Umgang mit Verlusten

  • Hallo zusammen,

    ich würde gerne ein nicht so schönes Thema ansprechen, das mich seit einigen Monat aber im Moment stark beschäftigt. Leider musste innerhalb von genau 12 Monaten drei meiner Lieblinge für immer verabschieden. Bei Gizmo und Peanut ging eine lange Krankheit voraus, bei Koi ging es dagegen sehr schnell und kam extrem unerwartet. Eventuell ist es das, was mich so aus der Bahn geworfen hat, aber seitdem fällt es mir extrem schwer sorglos auf meine Gruppe zu schauen.

    Ich liebe es immer noch meine Kleinen zu beobachten und zu sehen, wie sie freudig auf mich zu rennen. Aber es schwingen immer Gedanken mit, ob einer von Ihnen eine unentdeckte Krankheit hat, aufgegast sein könnte oder irgendwie unglücklich wirkt. Diese Sorgen kann ich zwar die meiste Zeit rational ausräumen, aber sie sind dennoch ständig präsent. Es macht es auch nicht leichter zu wissen, das selbst meine beiden "Babies" Oreo und Floki schon drei Jahre alt sind.

    Ich möchte deswegen nicht mit der Haltung aufhören oder bereue es meine Süßen zu haben. Aber ich denke ich brauche eine bessere Strategie (?) um damit umzugehen, dass die Kleinen irgendwann gehen müssen und es unter Umständen viel früher sein wird, als ich es mir für sie wünschen würde.

    Wie geht ihr damit um? Gewöhnt man sich mehr daran, in dem Wissen um die durchschnittliche Lebenszeit?

  • Ich denke dass ist das Problem, die Halter die sich extrem bemühen ihren Tieren das beste zu Hause zu bieten leiden am meisten an Selbstzweifeln und machen sich Vorwürfe. Und das ist auch irgendwie logisch, den genau diese Menschen lieben ihre Tiere von ganzen Herzen. Während andere Halter nur mit den Schultern zucken wenn eines der Meeris stirbt obwohl sie sehr viele offensichtliche Fehler gemacht haben, die Schuld aber nicht bei sich selbst sehen.

    Mir geht es auch so, ich mache mir ebenfalls viele Gedanken und auch Vorwürfe. Mal berechtigt mal weniger berechtigt, denke ich.

    Natürlich überkommt mich immer mal wieder die Traurigkeit wenn ich an schöne Momente denke und mir klar wird dass ich diese nie wieder mit dem Tier erleben werde. Aber zum Glück hat man noch die anderen welche einen zum lächeln bringen. Aber klar, man fragt sich was hätte man besser machen können? Und sich das immer wieder zu fragen ist auch wichtig um sich weiterzuentwickeln.


    Was man tun kann um sich weniger Gedanken zu machen, gute Frage. Vielleicht regelmäßig einfach mal darüber nachdenken was man macht und was man wohl besser machen könnte. Dann werden die meisten hier feststellen dass es eigentlich nicht viel mehr gibt was man tun kann.

    Du solltest dir vor Augen führen wie viel Glück die eigenen Haustiere haben genau bei dir gelandet zu sein! Die meisten Schweinchen hier leben ein Luxusleben im Vergleich zu dem was viele Haus- und Nutztiere auf unserem Planenten ertragen müssen. Auch wenn wir als Halter mal Fehler machen, so geht es unseren Tieren immer noch sehr sehr gut. Mit etwas Pech hätte genau dein Schweinchen auch in irgendeinem Kinderzimmerkäftig oder so enden können. Natürlich hat das kein Tier verdient, aber der Großteil der Kleintiere lebt einfach kein besonders tolles Leben und da haben deine Schweinchen wirklich das ganz große Los gezogen!

    Niemand ist perfekt, Fehler passieren leider, auch in der Humanmedizin. Fehldiagnosen werden gestellt oder zu späte Diagnosen. Das ist leider der traurige Teil des Lebens... .

    Aber die Haltung deshalb aufgeben obwohl man gerne Schweinchen hält halte ich für die falsche Entscheidung. Die Notstationen sind voll und es gibt sooo viele Schweinchen die ein ganz mieses Leben führen und unfassbar dankbar für so ein liebendes zu Hause wären. Auch wenn es irgendwann zu einem Fehler kommen sollte (!) der das Leben frühzeitig beendet, die Tiere hatten bis dahin ein wundervolles Leben. Hättest du sie nicht genommen, wer weiß wo sie gelandet wären... . Das sollten wir uns vielleicht immer wieder vor Augen führen <3 .

  • Danke ByteSchweinchen es tut gut zu lesen, dass ich nicht die Einzige mit Selbstzweifeln bin.

    Vielleicht ist es wirklich dieser Wunsch, alles richtig zu machen, weil wir so viel Liebe für unsere Tiere haben. Realistisch gesehen werden wir das nie erreichen können und auch Fehler machen. Ich hatte eine ganze Zeit lang keine Haustiere, weil es mein Leben nicht zugelassen hat. Deshalb bin ich mir darüber bewusst, wie viel Freude es mir bringt kleine Lebewesen bei mir zu haben. Aber ich spüre definitiv auch eine riesige Verantwortung, die das mit sich bringt.

  • Ich fühle genauso wie du, Jasmin. Kenne auch die ganzen Selbstzweifel und Vorwürfe, die man sich macht, obwohl mir bewusst ist, dass ich bereits mein bestes gebe und es faktisch nicht mehr so viel gibt, was verbesserbar ist.

    Ich höre auch oft Flöhe husten, manchmal berechtigt, manchmal bilde ich es mir nur ein. Ich hatte zwischen Dez. 22 und Dez. 23 gleich 6 Verluste, einige aufgrund des Alters und Vorerkrankungen absehbar, andere "viel zu früh" und überraschend. Letztere sind für mich die schlimmeren, da sie einen unvorbereitet treffen. So was hinterlässt einfach Narben und macht einen Übervorsichtig, was die Gesundheit der Zwerge angeht.


    Den Beitrag von ByteSchweinchen finde ich sehr gut ❤️

    Liebe Grüße von den 8 Quietschnasen:

    <3 Domino, Johnny, Lavendel, Velvet, Schnuppe, Lumi, Ida und Nessaja <3

  • Verluste gehören leider dazu. Und es wird nie leichter. Dass man sich da Vorwürfe macht, ist auch vollkommen normal! Ich möchte euch jetzt mal eine Geschichte erzählen.

    Ich erinnere mich da an die Schweinchen meiner Kindheit. Merlin und Simba. Ich war damals vielleicht 10 Jahre alt, würde ich meinen. Es sollte in den Urlaub gehen, also wurde für die Schweinchen eine passende Urlaubsbetreuung gesucht. Wir fanden eine und der Urlaub war auch total schön. Nun, bis wir dann zurückkamen…es stellte sich raus, dass mein geliebter Merlin wohl einfach nicht mehr gefressen hat. Medizinisch gesehen wurde alles versucht, letztendlich ist er dann nachts bei der Tierärztin eingeschlafen, er war einfach zu schwach. Was genau war, weiß ich nicht mehr, ich war ja auch noch klein.

    Merlin und Simba waren damals meine ersten Schweinchen, besonders meinen Merlin habe ich abgöttisch geliebt. Ich wusste schon, dass der Tod einfach zum Leben dazugehört und dass man bei meinem Merlin nichts mehr hätte machen können.

    Trotzdem hat mich das bis heute geprägt. Es soll diesen Sommer wieder in den Urlaub gehen, bei der Wahl der Urlaubsbetreuung bin ich schließlich auf eine Dame gestoßen, die das schon jahrelang macht, Erfahrung mit den Nagetieren hat, im Tierschutz tätig ist, das beste was ich eigentlich hätte finden können.

    Trotzdem habe ich Bauchschmerzen bei der Geschichte. Einfach weil ich Angst habe, dass das nochmal passieren könnte. Ich habe bestimmt eine Woche gebraucht, bis ich die ausgefüllten Anmeldedokumente für meine drei zurückgeschickt habe, einfach weil ich mich 1000x vergewissern musste, dass das eine gute Idee ist. Und auch jetzt, nach dem Abschicken denke ich bestimmt jeden Abend daran, obwohl wir erst Ende August wegfahren.

    Dabei weiß ich, dass diese Angst total irrational ist. Simba, der ja auch in der Urlaubsbetreuung war, ist im hohen Alter von fast 10 Jahren gestorben. Auch bei seinem Tod war ich traurig, ich wusste aber, dass er ein langes und erfülltes Leben hatte.

    Dennoch habe ich Angst vor genau solchen Einzelfällen, dass eben doch irgendetwas schief läuft. Ich weiß, dass mich die Betreuung im Falle eines Falles sofort informiert und Rücksprache hält und ich weiß auch, dass ich im Notfall in wenigen Stunden bei meinen Tieren sein könnte - doch der Tod von Merlin hat mich wohl für immer geprägt. Auch während ich das geschrieben habe, sind 1-2 Tränen gekullert. Ich bin da aber auch sensibel.

    Man gewöhnt sich nicht an den Verlust, aber man lernt, besser damit umzugehen. Auch wenn es schwer ist, dabei rational zu denken (wie in meinem Fall jetzt mit der Urlaubsbetreuung), ist das wohl der beste Weg. Es gibt einfach Fälle, da soll es einfach nicht sein und die beste Medizin der Welt würde nicht helfen.

    Das einzige was mich tröstet, ist, dass ich weiß, dass das Schweinchen ein glückliches, artgerechtes und erfülltes Leben hatte und dass ich alles in meiner Macht stehende getan habe, um sein Ableben zu verhindern. Denn den Tod können wir nicht verhindern.

  • Bei uns war 2022 auch so ein schlinmes Jahr. Wir starteten Anfang Januar mit 4 gesunden Meerschweinchen. Davon das älteste ungefähr 4 Jahre, die anderen deutlich jünger. Aus ganz verschiedenen Gründen starben dann zwischen Ende Januar und September 3 der 4 Meerschweinchen. 2 nach Krankheit und eines ganz plötzlich unvorhersehbar.

    Ich war so fertig. Ich habe mich dauernd gefragt, ob ich etwas hätte ändern können. Ob ich etwas übersehen hatte - vor allem bei Greta, der es so plötzlich ganz schlecht ging.

    Ich habe auch überlegt, ob wir mit der Haltung vielleicht aufhören sollen. Aber ein Gespräch mit dem Tierarzt hat mir klar gemacht, dass es unsere Meerschweinchen sehr gut haben. Unser Tierarzt meinte, wir seien im "Ranking" sicher unter den besten 5%. Man braucht sich tatsächlich nur im Wohnort umzusehen. Eine Familie schafft schnell schnell schnell (das war das Wichtigste) 2 Meerschweinchenbabys an. 2 Wochen (!) später merken sie, dass sich die 6-jährige Tochter nicht mehr alleine (!) darum kümmert und man sucht einen Platz für die beiden. Oder ein unbekanntes totes Meerschweinchen liegt ca. 300 m von uns entfernt auf der Straße.

    Jedenfalls ging bei uns die Meerschweinchenhaltung weiter. Ausgangssituation sind jetzt deutlich ältere Tiere. Trotzdem ist seit den vielen Todesfällen 2022 bisher kein Tier mehr gestorben. Krank war auch nur eines, was aber durch eine OP vollständig geheilt werden konnte. Also es kommen im Laufe der Jahre immer mal wieder schlechte und immer mal wieder gute Phasen.

    <3Karla *2019 <3 Ludwig *18.1.2022 <3 Minna *ca. 20.8.2022 <3 Selma * 2.2.2024 <3 Amalie *ca. 25.4.2024

    Für immer im Herzen: Berta, Pieps, Charly, Greta, Emma, Sophie, Chocolate

  • Ich versteh Dich. Ich bin auch so ein Meerschweinchenhypochonder, nur dass ich (inzwischen) meistens recht habe, wenn ich sage „das Tier hat was“.


    Was mich tröstet ist, dass auch Menschen kein perfektes Leben haben. Bei allem Bemühen irren auch Menschen manchmal von Pontius zu Pilatus um einen Arzt zu finden, der ihnen hilft, leben in (zu) kleinen Wohnungen, in verschmutzter Luft oder fallen auch einfach tot um.

    Das Leben ist für uns so und es ist auch für die Schweinchen so. Weil das Leben nicht perfekt ist und sein kann für alle. Es ist nicht möglich. Ich kann es für meine Kinder nicht perfekt machen und ich kann es für die Schweinchen nicht perfekt machen und für mich auch nicht. Ich bemühe mich, aber es ist unmöglich.

    Dieser Perfektionswahnsinn ist ja auch etwas das stresst. Sieht man gerne in Foren auf Instagram . Meine Schweinchen bekommen nur handgepflückte Wiese und von den Brombeerblättern knipse ich die Stacheln einzeln ab und außerdem sind sie ganz viel draußen, aber nur bei Wetter so und so und sollte ein Wind aufkommen, hole ich sie schnell rein und sie bekommen …

    Das Leben ist nicht perfekt, weder für uns noch für Schweinchen. Es reicht wenn es „gut genug“ ist.

  • Ich halte inzwischen seit 24 Jahren Schweinchen, und hatte in der Zeit eigentlich zu viele Verluste :(

    Es hilft mir aber bei Zweifeln meine Tiere zu beobachten, die dann z.T. neugierig angelaufen kommen wenn sie mich sehen. Was ich ins Gehege lege ist auch potenziell Fressbar, völlig egal was es ist. Deswegen werden glaube auch gerne mal die Besen angefressen :S

    Als ich einen absoluten Tiefpunkt hatte, wurde mir aber mal gesagt, warum ich mir solche Vorwürfe machen würde ? Ich würde meine Tiere doch gut halten, sie hätten ein gutes Leben bei mir und manchmal kann halt kein Arzt der Welt mehr helfen. Damit halte ich mich bis heute über Wasser.

    Sogar ein paar der Tierärzte hatten sich schon so geäußert, das meine Tiere einen gepflegten und guten Eindruck machen würden. Auch Augenscheinlich sehr auf mich geprägt seien. Und wieder das auch Ärzte keine Wunderheiler sind, wobei der eine Doc das manchmal gerne wäre lt. eigener Aussage.

    Was gar nicht mehr geht bei mir ist das Gedicht über die Regenbogenbrücke, ich hab irgendwo noch eine völlig vernachlässigte Website. Den Text kann ich nur noch kopieren, beim Versuch es zu tippen habe ich sofort Tränen in den Augen :(

    Ich wollte auch schon zweimal Aufhören, kläglich gescheitert. Weil so ganz ohne meine kleinen Fressraupen würde mir echt was fehlen.

    LG Tasha mit

    Yuki (12.12.2018), Abby Sciuto (19.04.2020), Penelope Garcia (10.03.2022), Trudi Monk (10.03.2023),Raffi (01.04.2023), Bo-Katan (15.02.2024),Silly (20.01.2024), Mae (03.05.2023), Scotty (15.09.2023)

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