So so, das Tild. Vorneweg einmal, ich bin mir sehr unsicher und nochdabei meinen Standpunkt zu finden. Zudem waren wir gestern nur in der Notfallsprechstunde, weshalb die Zeit begrenzt war.
Tilda geht es ja schon länger nicht gut. Sie legt sich oft nicht hin, ist aufgeplustert, wirkt schmerzhaft und atmet dann auch schlechter. Die letzten Tage ging es ihr jetzt aber besser und gestern lag sie zum ersten Mal! unter der Etage und sie läuft jetzt durchs ganze Gehege. Das freut mich sehr, weil es für sie mehr Lebensqualität bedeutet.
Erstmal die guten Nachrichten: ihre Herzmedikamente schlagen gut an! Ihr Herz war ja zu langsam und arrythmisch. Das ist jetzt beides soweit nicht mehr hörbar und freut uns natürlich sehr.
Die Ärztin vermutet als Ursache für ihr Unwohlsein sehr stark die Zyste an ihrer Niere. Tilda ist ja eher ein kleines Schweinchen und das nimmt im Verhältnis relativ viel Platz weg. Außerdem ist sie wohl sehr nah am Blinddarm dran. Sie vermutet, dass die Nahrung je nach Verdauungszustand hängen bleibt und das einfach ziept im Bauchraum.
Das Problem ist, das Tilda schon palliativ behandelt wird. Jetzt dauerhaft noch Schmerzmittel zu geben, fände ich moralisch irgendwie schwierig, gerade da die Ärztin auch vermutet, dass da immer so ein Druck ist, also es auch mechanisch einfach unangenehm ist, was ich ihr mit Schmerzmitteln nicht nehmen kann. Außerdem...wie viele Medikamente geben wir ihr, bis es reicht? Sie kriegt dann Prednisolon, Zithromax, Herzmedikamente, Unterstützung für die Verdauung und Schmerzmittel. Man kann ein Tier natürlich mit mefikamentöser Unterstützung am Leben erhalten, aber dann muss man sicherstellen, dass es ein lebenswertes Leben ist. Mit den Medikamenten hält man sie ja quasi vom Sterben ab.
Die andere Option wäre eine Probelaparotomie, also Bauchraum auf und mal schauen, wie es aussieht, ob man die Zyste entnehmen kann. Wenn sie mit dem Blinddarm verwachsen ist, oder man die Niere entfernen müsste, würde sie Tilda aber nicht mehr aufwachen lassen.
Unsere Ärztin sagte, dass sie palliativ keine Option mehr sieht. Es wäre legitim sie jetzt gehen zu lassen oder vorher die Operation zu probieren. Allerdings ist die Chance, dass das gut läuft relativ gering. Im Schall würde man wohl nicht ausreichend sehen, ob eine Operation möglich ist oder nicht.
So, jetzt kommen wir zu meinem Gedankenchaos...
Ist es wirklich die Zyste? Ist das ihr Problem? Sie hat die schon lange relativ unverändert, punktieren hat vor 2 Jahren nichts gebracht. Aber man muss auch sagen, dass sie schon seit ca. 2 Jahren immer wieder Verdauungsprobleme hat und auch dieses Unwohlsein. Also es ist immer ein Highlight, wenn Tilde schläft im Liegen. Außerdem streckt sie immer ihre Beine im Liegen weg, was für eine Entlastung des Bauchraums sprechen könnte.
Würde das ihr Problem lösen? Die Herzprobleme bleiben, ihre Lymphknoten schwellen in der Kniefalte mehr an und schränken sie im Bewegungsablauf ein. Aber vielleicht würde sich das auch bessern, wenn das Herz und die Beine mehr Platz hatten.
Wäre es unfair sie palliativ weiterlaufen zu lassen? Tilds ist sehr leidensfähig und aufgrund ihrer Prednisolontherapie ist die Bewertung des Fressverhaltens auch schwerer.
Wie ist das mit dem Prednisolon und dem Heilungsverlauf? Das muss ich nochmal fragen. Da Prednisolon das Immunsystem unterdrückt, wäre das ja relevant für die Operation.
Was wenn man sie in der OP gehen lässt? Ist es so schlimm? Da bin ich sehr unentschlossen...Ob ich sie nicht palliativ weiter"behandeln" wollen würde, wenn man nichts machen könnte. Aber wenn sie dann einen Bauchschnitt hat, wäre es unfair sie wieder aufwachen zu lassen.
Könnte man davor noch sinnvoll Diagnostik betreiben? Evtl. ein CT um die Situation im Bauchraum besser beurteilen zu können? Muss ich nochmal fragen. Sonst überlege ich, ob wir nochmal ein Blutbild, Röntgen und Schall machen. Vielleicht sieht man noch was, was ursächlich sein könnte oder was man vor der OP behandeln könnte. Oder etwas wo man sagen würde, es lohnt sich eh nicht...
Wenn es die Zyste ist, warum ist es jetzt schlechter geworden? Wir werden nochmal eine Kotprobe einsenden, da ein paar Schweinchen wieder weicheren Kot haben. Wildkaninchen sind hier leider überall. Falls es positiv ist, könnte ich mir vorstellen, dass das zu Aufgasungen führt, und somit die Situation mit der Zyste, Atmung und Bewegung noch schwerer macht.
Und das Wichtigste, wie lange sollte man weitermachen? Ich fände es extrem unfair ihr gegenüber sie jetzt gehen zu lassen. Gerade mit ihrer jetzigen Verbesserung. Für Tilda fühlt es sich gleich an, wenn sie eine Spritze bekommt und dann schläft. Sie merkt nicht, ob sie danach noch aufgeschnitten wird oder nicht. Aber wäre es überhaupt fair, wenn die Operation gut läuft, sie wieder aufwachen zu lassen? Sie hat schon so viel geschafft und ich bin so stolz auf sie. Aber muss sie noch mehr schaffen?
Ich glaube ich bin relativ klar, wenn dann probieren wir es mit der Operation, bevor wir sie einschläfern lassen. Ich bin nur unsicher, ob die Operation die Lösung ist, die ihr langfristig mehr Lebensqualität bieten bzw. ob die Zyste dss Problem ist und wenn ja, wie schlimm sie ist. Sicher ohne wäre schöner, aber wenn ihr Körper während der OP aufgibt, wer hat dann gewonnen? War es das wert?
Der Termin ist am 24.09. also bis dahin haben wir noch Zeit. Zeit eventuell weitere Schritte einzuleiten, Zeit ihre Lebensqualität zu beurteilen, Zeit mit unserem Kämpfertild
Bis dahin soll sie zusätzlich noch Lactulose und Rodicare Hairball bekommen, damit die Nahrung besser durch sie durch kommt und nicht hängen bleibt. Außerdem soll ich erst Novalgin und wenn das nicht wirkt Tramadol ausprobieren. Es wäre allerdings unsicher, ob Tramadol ihr den Rest geben würde...
Ich beobachte gerade ihren besseren Zustand noch ohne Schmerzmittel, damit ich auch einen guten Vergleich habe, wenn ich das Novalgin nochmal ausprobiere. Tramadol würde ich gerne vermeiden.