10.09.2021
Unser geliebter Dachsi, Du warst so eine große, wunderbare Persönlichkeit, dass ich, obwohl es mir sehr schwer fällt, diesen Beitrag zu schreiben, von Dir ein wenig erzählen und in Erinnerung rufen will.
Dein Leben war nicht immer einfach, aber Du bist in guten und in schweren Zeiten gewachsen und hast so viel dazu beigetragen, dass unsere Jungs ein schönes Leben führen konnten und meine Leidenschaft für Meerschweinchen immer größer geworden ist. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich Dich über fünfeinhalb Jahre begleiten und mit Dir und von Dir lernen durfte. Du hast unser Leben bereichert und so viel Freude geschenkt.
Von den ersten Monaten bei uns zusammen mit Deinem Bruder Wuschel gibt es eine eigene Geschichte Ein Schweinejunge erzählt und vieles - gerade auch im Blick auf Gesundheitsthemen steht in unserem Thema Weggefährten . Daher will ich eher einzelne Punkte herausgreifen als einen Lebensbericht zu schreiben.
Du wolltest immer das Leittier sein. Gleichzeitig warst Du kein Raufbold und bist Kämpfen möglichst aus dem Weg gegangen. Soweit wie möglich hast Du mit sanftem, nachhaltigem Druck und Freundlichkeit die anderen von Deinem Anspruch überzeugt. Notfalls bist Du auch kurzzeitig zurückgewichen und hast später oder am nächsten Tag die Sache geklärt - ohne Kampf oder Beißerei.
Chef zu sein bedeutete für Dich nicht, dass Du andere von ihrem Platz vertrieben hast oder ihnen das beste Futter streitig gemacht hast. Im Gegenteil hattest Du trotz Eurer anfangs panischen Angst vor Menschen als erster Futter aus der Hand genommen, es Dir von Wuschel im Haus abnehmen lassen und nochmal "Dein Leben riskiert" für ein zweites Stück. Und auch später, wenn Dir mal einer ein Stück geklaut hat, bist Du nicht wütend geworden, sondern hast Dir einfach ein neues von uns geholt.
Deine "dienende Haltung" kam auch darin zum Ausdruck: Du hast die anderen außer am Anfang bei einer Vergesellschaftung nie bestiegen. Im Gegenteil durften drei Deiner Freunde, die sich Dir immer klar ungeordnet hatten, Dich besteigen, wenn sie das Bedürfnis dazu hatten. Das gefiel Dir offensichtlich nicht, aber Du hast es ihnen zuliebe zugelassen.
Du hattest mit jedem Deiner Freunde ein sehr individuelles Verhältnis.
- Mit Wuschel gehörtest Du einfach zusammen, auch wenn ihr vom Wesen her recht verschieden und daher nicht so aktiv einander zugewandt wart.
- Mit Landolf verbandt Dich eine herzliche Freundschaft. Wie oft habe ich Dich und Landolf laut brommseln gehört, wenn ihr Euch getroffen und aneinander gerieben und "umworben" habt. Du warst für Landolf der einzige, der zu jeder Zeit lieb zu ihm gewesen war und derjenige, an dem er extrem hing. Dabei hattet ihr keinen anhaltenden Körperkontakt, aber Du hast immer mal wieder ihm oder Miro oder Scotty und früher mitunter auch Wuschel im Fell gewühlt als Ausdruck Deiner Zuneigung und Verbundenheit.
- Miro hing sehr an Dir - noch mehr nach Wuschels Tod. Du und Wuschel, ihr hattet ihm Sicherheit und Freundschaft gegeben, die er so anscheinend nie gekannt hatte. Du warst für ihn immer der große Freund, der in jeder Lebensphase geliebt und respektiert wurde, auch als er sich anfangs mitunter noch gegen Wuschel auflehnte.
- Zu Scotty warst Du auch freundlich, aber für ihn war Wuschel bis zu dessen Tod der engste Freund gewesen.
- Mit Josia hättest Du auch friedlich zusammengelebt soweit es an Dir lag. Leider hat Josia Deine nachlassende Kampffähigkeit ausgenutzt und Dich ab da nicht mehr als Chef akzeptiert. Diese verlorenen Duelle (ohne Beißerei) müssen Dir sehr weh getan haben. Entsprechend habe ich versucht, Josia in die Schranken zu weisen, weil Du es nicht mehr konntest. Aber zumindest, als es Dir in den letzten Monaten zu schlecht ging, um Deine Position einzufordern, hat Josia Dich meines Wissens nie angegriffen oder verscheucht.
Du hast großzügig über Ausraster von Landolf hinweggesehen, wenn er unter großer Spannung stand. Bei einer Zusammenführung ist er Dir einmal von einer Rampe herunter ins Gesicht gesprungen. Er meinte es bestimmt nicht als Angriff auf seinen besten Freund und Du bist einfach stillschweigend darüber hinweggegangen.
Du warst eine große Hilfe bei der langwierigen und schwierigen Zusammenführung unserer zunächst 5 und dann 6 Jungs. Du bist als erster zwischen den Gruppen gewechselt, um Vertrautheit zu schaffen und den Weg für 1 Gruppe zu ebnen.
Du warst Du immer sehr kooperativ und nie nachtragend, wenn Du Hilfe nach Operationen oder durch Krankheit brauchtest. Dabei wolltest Du, auch als die große Angst vor uns überwunden war, eigentlich keinen Körperkontakt mit uns. Nur in den letzten Wochen hast Du vielleicht auch Schönes, darin gesehen, hochgenommen und versorgt zu werden.
Dein Verhältnis zu Deinen Freunden war so stark, dass sie Dich auch dann, als Du viel zu schwach warst, noch als Anführer akzeptierten. Landolf und Miro haben Dir oft die Augen geleckt, wenn sie in den letzten Monaten tränten. Das machte Miro sogar als er selbst sehr abgemagert und elend war. Landolf muss es sehr weh getan haben, als Du kaum mehr auf ihn reagieren konntest. Aber er ging dennoch zu Dir hin. Am letzten Tag saß er einmal bei Dir und quiekte laut als wolle er Hilfe holen.
Jetzt fehlst Du allen - anscheinend auch Josia. Die verbliebenen Vier sind ängstlich, stiller und suchen Halt in der Nähe der anderen.
Mir fehlst Du sehr, geliebter Dachsi ... Rückblickend hätte ich einiges anders machen sollen - gerade auch in den letzten Monaten. Und wir hätten den Kampf früher aufgeben sollen, wenn ich das gewusste hätte, was ich jetzt weiß. Daher bin ich bei allem Schmerz froh, dass Du nicht mehr weitermachen musst unter diesen Einschränkungen, Abhängigkeiten und mit dem Fehlen vieler Meerschweinchenfreuden.
Ich will mich mit Dankbarkeit, Liebe und Freude an Dich erinnern, mein Dachsilein! - ein Herz stellvertretend für jeden von uns.
07.04.2021
Eine persönliche Bitte: Regenbogenbrücke?