Ella Deine Frage ist sicherlich berechtigt. Ich habe ja leider schon einige problematische Zusammenführungen miterlebt. Ich weiß daher, dass die Tiere es nicht immer alleine regeln können. Deshalb greife ich bei Bedarf ein. Ob ich damit immer richtig liege, weiß ich nicht. Aber das ist bei fast allem, was wir Menschen machen leider so.
Wenn ein Tier das andere kurzzeitig jagt, besteigt, Kopfnüsse verteilt u.a. greife ich natürlich nicht ein. Aber ein Bespiel ist halt wie gejagt wird. Es gibt in solchen Situatione das Jagen oder besser noch das Treiben, um einen einzunorden. Aber es gibt auch das aggressive Jagen, mit dem Ziel, den anderen zu beißen oder dauerhaft zu vertreiben. Man sieht an der Art wie der Verfolger dann läuft und erstaunlicherweise sogar vorher an seinem Gesichtsausdruck, was sein Ziel oder wie er gestimmt ist. Bei dem aggressiven Jagen, erst recht wenn es wiederholt vorkommt, greife ich ein.
Ein wichtiger Unterschied ist auch, wer die zwei Beteiligten sind. Bei Dachsi und später auch bei Wuschel sowie auch bei Landolf war ich viel entspannter als jetzt z.B. bei Josia. Mein Landolf hat sich früher viel gestritten, vorallem mit Miro. Aber er hat fast nie gebissen und nie ernstlich.
Das Problem ist halt: Wenn ich warte, bis ein Tier ein- oder mehrmals gebissen wird, kann eben auch ernstlicher körperlicher oder seelischer Schaden entstanden sein und das Verhältnis zwischen den Tieren sehr viel schlechter sein als vorher. Das macht dann die Vergesellschaftung oft schwieriger und länger. Oder man gibt die neuen Tiere ab. Das will ich möglichst vermeiden, denn welche Aussichten haben Böckchen dann?
Wie ich eingreife? Möglichst mit beruhigenden oder ermahnenden Worten. Notfalls mit etwas ungefährlichem, das ich zwischen die Tiere halte oder indem ich mich "vor ihnen aufbaue" u. ä. optische Signale.
In Notstationen gibt es sicherlich unterschiedliche Szenarien. Das vermutlich beste und harmonischte sind sehr große Gruppen (rund 20 und mehr Tiere) mit sehr viel Platz und einigen kompetenten Tieren. Das funktioniert anscheinend gut bei gemischtgeschlechtlichen Gruppen und auch bei Bockgruppen. Auch oft erfolgreich bei Böckchen sind eben die Zweiergruppen. All das berichten auch private Halter, die solche Gruppen haben.
Ich habe aber auch schon Notstationen oder Bilder von denen gesehen, wo die Tiere viel zu wenig Platz haben. Wenn z.B. rund 12 überwiegend junge Böckchen auf weniger als 3qm sitzen, finde ich das nicht in Ordnung. Die Tiere leben da ja teilweise viele Monate.
Aber vielleicht ist es sogar so, dass unter solcher extremen Enge und Übersetzung die Tiere nicht mehr normal leben, sondern in einem Notmodus. Das würde vielleicht auch erklären, warum in manchen planlosen, extremen Vermehrungssituation die Tiere unverletzt bleiben. Es gibt natürlich auch die ausgeuferten Haltungen , wo dann völlig zerbissene Tiere teilweise mit zerstörten Augen, eitrigen Wunden u.ä. gerettet werden.
Die Frage, warum das was bei mir und einigen anderen Haltern so schwierig sein kann, in Notstationen aber angeblich funktioniert, habe ich mir schon sehr oft gestellt. Neben den o.g. Überlegungen halte ich es auch für möglich, dass die meisten nicht ehrlich berichten.
Gestern habe ich noch einmal intensiv Kurzberichte einer Notstation gelesen, die ich selbst mal besucht hatte. Da sterben auffallend viele Tiere noch unter 3 Jahren. Es passiert pft nicht direkt nach der Aufnahme, sondern z.B. ein halbes oder eineinhalb Jahre nach der Aufnahme. Auch kommt es dort teilweise zu ernstlichen Bisswunden und schweren Augenverletzungen durch Kämpfe. Dort werden auch Schweinchen als eigene Tier gehalten und sind auch von diesem Phänomen betroffen. Natürlich kann es auch an mangelnder medizinischer Versorgung oder überhaupt Beobachtung liegen.
Eine andere spontane Überlegung ist: Wir füttern ja anders als ein Massenbetrieb wie es viele Notstationen und Züchter sind. Vielleicht wirkt sich das Futter auch auf das Verhalten aus?