 Minuten am Stück, wenn die neue Portion kommt. Von dem, was dann liegen bleibt, fressen sie dann kleinere Mengen mal hier mal da.

    Wie machst Du das mit Futterverteilen?

    Bei Wiese, die ja im Sommer der Hauptanteil ist, ist mir die "Sauerei" zu groß, wenn ich die überall in meinem Zimmer verteile. Außerdem würde sie dann doch schneller verwelken als auf einem Haufen. In den Einstreubereichen will ich sie nicht haben, damit es dort nicht vergammelt oder unnötig feucht wird. Bambus und Gemüsestückchen habe ich mitunter verteilt, aber eine Dauerlösung wäre das auch nicht. Ich muss ja auch noch irgendwo gehen können.

  • Ich hatte das danach geschrieben. Das Verdauungssystem könnte relativ/ziemlich gleich sein, aber ich denke von der Ernährungsweise her, ist es nicht ganz richtig zu sagen, dass man das so aufs Hausmeerschweinchen übertragen kann, da die Meerschweinchen in den Hütten sicher mehrmals täglich Küchenabfälle bekommen und somit mehrere kleine (ich vermute mal 3 Portionen am Tag, aber das wird vom Einkommen abhängen) Portionen tagsüber fressen. Zumindest optisch haben sich die Wildmeerschweinchen im Gegensatz zu den "Hüttenschweinchen" sehr geändert und unsere Meerschweinchen hier, ähneln in der Hinsicht doch sehr viel mehr den domestizierten Schweinchen und kommen auch gesichert dort her, wenn ich mich richtig erinnere.

    Zitat

    Aufgrund der energiereicheren und saftigeren Ernährung der Hausmeerschweinchen hat sich auch der Verdauungstrakt mit der Zeit angepasst. Der Magen ist größer, so dass Hausmeerschweinchen auch größere Mahlzeiten auf einmal bewältigen können. Der Dünndarm ist länger, um eine längere Strecke zum Entwässern des Nahrungsbreies zu haben. Auch Blind- und Dickdarm sind größer, wahrscheinlich eine Folge der zum Teil erheblich von der Grasnahrung des Tschudi abweichenden Futters, mit welchem die Tiere seit Jahrtausenden zurechtkommen müssen.

    Trotz der starken Veränderungen im Verdauungstrakt kommen Hausmeerschweinchen auch heute noch mit der ursprünglichen Grasnahrung der Tschudi-Meerschweinchen zurecht.

    Das hatte ich jetzt gefunden bei Wikipedia. Ob man da alles so glauben kann, ist aber fraglich.

    Wir haben uns bei der Wiesenernährung mittlerweile eingestellt bei, schätze ich 6-8 kg für um die 2 Tage. Manchmal fressen sie phasenweise deutlich mehr, aber grundsätzlich passt das ganz gut, dass immer was da ist. Reste gibt es eigentlich immer reichlich, weil neues Futter ist ja eh besser als altes :D

    Unsere Schweinchen fressen sehr selten lange am Stück. Gestern gab es aber nicht viel Frischfutter, weil sie noch so viel hatten und dann gab es auch noch ca. 2 Stunden gar keins beim Saubermachen. Danach haben sie auch an die 40 Minuten gefressen und jetzt sind nur noch wenig Reste da. Heute Abend, wenn sie wieder den ganzen Tag was hatten, müsste das anders aussehen.

    Ich verteile hauptsächlich die verschiedenen Futterarten, also dass Gras und Heu möglichst weit voneinander weg ist. Zweige kommen verteilt an andere Orte, auch gerne erhöht. Manchmal verteile ich Futter auf Unterständen, Tunneln, usw. damit sie sich Strecken können. Auf dem Boden verteile ich eigentlich nur in kleine Teile geschnittene Gurke, weil die restlos gefressen wird ubd gut sichtbar ist. Da sind sie immer ganz aufgeregt.

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  • Ich weiß, dass manche Quellen heute das Cavia tschudii als Vorfahre der Hausmeerschweinchen angben. Wenn man sie dieses und Cavia aperea ansieht, halte ich es - wie einige andere immer noch und m.W. alle früher - für wahrscheinlicher, dass Cavia aperea der Vorfahre ist. Die genetischen Untersuchungen haben m.E. schon bei manchen Tierarten falsche Zusammenhänge ergeben. Falls meine Vermutung richtig sein sollte, wäre es also die Frage, ob die Ähnlichkeit mit Cavia aperea in Bezug auf die Verdauung größer ist. Und ob die Unterschiede so oder so etwas mit dem Futterbedarf zutun haben, weiß man ja auch noch nicht.

    Was mir noch eingefallen ist: Wenn ich den Schweinchen Gras hinlege, ziehen sie mit beachtlichem Tempo einen oder gleichzeitig bis zu 5 oder 6 lange Halme ein. Wenn ich sie im Gartengehege beobachte, fressen sie Teile von einzelnen Halmen und nehmen dann von dem nächsten einzelnen Halm. Dabei kommt also viel weniger in den Bauch als beim geschnitten vor Ihnen liegenden Gras. Gleiches gilt natürlich, wenn sie bestimmte Kräuter wollen. Die in dem Haufen zu suchen, geht schneller und verbraucht weniger Energie als sie im Freien zu suchen.

  • Ich möchte noch einen anderen Aspekt zum Thema "Übergewicht" erwähnen.

    Als unsere Zuchtrentnerin Karla im Alter von ca. 3 Jahren hier einzog, wog sie nur ca. 750 g. Das war rund 6 Wochen nach ihrer letzten Geburt. Sie war davor vermutlich sehr oft schwanger. Jetzt nach 2 Jahren ohne Schwangerschaft wiegt sie rund 1150 g. Also schon eine sehr deutliche Gewichtszunahme für ein ausgewachsenes Schweinchen.

    In der freien Natur und bei uns bis vor ein paar Jahren war es doch ganz normal, dass Meerschweinchen fast ständig schwanger waren. Da hat niemand mißbilligend geschaut, wenn das Meerschweinchen im kleinen Käfig ab und zu Junge bekam.

    Hier nun meine zugegeben ziemlich provokante These ( nur eine These zum Überlegen, keine Handlungsanweisung ).

    Kann es sein, dass Meerschweinchen, die häufig schwanger sind, dadurch weniger wiegen und dass sich dann das niedrige Gewicht positiv auf die Gesundheit auswirkt? Ist das möglicherweise einer der vielen Faktoren, warum Meerschweinchen früher älter wurden?

    <3Karla *2019 <3 Ludwig *18.1.2022 <3 Minna *ca. 20.8.2022 <3 Selma * 2.2.2024 <3 Amalie *ca. 25.4.2024

    Für immer im Herzen: Berta, Pieps, Charly, Greta, Emma, Sophie, Chocolate

  • Die These finde ich durchaus berechtigt. Mein Eindruck durch das was so von früher erzählt wird, ist aber, dass Nachwuchs in Privathaltung nicht oft vorkam. Aber vielleicht irre ich mich da?

    Jedenfalls dachte ich auch heute gerade, dass wir mit dem Verhindern von Trächtigkeit und Nachwuchsaufziehen vielleicht noch mehr in die Natur und das Wesen der Tiere eingreifen, als uns bewusst ist. Denn es ist ja nicht nur das Weibchen, dass oft trächtig wird, dann säugt usw., sondern das beeinflusst ja das Leben der ganzen Familie. Die Jungen müssen geschützt werden, ihnen muss beigebracht werden, wie man sich verhält, was man futtern kann usw. Und dann kommt die Zeit wo jungen Böckchen vertrieben werden und die Weibchen vermutlich umworben oder von einem anderen Böckchen erobert werden. Und dann geht es schon wieder von vorne los.

    Zudem ist die Frage, ob unsere Böckchen durch die Kastration und das oft unterdrückte oder verblasste Sexualverhalten und die Weibchen durch immer neue aber erfolglose Brünstigkeiten nicht auch Schaden nehmen. Dies könnte sich dann auch in "Frustessen" o.a. auswirken.

    Die Lösung wäre sicherlich nicht, dass in einer Gruppe mit einem Böckchen und drei Weibchen im Jahr z.B. 27 Junge plus die ganzen Jungen der Jungen geboren werden. Aber es ist trotzdem bedenkenswert und die Auswirkungen sind ggf. da, egal ob das in unsere Sicht passt oder nicht.

    Und es hat auch damit zu tun - aber das gehört hier nur am Rande her - was wir als artgerechte Haltung betrachten. Wenn jemand mit dem Argument z.B. Bockgruppen ablehnt ist das schlicht und einfach absurd. Unsere Haltung von Meerschweinchen ist nie artgerecht, aber hoffentlich trotzdem gut für die Tiere - also tiergerecht.

  • Aber während der Trächtigkeit sind die Weibchen ja auch deutlich übergewichtig, was sich dauerhaft sicherlich auch nicht gerade positiv auf Gelenke usw auswirkt, oder übersehen ich da etwas?


    Meine Theorie neben der Bewegung wäre die "Zucht"linie bzw Züchtung.

    Zwei der Kastrate die jahrelang bei mir in Urlaubsbetreuung waren, wogen ausgewachsen nur knapp 700g und waren dauerhaft sehr schlank, deren Weibchen waren mit 1000-1300g deutlich gewichtiger. Selbe Haltung, selbes Futter, selber Platz, die Kastrate nicht rangniedrig. Aber beide Jungs eher mit Rattenköpfen und etwas kleiner, also "alter Schlag". So wie es sie "damals" auch überwiegend gab und heute kaum mehr.

    Liebe Grüße von den 8 Quietschnasen:

    <3 Domino, Johnny, Lavendel, Velvet, Schnuppe, Lumi, Ida und Nessaja <3

  • Ich wollte euch einmal ein paar Bilder zeigen, und fragen, wie ihr den Ernährungszustand einschätzen würdet vom optischen Eindruck her. Wir hatten das hier schon mal gemacht, aber da die Tiere in dem Video optisch schlank wirkten, finde ich es nochmal interessant zu sehen, wie man sich doch täuschen kann.

    Erstes Schweinchen:

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    Zweites Schweinchen:

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    Drittes Schweinchen:

    IMG-20240825-WA0027.jpg


    Viertes Schweinchen:

    IMG-20240813-WA0026.jpg


    Ich weiß natürlich wie der Zustand von dem Schweinchen ist, da ich sie oft auch in Bewegung sehe, ihren Gewichtsverlauf kenne und sie auch abtasten kann. Deswegen würde mich interessieren, wie ihr das einschätzt.

    Gerade interessant finde ich im Bezug auf das Video, dass man Unterernährung bei Schweinchen optisch erst spät sieht und bei Schweinchen mit einem dickeren/anderen Fell vielleicht gar nicht.

    Ich sage nicht, dass die Tiere unternährt sind, aber man weiß es eben nicht bzw. kann es so aus meiner Sicht nicht einschätzen, was auch im Hinblick auf die frühere Haltung zu Fehleinschätzungen führen kann.

    Was mir noch eingefallen ist, unsere alten Schweinchen sind mit 800-950g (Weibchen) und 1113g (Höchstgewicht Kastrat) sehr klein gewesen. Der Kastrat ist vermutlich aus einer Zucht. Die Mädels sind alle bei uns aufgewachsen mit nur Heu und ab und an mal Gurke und so ihr ganzes Leben gefüttert worden. Meine Freundin aus der Pflegestelle hatte ein erwachsenes Schweinchen, welche 600g gewogen hat und vermutlich wegen mangelnder Versorgung einfach aufgehört hat zu wachsen. Das wirf heutzutage mit den energiereichen Trockenfutter angeboten vielleicht nicht mehr so sein, aber eventuell sind die anderen Tiere auch immer mehr auf der unterernährten und -entwickelten Seite geblieben. Dagegen würde erstmal sprechen, dass bei dem Notfall von Helga zweifelsohne eine Mangelernährung vorlag, die Tiere aber tendenziell normalgewichtig (über 1 kg) sind und "nur" vermehrt Krankheiten und Fehlbildungen auftreten.

    Meine andere Theorie ist relativ simpel...es wurden ziemlich viele Cuys eingezüchtet. Gerade bei GHs, die glaube ich die größte Farbvielfalt haben, und eventuell dann auch noch eingegrenzt wurden. Mindestens in der California-Zucht wurde viel mit Cuys gezüchtet. Auch CH-Teddys sollen relativ groß sein. Cuys sind ja bekanntermaßen auch nicht besonders gesund, vielleicht kommen daher viele Probleme. Wie genau da was reingezüchtet wurde, weiß ich aber nicht.

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  • Aber während der Trächtigkeit sind die Weibchen ja auch deutlich übergewichtig, was sich dauerhaft sicherlich auch nicht gerade positiv auf Gelenke usw auswirkt, oder übersehen ich da etwas?

    ...

    1.) Die Jungen nehmen ja erst in den letzten beiden Wochen der Schwangerschaft so richtig zu. Das heißt, die Belastung für die werdende Mutter durch das Gewicht der Jungtiere ist auf einen recht kleinen Zeitraum begrenzt.

    Ich nehme an dass du das meinst, denn die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft nennt man ja nicht "Übergewicht".

    2.) Es macht einen sehr großen Unterschied, ob man kurzzeitig ein hohes Gewicht durch die Schwangerschaft hat, was nicht weiter dramatisch ist. Oder ob die inneren Organe von Fett umgeben sind bzw. sich durch Fetteinlagerungen verändern wie bei einer Fettleber oder verengten Blutgefäßen. Das ist bei Übergewicht, vor allem bei starkem Übergewicht der Fall und sehr ungesund.

    <3Karla *2019 <3 Ludwig *18.1.2022 <3 Minna *ca. 20.8.2022 <3 Selma * 2.2.2024 <3 Amalie *ca. 25.4.2024

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  • Ich finde es sehr schwierig, Meerschweinchen auf Fotos einzuschätzen, solange man sie nicht in spezifischen Positionen sieht. Am besten kann man dann m.E. Übergewicht im Stehen und Gehen erkennen, also wenn man von der Seite den Bauch deutlich nach unten gewölbt sieht oder von oben zu den Seiten die Rundungen.

    Sobald ein Tier sitzt oder liegt, kann es zumindest in der hinteren Hälfte breit aussehen, obwohl es mager oder normalgewichtig ist. Selbst unser abgemagerter Miro kann im Sitzen von oben fast dreieckig wirken.

    Deshalb fand ich ja das Video besonders aussagefähig, weil man sie da im Gehen und von verschiedenen Richtungen sehen konnte.

    Ich hatte die Frage wegen des Alters der Tiere im Video nicht beantwortet. Die Jüngste ist das California-Schweinchen. Sie ist mindestens 1,5 ich meine eher 2 Jahre alt und kam als Jungtier zu der Halterin.

    Bei Langhaartieren würde ich ohnehin passen, weil das Fell für mich nicht vom Körper trennbar ist und auch weil ich noch nie welche hatte.

  • IrishGirl Ich glaube auch, dass Cuys eingezüchtet wurden, vor allem wegen der Farbvielfalt. Da die Cuys aber auf schnelle Gewichtszunahme und schnelles Wachstum gezüchtet wurden und Langlebigkeit und Gesundheit für die Zucht von Nutztieren uninteressant sind, haben wir jetzt mit Gesundheitsproblemen zu tun die es früher so nicht gab.

  • Ist unser heutiges Bemühen, den Schweinchen rund um die Uhr immer Heu und Frischfutter anzubieten und die Angst, wenn es nicht geschehen würde, berechtigt?

    Ich kann nur aus meiner (nicht-repräsentativen) Erfahrung sagen, dass ich mit diesem "Prinzip" drei von vier Schweinchen dick gefüttert habe und es jetzt auch anders handhabe. Eine Heu-Raufe steht immer zur Verfügung, also der Magen muss hier nicht leer bleiben. Aber Frischfutter gibt es erst, wenn ich sehe, dass sie auch an die unliebsamen Reste gehen (Salat-Strunke u.ä.), also, wirklich wieder Hunger haben. Sonst suchen sie sich schlicht immer nur das Leckerste raus und ich kann mir nicht vorstellen, dass das gesund ist. Meine Kinder überlasse ich ja auch nicht nur den Süßigkeitenschrank. Außerdem ist die Natur auch kein All-You-Can-Eat-Buffet, sondern da muss je nach Jahreszeiten auch mal etwas gegessen werden, was vielleicht nicht dem Lieblingssalat entspricht.

    Oder wie Silke oben schrieb, sie halten ja auch Ruhephasen in Höhlen. Meerschweinchen sind ja auch extrem schreckhaft - dh. auch wenn Fressfeinde, Gewitter o.ä. droht, dann müssen sie ebenfalls länger ohne Fressen ausharren können.

    (Übrigens sagt auch meine Meerschweinchen-Experten-TA, dass sie zwar nicht ZU dick sind, aber je höher das Gewicht, desto bewegungsfauler werden sie und das widerum werde dann schnell ein Teufelskreis.)

    Frieda: Ich fänd deine zusammengefassten Erkenntnisse aus den Beobachten dem angelsächsischen Raum auch interessant. Tendenziell bin ich immer für naturnah - nur denke ich auch manchmal, dass es gar nicht möglich ist, den natürlichen Speiseplan perfekt zu imitieren. Und irgendwas werden sich auch die anderen Experten dabei denken.

    Auf jeden Fall: Dass es für den Verdauungstrakt eines Tieres gesund sein kann, quasi ohne etwas dafür zu tun, den ganzen Tag (oft noch mundfertig geschnittenes) Grünzeug vorgesetzt zu kriegen, kann ich mir auch nicht so richtig vorstellen. Aber vielleicht sind die Meerschweinchen auch einfach so überzüchtet, dass man immer weniger aus der Natur herleiten kann und mehr aktuelle Beobachtungs-Studien aus der Haustierhaltung braucht, um den Stein der Weisen zu treffen? :/

  • Vermutlich kommen wir nicht weiter, wenn wir versuchen die Ernährung der wilden Vorfahren nachzuahmen. Den diese nachzustellen wird uns nie gelingen. Vielmehr sollten wir herausfinden, was unsere individuellen Tiere langfristig sehr gut vertragen. Da die Gräser in den Anden andere sind, als die die ich hier in Mitteldeutschland finde, kann man das einfach nicht vergleichen. Selbst wenn die Verdauung der Tiere noch 1:1 die gleiche wäre.

    Es gibt meines Wissens nach zwei Hauptgründe, welche für Frischfutter ad libitum sprechen.

    1. Zahngesundheit (Zahnabrieb)

    2. Darmgesundheit

    Dazu kommen natürlich auch noch andere Erkrankungen, denen man durch Frischfutter vorbeugen möchte. Z.B. Blasen- und Nierensteinen.

    Offensichtlich schützt eine ad libitum Ernährung aber nicht konsequent vor Zahnproblemen. Auch nicht vor Aufgasungen oder anderen Verdauungsbeschwerden. Zahnprobleme entstehen meiner Erfahrung nach meistens nicht durch falsches Futter, sondern in Folge anderer Erkrankungen oder schlechter Genetik (z.B. zu kleine Köpfe). Es müsste also wirklich schwer sein, zu sagen, ob Meerschweinchen die viel trockenes Futter bekommen wirklich eher zu Zahnproblemen neigen.

    Und bei Verdauungsbeschwerden? Auch da kann man, wie ich finde, schlecht ein Urteil sprechen. Wenn ich ein Notfellchen aufnehme, welches von Klein auf nur Trockenfutter und Möhren kannte, dann könnte (!) es sein, dass seine Dramflora mit dem frischen Grünfutter einfach nicht zurecht kommt. Hingegen würde es Trockenfutter weiterhin ganz gut vertragen. Andere Schweinchen hingegen vertragen Frischfutter sehr gut. Den Grund für diese Unterschiede herauszufinden, dürfte extrem schwierig sein.

    Selber hatte ich nur ganz selten mal Aufgasungen bei meinen Kleintieren. Wenn, dann gab es meistens eine andere Erkrankung die dazu führte, dass die Tiere schlecht fraßen. Das ist aber nur meine persönliche Erfahrung.


    Was ich damit sagen will, wir drehen uns im Kreis. Um herauszufinden welche Ernährungsform gesünder/ risikoärmer ist, müsste man großangelegt mehrere Gruppen über Jahre beobachten. Sehr sehr viele Gruppen, bestehend aus verschiedenen Rassen. Der einzige Unterschied in der Haltung dürfte die Ernährung sein.

    Persönlich kann ich mir nicht vorstellen dass Trockenfutter "gesund" ist, was aber nicht bedeutet dass so ernährte Tiere immer krank werden. Umgekehrt bedeutet eine vielfältige, frische Ernährung nicht, dass die Tiere niemals erkranken... .

    Vielleicht könnte man argumentieren, dass überwiegend mit Trockenfutter ernährte Meerschweinchen im Falle einer Erkrankung zusätzlich eher zu Aufgasungen tendieren- oder eben umgekehrt! Ich wünschte mir wirklich dass wir dazu viel mehr Daten hätten, z.B. aus Kliniken/ Tierarztpraxen.


    Thema Futterpausen: Eine Theorie, nur eine Theorie, vielleicht fressen wilde Schweinchen Nachts vermehrt Kot? Oder zu Zeiten, in denen sie wenig Futter finden können. Meine Schweinchen knabbern gerne am Heu, während sie entspannen. Vielleicht machen wilde Schweinchen das auch, nur dass sie das knabbern, was sie finden können. Ich weiß nicht, ob sie ihre Höhlen mit Nistmaterial füllen. Das fressen von Kot an sich ist ja nichts ungewöhnliches. So könnten sie längere Phasen ohne Futter überbrücken. Die Verdauung kommt nicht komplett zum erliegen, da immer wieder wieder kleine Mengen nachkommen.

    Persönlich würde ich lange Futterpausen nie erzwingen. Aber es muss nicht immer alles da sein. Heu ist sehr wichtig, dazu noch Reste vom Frühstück ist, denke ich, genug. Wenn sie wirklich Hunger haben fressen sie schon.


    So sehr ich die modernen Zuchtziele verwerflich finde, halte ich das Argument der Inzucht trotzdem für nicht belegt. Es kann natürlich die Ursache vieler Probleme sein, aber genauso gut auch nicht.

    Mir ging es nicht speziell um Inzucht, eher um Zucht auf Kosten der Tiere. Z.B. sehr kurze, runde Köpfe mit weniger Platz für die Zähne.

    Ab und an ist dann da rausgekommen, dass ein Tier eine Krankheit weitervererbt hat. Das ist dann überall in der Linie verteilt und wird, wenn es homozygot vererbt wird, dort tendenziell häufiger auftreten als bei anderen Tieren, da sich mehr Träger dieser Krankheit in der Rasse tummeln und gleiche Linien gerne miteinander gekreuzt werden, da sich die Gründer durch ihre guten Eigenschaften bewährt haben.

    Das zum Beispiel. Oft wird mit Meerschweinchen bereits recht jung weitergezüchtet, ohne zu wissen ob sie besonders krankheitsanfällig sind. Um zu wissen ob ein Meerschweinchen robust ist, müsste man eigentlich einige Jahre warten- was logischerweise nicht möglich ist. Aber auch umfassende und teure Untersuchungen (Wie sie z.B. Zuchtpferde oder Hunde durchlaufen) werden wahrscheinlich eher nicht gemacht. Sehen die Schweinchen optisch gut aus und gibt es keinen Grund zur Annahme dass sie krank sind, wird weiter gezüchtet. Dabei entpuppen sich Krankheiten oder Tendenzen oft erst im Alter, wenn überhaupt. Herzprobleme bei Kaninchen großer Rassen sind sehr gängig. Diese bekommen meistens erst Probleme wenn sie älter werden. Würde man kranke Tiere konsequent aus der Zucht nehmen, könnte man das Risiko eindämmen. Aber das liegt leider nicht im Interesse (oder der Macht) der meisten Züchter.

    Und es hat auch damit zu tun - aber das gehört hier nur am Rande her - was wir als artgerechte Haltung betrachten. Wenn jemand mit dem Argument z.B. Bockgruppen ablehnt ist das schlicht und einfach absurd. Unsere Haltung von Meerschweinchen ist nie artgerecht, aber hoffentlich trotzdem gut für die Tiere - also tiergerecht.

    Das ist es. Wir können niemals die perfekte Haltung oder Ernährung bieten. Aber wir können weiterhin versuchen das Beste für sie raus zu holen <3 .

  • So, also meine Gedanken zum Thema Ernährung im angelsächsischen und im deutschsprachigen Raum.

    Einige Vorbemerkungen: Ich bitte darum, nicht direkt drauf anzuspringen „Das ist zu wenig Gemüse“ oder „Trockenfutter ist doch Müll“. Lasst Euch einmal auf die uns fremden Gedanken ein, doof finden kann man sie danach noch immer.

    Es ist auch zunächst Mal nicht meine Meinung, dass eine solche Fütterung anzustreben ist und ich weiß auch nicht, wie die optimale Fütterung aussieht.

    Nachlesen könnt Ihr ganz viel unter

    https://www.theguineapigforum.…-guinea-pig-diets.116460/

    Das ist ein sehr gutes englischsprachiges Forum. Userin „Wiebke“ ist quasi die dortige „Silke“. Also die Hauptmoderatorin mit viel Erfahrung.

    1.) Einigkeit besteht in der angelsächsischen Fütterung mit der im deutschsprachigen Raum, dass Wiese mit hohem Grasanteil (75-80% Gras, 20-25% Kräuter in etwa) die beste Fütterung ist.

    2.) Interessant wird es, wenn man keine Wiese zur Verfügung hat. Die Idee ist nun, dass man die Wiese durch andere Futtermittel ersetzt. Dazu ersetzen sie das Gras durch (Gras)-Heu (+ Wasser) und sehen Gemüse (inkl. Salat) und Pellets (1 Teelöffel, 5g) als Ersatz für Wildkräuter an. Damit limitieren sie dann auch das Gemüse (+Salat) auf 30-50g/Tag (oder 1 Cup). Zusätzlich empfehlen sie das Wasser zu filtern um den Calciumgehalt niedrig zu halten, allerdings ist in GB das Wasser meist auch deutlich härter als bei uns und Meerschweinchen trinken bei dieser Ernährung natürlich deutlich mehr als wenn es viel Frischfutter gibt. Pellets gelten allerdings auch in diesem Forum als verzichtbar.

    Interessant ist, dass die Tiere bei dieser Ernährung durchaus nicht unbedingt ungesünder sind als unsere Tiere.

    Wenn man durchs Forum liest, merkt man allerdings auch, dass die Tierärzte, die sich mit Meerschweinchen auskennen („Exotic vets“ im Gegensatz zu „General vets“), zu mehr Frischfutter raten (allerdings vermutlich nicht zu rundum die Uhr eine Riesen Auswahl, dazu ist Gemüse in GB auch viel zu teuer)

    Was ich total spannend fand, war die Idee, dass Gemüse im Grunde die Wildkräuter ersetzt. Und wenn man z.B. Auf die Meerschweinchenwiese guckt, dann soll „echtes Gemüse“ ja auch nur in geringen Mengen gefüttert werden. Ich hab also für mich mitgenommen: Möhre, Paprika, und sehr mineralstoffreiches Futter wie manche Petersilie oder Spinat tatsächlich nur zu etwa 50g/Schwein / Tag zu verfüttern.

    3.) Auf der Seite ist auch eine Beispielration zu sehen. Diese besteht aus je einem Gemüse aus folgenden Kategorien: Salat, Gemüsegrün, Kräuter, Kohl, Gurke, rote Paprika + 1 extra.

    Als Genüsegrün empfehlen sie Staudensellerie (perfektes Calcium-Phosphor-Verhältnis, eher wenig Mineralien im Vergleich z.B. zu Kohlrabiblätter oder Möhrengrün). Als Kräuter: Koriander (Vergleichsweise wenig Calcium, perfektes Calcium-Phosphor-Verhältnis, aber viel Magnesium), also Kohl wird eine Sorte empfohlen, die ich nicht ins Deutsche übertragen bekomme, aber auch eher mineralstoffarm. Gurke für die Flüssigkeit und weil sie es mögen und rote Paprika fürs Vitamin C.

    Und das fand ich sehr hilfreich. In der Tat versuche ich meine Fütterung entlang dieser Beispielration auszurichten, nicht in der Menge, aber in dem was gefüttert wird. „Füttere vielfältiges Grün, aber xy nur selten“ klingt halt sehr einfach, aber wie stelle ich das zusammen, dass alle notwendigen Nährstoffe abgedeckt sind, aber eben auch die Verhältnisse stimmen? Natürlich gibt es das so nicht jeden Tag, aber die Idee Salat, Gemüsegrün und Kräuter (Kohl verträgt hier ein Schweinchen nicht, Zahnprobleme) immer zu füttern und eher mineralstoffarme Sorten und dann eine Sorte mal ab und an zu tauschen, finde ich sehr praktikabel und „hands on“. Grade mit diesem Beispiel.


    Letzten Endes füttere ich jetzt also eine Mischung aus alles muss jeder Zeit zur Verfügung stehen und streng rationiert:

    Heu und Wasser gibt es natürlich immer. Streng rationiert wird „echtes Gemüse“ und sehr mineralstoffreichen blättriges Futter. Weniger strenge bin ich bei bei blättrigem Futter mit moderatem Calciumgehalt wie Koriander oder Staudensellerie oder Wildkräutern wie Löwenzahn, hier gibt es doch (deutlich) mehr als in diesem Beispiel. Und irgendeine Form von Grünfutter (meist Salat und Staudensellerie) ist immer im Gehege. Und ich für mich betrachte es auch eher als eine Art Getränk in Blattform.

    Und insofern hab ich dann durchaus was gelernt, insbesondere die Menge auf die ich „echtes Gemüse“ begrenzen muss und welches Gemüse ich überhaupt verfüttern sollte und in welcher Zusammenstellung..

  • Und irgendeine Form von Grünfutter (meist Salat und Staudensellerie) ist immer im Gehege.

    Beim Staudensellerie meinst du jetzt nur das Grün oben? Ich weiß gar nicht, was ich mit so viel Knolle machen soll, wenn ich das regelmässig hole.. :/

    Sehr interessant, vielen Dank für die Zusammenfassung! Also wird sich auch in England ja -im Bestfall- doch stark an Blättrigem/Frischem orientiert, nur eben scheinen Pellets nicht so als No-Go betrachtet zu werden wie hier.

    Hast du zufällig auch mal einen Unterschied zur Fütterungsempfehlung bei ganzjähriger Außenhaltung mitbekommen?

    Seit es kühler geworden ist, bin ich wieder sehr Gemüse-Lastig unterwegs, was mir eigentlich nicht gefällt. Auf Salate gehen sie plötzlich viel weniger. Kohl werd ich jetzt anfüttern, aber der wird so schlecht angenommen.. Wenn das Pflücken ganz weg fällt, weiß nicht, ob ich dann mal "strenger" sein muss und wirklich warten, dass sie den Kohl fressen und alternativ nur Heu anbieten. Bin etwas ratlos, weil ich auch denke, dass ich zu viel Knolle/Kürbis etc. füttere (letzten Winter haben sie damit sehr zugenommen), aber sie brauchen ja auch viel Energie draußen und Eisbergsalat etc. wirkt mir dann immer so dürftig..

  • Staudensellerie = Bleichsellerie = Stangensellerie

    Das ist im Grunde nur das Grün, aber es wird extra so gezüchtet.

    Naja, der grundlegende Unterschied ist, das englische Forum sieht Salat / Gemüsegrün/ Kräuter / Kohl als Ersatz für frische Wildkräuter, nicht aber als Ersatz für frisches Gras. Das tut aber die Meerschweinchenwiese (jetzt stellvertretend für die Fütterung, die im deutschsprachigen Raum empfohlen wird). Ich kann das ein bisschen nachvollziehen, weil „Supermarktwiese“ doch eine deutlich höhere Mineralstoffdichte aufweist, bei gleichzeitig geringeren Rohfaseranteil. Die Schlussfolgerung, dass man dann als Grasersatz fast ausschließlich Heu + Wasser füttern möge, finde ich dann aber doch schwierig wegen der verminderten Wasseraufnahme.

    Und ja, die gehen ähnlich meerschweinchenberatung.at (sehr lesenswert, die medizinischen Themen werden dort von einem Veterinär der veterinärmedizinischen Universität in Wirb qualitätsgesichert) auf grün. Und vor allem sind sie sehr sensibel was Zucker / Wurzelgemüse betrifft.

    Und das ist das, was ich meine, es lohnt sich andere Erfahrungen / Fütterungsweisen anzuschauen, auch wenn sie erstmal furchtbar klingen. Man kann viel lernen, wenn man sich Gedanken machen warum wer wie was tut. Meine Fütterung hat es, denke ich, verbessert.

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