Ist die Zucht von Meerschweinchen sinnvoll?

  • Hallo Zusammen,

    ich weiß es ist immer wieder ein Thema, woher man seine Meerschweinchen beziehen sollte und Züchter sind ein Option. An dieser Stelle möchte ich das Thema aber von einer anderen Seite betrachten:

    Welchen Sinn hat es eigentlich Meerschweinchen in Deutschland zu züchten? Und welchen Einfluss hat die Zucht auf die Meerschweinchen der Züchter?

    Ich möchte hier bewusst von sogenannten seriösen Züchtern ausgehen im Gegensatz zu Vermehrern. Also Menschen, die über Jahre hinweg regelmäßig für Nachwuchs sorgen, mit dem Zweck Jungtiere mit bestimmten Merkmalen zu verkaufen.

    Denn aus meiner Sicht haben die Tiere, die in einer Zucht leben nur Nachteile. Die Größten wären:

    • in der Regel weniger Platz aufgrund der Menge an Tieren, die für eine gesunde Zucht benötigt werden
    • eine Ernährung mit wenig Grünfutter, weil es zu hohe Kosten verursachen würde
    • gesundheitliche Risiken durch mehrere Trächtigkeiten ab einem jungen Alter
    • häufig wechselnde Gruppenzusammenstellungen (Harem -> Verpaarung mit Bock -> Gruppe mit allen Babies -> Trennung nach Geschlecht; Bock wechselt zwischen Gruppe mit einem oder mehreren Weibchen und einer Gruppe aus Böcken)

    Ich gehe mal davon aus, dass die meisten professionellen Züchter ein großes Interesse an der Haltung von Meerschweinchen haben und Ihnen nichts Schlechtes wollen.

    Trotzdem stellt sich mir die Frage, ob es außerhalb des Wunsches nach Meerschweinchen mit bestimmten optischen Merkmalen irgendeinen sinnvollen Grund aus Tiersicht für die Zucht gibt?

    Mich würde auch interessieren, welche weiteren Nachteile (und eventuell Vorteile?) ihr in der Haltung einer Zucht seht.

  • Diese Frage stellt sich hoffentlich jede:r, bevor er überhaupt erwägt, zu züchten.

    Da ausgegangen wird von seriösen Züchtern, entfallen folgende Punkte der Kritikliste:

    Zu wenig Platz. Vorzeitige oder zu häufige Verpaarungen. Zu wenig Frischfutter. Eine jede Zucht hat die drei Rahmenbedingungen Zeit, Platz und Geld. Erheblich viel Zeit, relevant Platz und sagenhaft viel Geld im Sinne von laufenden Unkosten und unkalkulierbaren Katastrophen.

    Eingeschränkt zutreffend sind m.E. die Punkte gesundheitliche Risiken, da Züchter mit Erfahrung oder der Begleitung durch erfahrene Züchter deutlich eher und besser den Gesundheitszustand ihrer Tiere einschätzen können (oft besser als so manche Tierarzt/-ärztin, was natürlich NICHT heißt, dass man seinen Tieren Behandlungen vorenthält), so dass übliche Erkrankungen nicht (wie bei Hobbyhaltern) fast regelmäßig zu lebensbedrohlichen Situationen ausarten, ehe eingegriffen wird. Das gilt auch für „übliche“ Gefahren, die mit Schwangerschaften einhergehen. Selbstverständlich geht jede Schwangerschaft mit einem Grundrisiko einher. Ich hab selbst Kinder.

    Eingeschränkt zutreffend ist das mit den wechselnden Gruppenkonstellationen. Ich skizziere ein Vorgehen: Sie werden in einer Gruppe geboren (nicht separiert oder allenfalls die erste Lebenswoche mit Mutti und Gesellschaftsdame separiert), wachsen, sofern Mädel, in dieser Gruppe auf. Werden entweder verkauft oder verbleiben. Bei Verbleib gehen sie irgendwann zwischen dem 3-6 Lebensmonat in Verpaarung und sind also 3-6 Wochen in „neuer“ Umgebung (aber noch im gleichen Raum und in Sicht- und Rufweite). Gehen dann in ihre gewohnte Gruppe zurück. Eine gewisse Fähigkeit zur Objektpermanenz und zur Erinnerung gestehe ich ihnen zu. Ich finde es zudem als notwendigen Sozialisationsprozess, dass sie auch wenn gewisser Wandel in der Gruppe ist, den es auch bei Hobbyhaltern gibt, damit klarkommen.

    Meine Zuchtböcke sind mit anderen potenten Böcken unverträglich. Sobald Frauen ins Spiel kommen und sei es nur in Geruchsweite, gibts Rambazamba. Das ist wie bei Jungbullen. Während Verpaarungspausen sind sie also Jungbocksitter und fern der Damen untergebracht. Dann ist es friedlich.

    Nun zum Sinn und Zweck. Ich sehe Zucht als kulturelle Leistung an. Ich sehe das auch ein Stück weit von der „landwirtschaftlichen“ Seite. Zucht ist eine Errungenschaft. Im gleichen Maße wie alte Schweine- Hühner- oder Rinderrassen als genetischer Pool erhalten werden sollten, gilt dies m.E. im gleichen Maße für andere Tierarten. Ist für mich kein Unterschied.

    Es versteht sich von selbst, dass ich bestimmte Rassen oder Farben für schwierig halte. Beispielsweise werden Cuys überwiegend draußen gehalten. Tiere mit Pink Eyes sind erwiesen sonnenlichtempfindlicher. Deshalb züchte ich persönlich keine Pink-Eyes-Tiere, weil ich das explizit bei Cuys für nicht sinnvoll erachte. Dazu könnte man nun echt viel schreiben, dies Beispiel sollte aber genügen.

    Zuletzt… klar, wenn die Tierheime mit Rasse/Farbe XY „geflutet“ wären, sähe ich persönlich keine Rechtfertigung dafür, diese zu züchten. Beispiel Listenhunde. Anderes Thema, ich schwenke zurück: Ich züchte ausschließlich Cuy und habe europaweit ein züchterisches Alleinstellungsmerkmal: Meine Tiere sind nachweislich reinerbig Glatthaar und genetisch frei von Pink-Eyes oder Satin. Das gibt es sonst europaweit nirgendwo. Ich nehme das mit der Zucht wirklich ernst.

    Könnten wir im Anschluss dann bitte auch das Thema „Hobbyhalter“ kritisch erörtern? Da gibts ja furchtbare Typen drunter.

  • Hier nur die Ergänzung zu dem, was Jasmin oben schon geschrieben hat und dem ich voll und ganz zustimme. 👍🏽

    Für mich gibt es überhaupt keine Rechtfertigung, dass man Tiere auf körperliche Merkmale hin züchtet. Nur um dann dieses eine Merkmal in besonderer Weise zu besitzen. Wie kann man auf so etwas stolz sein?

    Sehr viele dieser körperlichen Merkmale schaden der Gesundheit der Tiere. Teddys haben ein "hübsches" Fell aber verkrümmte Barthaare, was sie sehr einschränkt. Satinmeerschweinchen haben ein besonders schönes glänzendes Fell, aber auch ein hohes Risiko für eine unheilbare Knochenerkrankung (Osteodystrophie). Cuys werden in Südamerika als Fleischlieferanten gezüchtet. Das Ziel sind dementsprechend besonders große und schwere Tiere. Da sie bald geschlachtet werden, ist es nicht wichtig, ob sie eine hohe Lebenserwartung haben. Ich habe gelesen, dass ein erst 4-jähriges Cuy bereits als "alt" bezeichnet wurde. Das kann doch nicht wahr sein. Es gibt aber noch viele weitere Zuchtmerkmale wie beispielsweise Nacktschweinchen oder Langhaarschweinchen, die für die Tiere keinerlei Vorteil bringen.

    Ich persönlich bin der Meinung, dass man durch gezielte Zucht im Allgemeinen / im Durchschnitt keine gesünderen Tiere hervorbringen kann, als wenn man Tiere ohne Stammbaum verpaart. (Wobei man natürlich auch letzteres auf keinen Fall absichtlich tun sollte!)

    Ein weiterer Punkt für mich ist aber auch die moralische Frage. Ist es prinzipiell gerechtfertigt, absichtlich und zielgerichtet Meerschweinchen zu vermehren, wenn in Tierheimen und Notstationen sowie bei "privaten Notfällen" noch so viele Schweinchen sitzen, die dringend ein neues Zuhause brauchen? In meinem Augen nicht.

    <3Karla *2019 <3 Ludwig *18.1.2022 <3 Minna *ca. 20.8.2022 <3 Selma * 2.2.2024 <3 Amalie *ca. 25.4.2024

    Für immer im Herzen: Berta, Pieps, Charly, Greta, Emma, Sophie, Chocolate

  • Ich gehe jetzt mal von meinen Überlegungen aus, die mich bewogen hatten Tiere vom Züchter zu holen. 3 meiner Tiere stammen von 2 Züchtern.

    Hauptgrund war:

    1. Gesunde Tiere, die über mehrere Generationen auf Krankheiten beobachtet und dokumentiert wurden

    Aber Vorsicht! Züchter ist nicht gleich Züchter. Die Züchterin von der ich 2 meiner Tiere habe, achtet wirklich sehr genau auf gesunde Linien. Sie dokumentiert alles akribisch und kann einem über jegliche Krankheiten und Eingriffe beratend zur Seite stehen. Ich halte sehr viel von ihr. Sie nimmt auch ab und an Meerschweinchen aus Animal Hording Fällen auf, lässt die Böcke kastrieren und versucht ein schönes neues Zuhause für sie zu finden.

    Sie zeigt ganz offen alle Tiere, alle Räumlichkeiten, Futter, Zubehör usw.

    Die Meerschweinchen haben ein eigenes Wohnhaus. Also viel Platz. Bei ihr habe ich großes Vertrauen, dass sie mir gesunde Tiere übergibt und ich setze diese nicht in Quarantäne.

    Sie gibt für ihre Tiere ein lebenslanges Rückgaberecht. Einige Schweinchen sind sogar gechipt worden, damit sie später erkennen kann, dass es sich auch wirklich um eins von ihren Tieren handelt.

    Beim Futter gibt es allerdings Minuspunkte, denn viel Frischfutter füttert sie nicht ihren Schweinchen. Auch sie gibt Pellets.

    Die andere Züchterin von der ich ein Tier habe, hat keinen so guten Eindruck hinterlassen. Ich habe nur das eine Tier gesehen für das ich mich interessiert habe und sonst gar nichts. Keine Unterkunft, keine anderen Tiere.

    2. Grund: Rassen, die man sonst nicht bekommt

    In meiner Gegend habe ich zum Beispiel verzweifelt nach einem California-Weibchen gesucht und nichts gefunden.

    3. kein Beweggrund für mich, aber offenbar ein Grund für Meerschweinchenvereine: bestimmte Merkmale zu erhalten

    Ich erinnere mich, dass meine Züchterin erzählt hat, dass es kaum noch die Farbe rot gibt. Damit ist nicht das helle Rot gemeint, wie man es öfters auf Kleinanzeigen sieht, sondern wirklich ein farbenstarkes dunkleres Rot, so wie ich es als Laie beschreiben würde. Sie hat dann rote Tiere aus anderer Zucht aus ganz Deutschland übernommen mit dem Auftrag diese Farbe weiter zu festigen und zu produzieren, damit sie nicht "ausstirbt"

  • Ich persönlich bin der Meinung, dass man durch gezielte Zucht im Allgemeinen / im Durchschnitt keine gesünderen Tiere hervorbringen kann, als wenn man Tiere ohne Stammbaum verpaart.

    Meinst du Stammbaum im Sinne von: man kennt den Krankheitsverlauf über mehrere Generationen und verpaart nur Tiere die keine erkennbaren erblichen Krankheiten haben?

    Denn wenn ja, dann würde ich schon sagen, dass man mit Stammbaum gesündere Tiere bekommt, als wenn man ohne Wissen über die Vorgenerationen verpaaren würde.

  • Ich weiß es ist ein heikles Thema und es gibt unendlich viele kleine Seelen, die auf ein neues zu Hause warten. Insofern stimme ich euch voll und ganz zu: Bitte guckt vor dem Tierkauf in den Tierheimen und Notstationen nach ob nicht dort euer Traumschweinchen auf euch wartet!

  • Es gibt viel zu viele Tiere in Tierheimen etc, ich selbst habe (auch aus ethischen Überlegungen der Sinnhaftigkeit von Haustierhaltung an sich) nur Meerschweinchen aus Notstationen. Trotzdem spricht der Kleinanzeigen-Überfluss an Meerschweinchen für mich nicht gegen Zucht, sondern vor allem gegen unkontrollierte Vermehrung aus Unwissenheit, „nur einmal Babys“-Wünschen oder Geldmacherei.

    Den Genpool gezielt auf ein bestimmtes Merkmal einzuengen ist natürlich ein Gesundheitsrisiko, aber von einem seriösen Züchter erwarte ich, dass gesunde Tiere an erster Stelle stehen und nicht mit satin, superkurzen Schnauzen oder sonstigen Moden herumexperimentiert wird.

  • Wenn Deine Erwartung Sue bei einem verantwortungsvollen Züchter erfüllt würde, wäre das ein Argument für die Zucht. Allerdings habe ich erhebliche Zweifel daran, dass diese Erwartung realistisch begründet ist. Dagegen sprechen m.E. u.a. folgende Punkte:

    Gesundheitliche Probleme durch Rassezuchten

    Grundsätzlich sind eine ganze Reihe von gesundheitlichen Problemen nur durch die Rassetierzuchten entstanden. Ich denke da z.B.

    • an zu kurze Köpfe und damit erhöhte Gefahr von Zahnproblemen
    • gekraustes Haar (z.B. Teddies) das verkrümmte, verkürzte und damit vermutlich kaum nutzbar Vibrissen mit sich bringt
    • ebenfalls krauses Haar, dass häufiger zu geschädigter Haut mit Juckreiz führt
    • fehlendes Fell (sogenannte Skinny Pigs) - die wurden gezielt gezüchtet nach versehentlich dieser Defekt aufgetreten war
    • extrem glänzendes Fell, dass wie oben schon erwähnt häufiger mit unheilbarer Osteodystrophie kombiniert auftritt

    Schädigung des Genpools

    Hinzukommt, dass durch verantwortungslose Zuchtziele wie u.a. Schimmel der Genpool der Meerschweinchen verdorben wurde. Heute kann man nie ausschließen, das ein Tier mit etwas weiß im Fell ein verdeckter Schimmel ist. Paar man solch ein Tier mit einem Schimmel oder einem weiteren verdeckten Schimmel können schwerstbehinderte oft nicht lange lebenfähige Junge dabei sein.

    Problem der Linienzucht bzw. Inzucht

    Um bestimmte gewünschte äußerliche Merkmale zu erreichen oder zu verfestigen, werden nahe verwandte Meerschweinchen verpaart. Auch wird relativ wenigen Ausgangstieren gezüchtet zu diesem Zweck. Beides bietet ein erhöhtes Risiko von genetischen Effekten.

    Selbst wenn Meerschweinchen angeblich weniger schnell sichtbare Schäden durch Inzucht bekommen als z.B. Menschen, ist es ein Risiko, das eingegangen wird, um bestimmte Farben o.ä. zu bekommen.

    Problem Gesundheitsschäden zu erkennen

    Viele gesundheitliche Probleme treten erst mit zunehmendem Alter ein, das dürfte mindestens zum Teil auch für genetisch bedingte gelten. Wenn ein solches Tier ein sichtbares Problem entwickelt dürfte der Züchter das gar nicht mehr mitbekommen. Zu den vermittelten Tieren erhält er vermutlich in der Regel keine Rückmeldung. Und die in der Zucht befindlichen Tiere sind in der Regel - gerade bei verantwortungsvollen Züchtern - noch sehr jung.

    Wenn also ein Weibchen - wie es von Befürwortern der Zucht oft gesagt wird - nur 2-3x Junge bekommt, dann ist sie mit rund 1,5-2 Jahren raus aus der Zucht. Diese Tiere werden dann oft als "Zuchtrenter" abgegeben. Damit gilt das gleiche wie bei den Tieren, die sofort vermittelt werden.

    Scotty (ca. 08/19), Landolf (ca. 02/20), Josia (08/20), Simba (06/23), Fuchsi (08/24), Fridolin (08/24) - im Herzen geblieben: Dachsi (04/18-09/24), Wuschel (04/18-11/23), Miro (ca. 02/20-10/24) - weitere Infos

  • Meinst du Stammbaum im Sinne von: man kennt den Krankheitsverlauf über mehrere Generationen und verpaart nur Tiere die keine erkennbaren erblichen Krankheiten haben?

    Denn wenn ja, dann würde ich schon sagen, dass man mit Stammbaum gesündere Tiere bekommt, als wenn man ohne Wissen über die Vorgenerationen verpaaren würde.

    Verantwortungsvolle Züchter sagen ja, dass sie sicher sind, nur gesunde Tiere zu verpaaren. Dass man niemals sicher sein kann, wenn die Tiere schon im jungen Alter Nachwuchs bekommen, hat Silke schon sehr gut erklärt.

    Ebenso das Thema Inzucht. Wer besondere körperliche Merkmale heraus züchten möchte, macht fast immer eine Verpackung von Verwandten, die das gleiche Merkmale haben. Unser erster Kastrat stammte aus Inzucht. (Nicht bewusst gezüchtet, sondern Vermehrer. Dann über Notstation an uns.) Er war zunächst komplett gesund. Aber mit ungefähr 5 Jahren bekam er einen unerklärlichen schweren Infekt nach dem anderen. Der Tierarzt meinte, er habe ein sehr schlechtes Immunsystem - vielleicht durch die Inzucht. Wäre er jetzt ein Zuchttier gewesen, hätte das der Züchter nie erfahren.

    Ich habe eine Zuchtrentnerin bei mir aufgenommen. Mit ungefähr 4 Jahren erkrankte sie an Gebärmutterkrebs. Das hat den Züchter kein bisschen interessiert und ihre zahlreichen "gesunden" Nachkommen sind sicher schon überall verteilt. Zahnprobleme treten oft erst nach vielen Jahren auf, wenn das keinen Züchter mehr interessiert.

    Wenn man in die Vergangenheit schaut und etwas nachforscht, dann erkennt man schnell, welche Krankheiten überhaupt erst durch gezielte Zucht anderer Merkmale in großen Umfang aufgetreten sind. Davor hab es beispielsweise Osteodystrophie (oft bei Satinmeerschweinchen) und Zahnprobleme ( oft bei süßen runden Köpfen) längst nicht in so großem Umfang wie heute.

    Osteodystrophie trat erst dann gehäuft auf, als man Satinmeerschweinchen gezüchtet hat. Ursprünglich hängen das "Gen" für Satin und für Osteodystrophie nämlich gar nicht zusammen. Durch Zucht treten sie nun aber ganz oft gemeinsam auf. Dazu kommt noch, dass deutsche Züchter in den ungefähr letzten 20 Jahren oft Satinmeerschweinchen in ihre anderen Rassezuchten eingekreuzt haben, damit das Fell hübscher glänzt. Dadurch wurde die Osteodystrophie in viele Zuchten eingekreuzt.

    Oder: Warum werden Cuys nur maximal 4 Jahre alt, obwohl Züchter sagen, dass bei ihnen seit vielen Generationen nur mit angeblich komplett gesunden Tieren gezüchtet wurde? Dass da etwas nicht stimmen kann, liegt doch auf der Hand.

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  • Ich suche noch nach einem Einhorn!


    Für mich persönlich gibt's keinen Grund, Lebewesen zu züchten. Gründe, welche entstehen mögen, sind ggf. Arterhaltung, welche fast immer auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen sind. Wozu sich ein Einhorn wünschen? Warum kann man nicht mit Vorhandenem zufrieden sein? Warum sich nicht über seine gegebenen Umstände glücklich schätzen, wenn es einem dabei relativ gut geht? Das Thema betrifft nicht nur Meerschweinchen und ist sehr weit ausbaufähig. Grundsätzlich sollte man sich vielleicht über die Frage hinaus "wozu brauche ich ein Resultat einer Zucht von Meerschweinchen", noch ganz andere Fragen zu seiner allgemeinen Grundeinstellung zum Leben stellen, bzw sich dazu reflektieren. Das ist meine Meinung generell zu Lebewesen, bzw. zum Umgang mit diesen. Ein jeder steckt nur in der eigenen Haut und kann somit mit Sicherheit sagen, wie es ihm selbst geht.

    Kulturelle Leistungen davon abzuleiten, dass man Instinkte von unterlegenen Spezien nach den eigenen Vorstellungen lenkt; da frage ich mich persönlich, wie groß die kulturelle Leistung sein bei einem Hahnenkampf etc. sein muss. Instinkte einer unterlegenen Spezies nach den eigenen Vorstellungen ausnutzen. Darüber darf mal gern nachgedacht werden.

  • Die meisten Beiträge hier lehnen Zucht eher ab. Ich würde deswegen gerne andersherum fragen:

    Wie sollten Meerschweinchen für uns Halter idealerweise "nachproduziert" werden? Wenn Zucht und Vermehrer ausscheiden, bleiben ausgediente Labormeerschweinchen (letztendlich auch gezüchtet) oder Unfallwürfe (meistens in Kombination mit schlechten Haltungsbedingungen/Unwissen, also prinzipiell auch nicht zu begrüßen).

  • Marie Deine grundlegende Aussage finde ich sehr bedenkenswert!

    Jojo Deine Frage ist natürlich sehr berechtigt. Ich schlage vor, dass wir diese in einem eigenständigen Thema diskutieren und die beiden Themen miteinander verlinken: Wo sollen neue Meerschweinchen herkommen?

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  • Mir geht es bei der Frage vorallem um die Meerschweinchen, die Teil der Zucht sind. Denn ich sehe für sie keine Vorteile aus der Zucht selbst.

    Die Weibchen haben große körperliche Nachteile aus der Trächtigkeit, aber keine Vorteile. Sie haben keinen "Kinderwunsch" der gestillt wird und ziehen ihre Jungen nur wenige Woche auf.

  • Diese Frage wollte ich auch gerade stellen…will man die ganze Nachzucht unseriösen Vermehrern überlassen, die einen schnellen Euro mit den Tieren verdienen wollen und sich nicht um das Tierwohl scheren? Nur damit man sich dann guten Gewissens irgendwelche geschundenen Tiere aus einer Notstation holen kann? Oder sollte man nicht lieber akzeptieren, daß ein vernünftiger Züchter oder ein verantwortungsvoller „Vermehrer“ ohne konkretes Zuchtziel auf Rassemerkmale tatsächlich eine Daseinsberechtigung haben? Und nicht alle Zuchtziele sind automatisch auf negative Merkmale gerichtet. Ich kenne mich jetzt tatsächlich kaum mit Rassezuchten und deren Ziele aus, aber was spricht gegen eine Zuchtlinie von z.B. Glatthaar-Tricolor-Tieren in Bezug auf Qualzucht?

    Als ich wieder in die Haltung einsteigen wollte vor einigen Jahren, habe ich bei drei Tierheime hier in näherer Umgebung angefragt, nirgends gab es da Meerschweinchen, nur Kaninchen waren angeboten. Ja, es ist eine Momentaufnahme, aber so war es halt.

  • Diese Meinung ist nicht sehr populär, aber ich sehe überhaupt keinen Vorteil in festgelegten Zuchtzielen, die nicht rein auf die Gesundheit der Tiere ausgelegt sind. Deswegen würde ich Jemanden ganz ohne Verband, der ab und zu Nachwuchs hat tatsächlich vorziehen.

    Und gäbe es den Überschuss nicht, fände ich es auch nicht schlimm wenn verantwortungsvolle, informierte Halter selbst Nachwuchs haben.

  • Ob ein Meerschweinchen irgend eine Farbe oder Musterung als positiv oder negativ wahrnimmt, weiß ich nicht. Aber alle anderen mir bekannten Rassemerkmale, die von glattem Kurzhaar abweichen haben aus meiner Sicht Nachteile für die Tiere. Diese sind vermutlich teilweise gering, teilweise aber auch gravierend.

    Beispiele sind:

    • Ein Rosettenmeerschweinchen kann sein Fell nicht natürlich aufstellen als Dominanzgeste. Das ist ein Nachteil, aber vielleicht kein sehr großer.
    • Ein Langhaarmeerschweinchen muss darüberhinaus Haareschneiden, mehr Probleme bei Hitze, Verschmutzungen und Verfilzungen, wenn es zumindest unten nicht kurz geschnitten wird, Sichtbehinderungen u.a. erdulden. Das halte ich für ernstzunehmende Nachteile.
    • Ein Teddy, der seine Tasthaare nicht mehr nutzen kann ist m.E. schwer beeinträchtigt. Nur weil wir Menschen dieses Sinnesorgan nicht haben, sollten wir nicht davon ausgehen, dass es bei einem Meerschweinchen irrelevant ist.

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  • Diese Meinung ist nicht sehr populär, aber ich sehe überhaupt keinen Vorteil in festgelegten Zuchtzielen, die nicht rein auf die Gesundheit der Tiere ausgelegt sind. Deswegen würde ich Jemanden ganz ohne Verband, der ab und zu Nachwuchs hat tatsächlich vorziehen.

    Und gäbe es den Überschuss nicht, fände ich es auch nicht schlimm wenn verantwortungsvolle, informierte Halter selbst Nachwuchs haben.

    Doch klar, gibt es Vorteile. Nicht zwangsläufig für die Meerschweinchen, aber für den Menschen. Das ist doch die große Frage, die dahinter steht: Ist es in Ordnung, wenn der Mensch überhaupt Tiere nutzt ( die allermeisten Menschen würden das bejahen und nahezu alle Menschen nutzen zumindest indirekt Tiere) und wenn ja unter welchen Bedingungen.

  • Schließe mich vielen der Argumente an, was potentiell problematische Rassen angeht. Möchte jedoch einwenden, dass „jede“ Rassezucht zu verdammen, weil es problematische Rassen gibt, Unfug ist. Habe mich sehr bewusst für Glatthaar entschieden. Crested wäre als ansonsten-Glatthaar auch unproblematisch.

    Die Lebenserwartung von Cuy wurde anfangs (vor ca 30 Jahren) mit 2-3 Jahren angegeben. Wenn sie inzwischen bei 4-5 liegt, dann ist dies m.E. auch ein Ergebnis züchterischer Bemühungen.

    „Normale“ Meerlis kamen als Reiseproviant der Matrosen nach Europa. Zufällig wurden sie hier zum Heimtier umgemünzt. Cuys hingegen kamen mit der Bestimmung zum Heimtier nach Europa. In Südamerika werden sowohl Criollos (normale) wie auch Cuyes gegessen. Sehe ich nicht als Argument an. Dass die in Südamerika in engsten Käfigen möglichst schnell auf ein Schlachtgewicht von 1,2-1,3 kg gemästet werden und die ersten von dort aus solchen Haltungen bezogenen Tiere entsprechend schlechte Gesundheitsbasis hatten, liegt auf der Hand, war aber nicht ursächlich genetisch bedingt, sondern lag an den dortigen Bedingungen des Aufwachsens.

    Viele der genannten Gesundheitsprobleme werden von ihrer Ursache her pauschal in der Zucht verortet, obgleich, sofern überhaupt genetische Ursachen zu Grunde liegen, gerade diese ja nur durch gezielte Zucht behebbar wären. (Noch besser freilich wäre, wenn diese ganzen Genlabore, die günstige Untersuchungen für erkannte Probleme bei Hunden, Pferden, Katzen anbieten, doch bitte endlich das ganze zB auch für die sogenannte Satinkrankheit, Schimmel-Verdachtsfälle usw. parat stellen würden).

    „Zuchtstandards“, die Ideale vorgeben würden, die gesundheitliche Probleme bei den Tieren auslösen, wären abzulehnen. Umgekehrt sind jene gut, die ebensolchen vorbeugen. Was ist denn der Fall? Ich zitiere aus dem aktuellen Standard: „Schwerer Fehler: […] zu kurzer Typ […] Zu schmal in Kopf und Schnauze; […] zu kurzes Nasenbein.“ Das zum Argument des kurzen Kopfes und daher resultierenden Kieferproblemen. Entspräche schlicht nicht dem Zuchtstandard.

    Schimmel: Wird viel vor gewarnt. Das Problem sehe ich definitiv nicht bei den Züchtern, die sehr genau wissen, was sie tun, sondern bei wilden Nachzuchten ohne Stammbaum. Und das ist ein Beispiel für Katastrophen, die für die Tiere eintreten können, wenn einfach irgendwelche Tiere miteinander verpaart werden.

    CH-Teddys haben keine vollständig gekräuselten Vibrissen. Anders als Rexe. Ich bin ein Freund von echten Studien und wissenschaftlichkeit. Ich halte die These, dass gekräuselte Tasthaare bei Meerlis ihre Umgebungswahrnehmung beeinträchtigen könnten, für zulässig. Ich halte es allerdings für unzulässig, dies zur Tatsache zu erklären, wenn die zur Basis gelegte Studie an Ratten durchgeführt wurde, welche ihre Tasthaare im Gegensatz zu Meerlis aktiv vibrieren. Mir persönlich ist kein Rex (oder Teddy) bekannt, der im hohen Alter sichteingeschränkt / teilerblindet mehr Probleme gehabt hätte, als Glatthaar. Ich würde mir echte Untersuchungen auch an Meerlis wünschen, ehe irgendwelche zulässigen Thesen zu Tatsachen umgemünzt werden. Mag sein, dass sich die These bestätigt, vielleicht aber auch nicht. (So sehr ich die Vorgaben des TVT begrüße, bin ich im gleichen Maße enttäuscht, dass offizielle Anfragen mit Pressenachweis, welche Studien denn zu Grunde liegen, nicht beantwortet wurden.)

    Es gibt Menschen, die sich gut um ihre Tiere kümmern und solche, die dies leider nicht tun. Völlig humpe, ob Liebhaberhalter, Notstation oder Züchter. Es gibt keine Studie, aber aus subjektiver Sicht habe ich bei Privathaltern schon sehr viel mehr Katastrophen gesehen, als bei Züchtern. Was die (seriösen) Züchter angeht, werden diese ja entweder durch Vet-Ämter kontrolliert (spätestens bei Beschwerden) und zumindest das hiesige legt die TVT-Empfehlungen zu Grunde; oder unterliegen durch Anschluss an den Verband der sozialen Kontrolle und fachlichen Beratung. (Da könnte ich mir „mehr“ vorstellen, aber es bewegt sich was).

    Teilweise bestehen auch Missverständnisse. Dann ist es gut, erstmal nachzufragen, warum es so gehandhabt wird. Meine Tiere rennen nicht über Wiese, weil ich sicherstellen will, dass sie keine Würmer, Kokzidien etc haben. Es reicht ein einziges von Außen bezogenes infiziertes Jungtier, bei dem die Kotprobe falsch-negativ war, um für alle Zeiten die Wiese zu infizieren. Alle Tiere, die ich aus Zuchten mit Wiesenhaltung bezog, stellten sich als infiziert heraus. Das können Privathalter ja machen, wie sie es für richtig halten und mit Befallsmanagement wie bei Hunden, Katzen, Pferden arbeiten. Ich aber halte es für inakzeptabel, als Züchter evtl. infizierte Tiere in den Verkehr zu bringen. Wiesen lassen sich nicht desinfizieren, Gehege aber schon.

    Selbstehrlichkeit und Reflexion finde ich immer gut. Wäre auch nur ein einziger Käufer bereit, die realen Kosten tieradäquater Haltung und Aufzucht zu zahlen, wäre viel gewonnen. So aber werden seriöse Züchter abgestraft von Notstationen und Tierheimen, die offenbar irgendwelche Freundschaftspreise mit Tierärzten aushandeln und Futterspenden erhalten. Nur feste Preise festzulegen, hilft freilich nix, denn dann würden Vermehrer Dollarzeichen in die Augen kriegen. Es bräuchte dann auch (bei Haltern wie Züchtern) klare Vorgaben zur Haltung. Und wenn endlich mal wer diese winzigen Plastikwannenkäfige verbieten würde oder Einzelhaltung…

  • Nun zum Sinn und Zweck. Ich sehe Zucht als kulturelle Leistung an. Ich sehe das auch ein Stück weit von der „landwirtschaftlichen“ Seite. Zucht ist eine Errungenschaft. Im gleichen Maße wie alte Schweine- Hühner- oder Rinderrassen als genetischer Pool erhalten werden sollten, gilt dies m.E. im gleichen Maße für andere Tierarten. Ist für mich kein Unterschied.

    Ich verstehe durchaus, dass Zucht kulturell verwurzelt ist und es schade wäre, spezielle Rassen zu verlieren. Meiner Meinung nach wäre das aber kein großer Verlust! Wir haben ganz andere Probleme auf unserem Planeten. Immer mehr natürlicher Lebensraum schwindet, jeden Tag sterben Arten aus, teilweise bevor wir sie finden. Wir sollten uns lieber darauf konzentrieren Lebensräume zu schützen und Artenvielfalt zu waren, bevor wir anfangen exotische Rinderrassen einfach nur der Rasse wegen zu erhalten.

    Ich weiß, das ist Whataboutism. Aber schlussendlich gibt es für viele Nutztierrassen keinen Platz im Ökosystem. Und das ist mein Problem. Wir haben eine Verbindung zum Wollschwein. Finden es süß, besonders und wollen nicht dass es ausstirbt.

    Aber all die Wildtiere, welche tagtäglich weniger Lebensraum vorfinden haben wir nicht direkt im Blick. Sie sterben aus, still und leise zwischen Schottergärten, Landstraßen, Fichtenwaldplantagen, Rapsfeld, Pferdeweide und Kuhstall.

    Und der entscheidende Punkt, viel wichtiger: Das Wollschwein weiß nicht, dass es zu einer aussterbenden Rasse gehört. Es hat Bedürfnisse. Und darauf kommt es für mich an, dass Tiere, egal ob wild oder in Gefangenschaft, ein gutes Leben führen können. Aber Tiere auf Krampf zu züchten, nur um eine Rasse zu erhalten, und die Bedürfnisse der Individuuen an 2. Stelle zu stellen geht für mich nicht. Tiere sind fühlende Lebenwesen und keine Objekte deren Wert im Erscheinungsbild liegt!

    (Ein extremes Beispiel: ist der Eisbär noch ein Eisbär, wenn er auf Betonplatten bei 30 Gard im Zoo rum gammelt? Wieso den Eisbären retten, wenn sein Lebensraum ohnehin nicht mehr vorhanden sein wird. Ein neues Tier wird diese Lücke füllen. Wir können den Eisbären zwar am Leben halten, aber ohne seinen Lebensraum ist er kein Eisbär mehr und er hat keinen Platz mehr im Ökosystem. Lieber bestaune ich ihn auf Fotos, als wie er depressiv auf einem Felsen vor sich hin wackelt.)

    Kulturelle Leistungen davon abzuleiten, dass man Instinkte von unterlegenen Spezien nach den eigenen Vorstellungen lenkt; da frage ich mich persönlich, wie groß die kulturelle Leistung sein bei einem Hahnenkampf etc. sein muss. Instinkte einer unterlegenen Spezies nach den eigenen Vorstellungen ausnutzen. Darüber darf mal gern nachgedacht werden.

    Sehe ich auch so. Auf der einen Seite wird argumentiert dass Trächtigkeiten ein natürlicher Instinkt wären. Aber nichts in einer Zuchtstätte ist natürlich! Nicht die Rasse, die Farbe, das Pelletfutter, die von Menschen gemachte Gruppenzusammensetzung, auch nicht das Wasser aus der Leitung geschweige den das Meerschweinchen in Deutschland. Das Argument "Natürlichkeit" hat im Kontext von menschengemachten Umständen nichts verloren. Man kann nicht auf der einen Seite mit Instinkten argumentieren wenn es einem passt und andere Bedürfnisse ignorieren weil es einem eben nicht ins Konzept passt.

    Wie sollten Meerschweinchen für uns Halter idealerweise "nachproduziert" werden? Wenn Zucht und Vermehrer ausscheiden, bleiben ausgediente Labormeerschweinchen (letztendlich auch gezüchtet) oder Unfallwürfe (meistens in Kombination mit schlechten Haltungsbedingungen/Unwissen, also prinzipiell auch nicht zu begrüßen).

    Diese Frage wollte ich auch gerade stellen…will man die ganze Nachzucht unseriösen Vermehrern überlassen, die einen schnellen Euro mit den Tieren verdienen wollen und sich nicht um das Tierwohl scheren? Nur damit man sich dann guten Gewissens irgendwelche geschundenen Tiere aus einer Notstation holen kann?

    Wenn der Tag kommt, an dem ich keine Meerschweinchen aus schlechter Haltung über das Internet finde, die Tierheime und Notstationen leer sind und es auch privat keine Notschweinchen zu finden gibt, höre ich mit der Haltung auf. Zumindest, wenn die Alternative ist bei Züchtern zu kaufen, bei denen Tierwohl nur eine Floskel ist. Und tbh, das trifft auf die meisten zu. Die Tierliebe beschränkt sich auf das Objekt Meerschweinchen. Aber das Individuum Tier hat dort wenig Platz.

    Grundsatzfrage. Die Sache ist die, man darf gegebene Umstände kritisieren, auch wenn man keine 100% umsetzbare Alternative hat. Ich lehne Zucht und Vermehrung, so wie sie meistens betrieben wird, ab. Ich gestehe mir aber auch ein, Meerschweinchen zu mögen. Ich denke, ich kann Tieren ein besseres Leben bieten als sie es zuvor hatten und denke, es geht ihnen hier gut. Es könnte besser sein! Aber sie leben ein gutes Leben. Und so lange es Meerschweinchen in Not gibt, gebe ich ihnen ein zu Hause und lehne Zucht dennoch ab.

    In einer perfekten Welt gäbe es gewiss mehr Züchter. Kleinere Zuchten mit gesunden Tieren! Wo WIRKLICH an aller erster Stelle Wert auf die Gesundheit gelegt wird. Erst dann auf die Farbe oder Rasse.

    Vielleicht gäbe es auch mehr Privathalter, welche mit der Unterstützung von erfahrenen Züchtern und Tierärzten gesunde Würfe bekommen.

    Vielleicht gäbe es aber auch weniger Halter, wenn nur noch jene Meerschweinchen halten würden, welche gewillt wären sie artgerecht zu halten. dementsprechend dürfte es auch kleinere Zuchten geben.

    Wie man sich dreht und wendet, die Situation ist, wie sie ist. Vermehrung muss aufhören, aber auch Züchter müssen sich mMn dringend hinterfragen und im Sinne der Tiere einiges Verbessern!

    Wir müssen aufhören unsere Haustiere als Modeobjekte zu betrachten. Meinen Schweinchen ist ihr Aussehen egal, also sollte es auch mir egal sein. Ich möchte dass sie glücklich und gesund leben können. Wie sie dabei aussehen interessiert mich nicht! Es sei den sie leiden und sterben nur weil irgendwelche ach so tierlieben Züchter meinten kurze Nasen wären ne tolle Sache! Dann interessiert es mich sehr wohl und ich werde wirklich wütend! Ich habe diese ständigen Rechtfertigungen für Tierleid so sehr satt!

  • Dörthe magst du deine Zucht nicht einfach mal vorstellen? Deine Gehege zeigen (alle)? Was du fütterst?

    Wenn ja alles so toll ist, sollten sie die Diskussionen danach ja in Luft auflösen.

    Und nur weil Cuys heute älter werden sind sie nicht gesund. Vielleicht gesünder. Aber nicht gesund! Wie viele Generationen "Verbrauch" hat es gedauert um die Sterblichkeit zu verbessern? Und warum sterben sie immer noch deutlich früher?

    Ich lese hier nur viele Rechtfertigungen warum du züchten solltest und welche Kompromisse die Tiere dafür aussitzen müssen.

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