Bockgruppen unnatürlich?

  • An anderer Stelle hier im Forum kam ja schon dieses Thema auf. Um dort das eigentliche Thema dort nicht zu sprengen, mache ich hier mal einen eigenen Bereich auf, um mal meine Gedanken zu dem Thema zu schildern.

    Wie schon mehrfach geschrieben, kann man unsere Hausmeerschweinchen bestimmt nicht eins zu eins mit den freilebenden Wildmeerschweinchen vergleichen.Ich glaube, es gibt auch gar nicht so viele Beobachtungsstudien o. Ä. von dieser Tierart. Aber grundlegende Gemeinsamkeiten im Verhalten werden Haus- und Wildmeerschweinchen wahrscheinlich aufweisen. Welche Optionen haben also Jungböcke, die in eine Haremsgruppe hineingeboren werden? Beim erreichen der Geschlechtsreife werden sie vom Haremschef als Konkurrenz angesehen und vertrieben werden. Ein wirklicher Rangkampf wird hier noch nicht stattfinden, da diese Jungtiere zwar geschlechtsreif sind, aber noch lange nicht ausgewachsen und stark genug, gegen ein erwachsenes Tier anzutreten. Also werden sie aus der Gruppe vertrieben und haben folgende Optionen:

    1) Ein Leben als Einzelgänger, bis sich die Möglichkeit ergibt, einen eigenen Harem zu übernehmen, entweder durch Kampf oder durch den Tod des Anführers. Ich glaube allerdings nicht, daß dies die gängigste Option für eine soziale Tierart ist und dich eher der Schutz einer Gruppe gesucht wird, auch wenn sie rein männlich wäre.

    2) Zusammenschluss in einer Junggesellengruppe, ohne die Anwesenheit von Weibchen. Könnte funktionieren, es gibt ja keine Weibchen, um die gekämpft wird, jeder hat den Schutz der Gruppe, Räuber werden schneller erkannt usw. Es wird immer Zu- und Abwanderungen geben und damit verbundene Rangkämpfe, aber der Großteil der Gruppe wird sein leben in dieser Gemeinschaft bestreiten.

    3) Alle guten Reviere sind schon durch Haremsgruppen besetzt. Die vertriebenen Jungböcke finden keinen geeigneten Lebensraum, verhungern oder fallen Räubern zum Opfer, werden also auf natürlichem Wege „aussortiert“ und nur die Stärksten und Gesündesten überleben.

    Wahrscheinlich können alle drei Variationen vorkommen, aber die zweite halte ich persönlich für die Plausibelste. Man kann es ja auch, unter Vorbehalt, mit anderen Tierarten vergleichen, die in Haremsstrukturen leben. Dort bilden sich auch oft Junggesellengruppen als Zweckgemeinschaft.

  • Kurzer Gedanke noch zu „unnatürlich“:

    Kastraten kommen in der Natur in der Regel auch nicht vor, höchstens mal durch eine Krankheit oder einem „sehr speziellen Unfall“. Auch sind Weibchen, die nicht ihr ganzes Leben über dauerträchtig sind, so von der Natur nicht vorgesehen. So ist der Blick auf anscheinend unnatürliche Bockgruppen doch ein bißchen einseitig, wenn es rein um die Gegebenheiten in der Natur geht.

  • Ich möchte mal anmerken, dass die Infos die man online findet auch unterschiedlich sind...

    Meerschweinchenberatung Wildmeerschweinchen Infos

    Hier gibt es eine Art, die auch in gemischten Gruppen lebt mit mehreren Männchen, dann die, bei denen die Weibchen Revierbezogen sind aber nicht die Männchen und bei Wikipedia steht wieder was ganz anderes. Zudem steht dort, dass ein Männchen ein bis drei Weibchen hat... was auch kein riesen Harem ist.

    "Natürlich" wäre also am ehesten noch ein Bock und eine Sau und deren Kinder - wobei letztere dann quasi immer wieder ausziehen müssten... und dann muss es natürlich auch die natürlichen Feinde geben - also ihr lieben Natürlichkeitsfreaks (sorry 😅) - wer von euch spielt gerne "Predator"? 😉

    Was ich damit sagen will - so ziemlich alles an Haustieren ist wenn man so will unnatürlich.

    Wenn zwei oder mehr Böcke harmonisch miteinander leben - und zwar ebenso harmonisch oder auch mal unharmonisch wie zwei Mädels, ein Harem oder ein Paar - warum sollte man sie dann nicht auch genau so halten können dürfen? ☺️ Ob das "natürlich" ist spielt finde ich einfach im Falle unserer Hausmeerschweinchen keine Rolle. Habs an anderer Stelle schon geschrieben: Die natürliche Umgebung des Hausmeerschweinchens ist das große Gehege und das Kuschelsofa 🤷‍♀️😅

    Und der natürliche Feind des Hausmeerschweinchens sind wohl Staubsauger und falsches Futter oder sowas 🙈

  • Ich hab die Quelle gefunden oder zumindest eine, die Dritte Aussage ist es:

    Meerschweinchen Nothilfe Hamburg Bockgruppen Vorurteile

    Dort steht es, aber wo ist die Quelle des Autors in der Meerschweinchennothilfe? 😅


    Es würde für so kleine Beutetiere, welche bevorzugt in Gruppen leben, auch wenig Sinn machen plötzlich alleine zu leben. Die Gruppe bietet Sicherheit, Wärme und die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen.

    Ja, so denke ich auch. Denn mit irgendjemanden müssen die Schweineherren ja leben können.


    Außerdem gehe ich nicht davon aus dass die Böckchen sich mit ihrem Singelleben zufrieden geben. Vermutlich werden die jüngeren Böcke den Rang der Älteren immer wieder in Frage stellen um so irgendwann ein Weibchen abzubekommen.

    Wenn man sich anschaut, wie Schweinchen in Gemischtgruppen funktionieren, kann ich mir durchaus vorstellen, dass das gar nicht oft der Fall sein muss und die Böcke den großen Teil der Zeit einfach friedlich daneben leben. (Nur Vorstellung, kein Wissen)

    Ich halte es auch für möglich, dass sich nicht alle Böcke im Harem wohler fühlen. Dem zuletzt bei mir lebenden Bockduo würde ich jedenfalls unterstellen, dass sie unter Männern mindestens genauso glücklich waren, wenn nicht gar zufriedener, als dann mit den Mädels.

    Es wird bestimmt auch "in der Natur" bzw. in anderen unregulierten Mengen von ("Nutztier"-)Meerschweinchen immer Jungs geben, die nie mit Weibchen leben.

  • Dort steht es, aber wo ist die Quelle des Autors in der Meerschweinchennothilfe? 😅

    😅 Ja... Aber in den andern Links steht auch teils sowas ähnliches drin - vielleicht hat Sachser auch sowas beobachtet, leider gab es wohl mal jemanden der da alles in einfacher Sprache zusammengefasst hat aber der Link existiert nicht mehr bz die Seite ist nicht sicher...

  • Ich glaube auch nicht daran, dass Bockgruppen nie unter wilden Meerschweinchen vorkommen. Aber abgesehen davon frage ich mich auch, wieviel wir aus der Frage, was wilde Meerschweinchen tun noch ziehen können. Unsere Meerschweinchen sind mittlerweile so weit davon entfernt im ihrer Art zu leben. Die existentiellen Gefahren sind nicht vorhanden, Futter steht immer zur Verfügung aber der Lebensraum ist dafür in der Regel deutlich kleiner.

    Deshalb beziehe ich mich hier mal auf meine eigene Erfahrung. Meiner Meinung erlebe ich deutlich mehr als reine Zweckgemeinschaften. Ich habe sehr innige Freundschaften gesehen, das Verteidigen gegen Andere, Trauer, das Überspringen von hohen Hürden, nur um bei einem Anderen zu sein, Rücksixht bei Krankheit und die Aufregung und der Stress, wenn Jemand nach der Gruppe ruft.

    Es ist stressiger mit einer Bockgruppe und Dominanzverhalten nichts außergewöhnliches. Aber sie sind definitiv keine Einzelgänger, die sich nur tolerieren.

    Als Beispiel hier ein Bild von letzter Woche, als ich auf der Suche nach zwei verschollenen Schweinchen war:

    Auf dem Bild sind 3 meiner 5 Kastraten beim Mittagsschlaf. Hinter dem sichtbaren Brownie lag Cookie und rechts unter der Matte Oreo - alle mit dem Schnäuzchen zueinander. Mein Gehege hat ohne Etage je nach Aufbau zwischen 6 und 8qm mit jeder Menge Schlafplätze. Sie müssen nicht so liegen (und machen es auch nicht immer), aber tun es trotzdem.

    Das ist der Grund weshalb ich nicht das Gefühl habe ihnen etwas dadurch zu nehmen, dass sie nur unter Böckchen leben.

  • 😅 Ja... Aber in den andern Links steht auch teils sowas ähnliches drin.

    Es gibt aber auch mindestens drei Seiten, die schreiben, dass Meerschweinchenmännergruppen nur kastriert funktionieren und man findet sicher einige Seiten, wo Einzelhaltung als ok befunden wird.
    Deswegen hätte ich gern ne seriöse Quelle, die ich dann auch als Gegenargument mit großem Tamtam auf den Tisch werfen kann, wenn mal wieder jemand behauptet, dass Böckchengruppen unnatürlich sind. ^^ Naja, wenn ich mal vor Langeweile nicht weiß, was ich machen soll, kann ich mich ja mal auf die Suche begeben. 😅

    Sachser macht meines Erachtens doch "nur" Verhaltensforschung an Hausmeerschweinchen, oder? Aber ein offizieller Text von ihm dazu wäre auch schon super.

    Kannst du mir vielleicht trotzdem den Link zur "nicht sicheren" Seite schicken? :)

    Ich habe sehr innige Freundschaften gesehen, das Verteidigen gegen Andere, Trauer, das Überspringen von hohen Hürden, nur um bei einem Anderen zu sein, Rücksixht bei Krankheit und die Aufregung und der Stress, wenn Jemand nach der Gruppe ruft.

    Das würde ich hiermit gern unterschreiben. :thumbup:

    Aus meiner Sicht kommen die Unkenrufe gegen die Bockhaltung sowieso meistens von Leuten, die selber nie Böcke gehalten haben und es nur irgendwo in Foren gelesen haben. So wird das immer wieder von neuen Leuten abgeschrieben und die Bockhalter gucken in die Röhre.

    (Als ich damals mit meinem Bockduo 2003 angefangen habe, war das übrigens noch nicht so. Da galten Böcke nur als schwieriger und man konnte sich auch aus Notstationen ohne Probleme Böckchen für eine Bockhaltung holen.)

  • Natührlich hin oder her.In Gefangenschaft gibt es leider viele Böckchen die kein zu Hause in einem Paar oder Haarem finden.Hier macht die Böckchengruppe Sinn.

    Für mich gilt die Tiere entscheiden wie sie leben wollen.Meine Böckchenruppe ist gescheitert.Die Tiere haben deutlich gemacht sie wollen nicht zusammen leben.Wegen Platzmangel konnte ich nur 3 Böckchen einen Haarem ermöglichen.Zum Glück hat meine Schwester die anderen zwei Aufgenommen.Jeder bekam 2 Mädchen.

    Das muss man im Auge behalten,was mache ich wenn es Streit gibt.

  • Es gibt aber auch mindestens drei Seiten, die schreiben, dass Meerschweinchenmännergruppen nur kastriert funktionieren und man findet sicher einige Seiten, wo Einzelhaltung als ok befunden wird.

    Das ist ja das Schlimme am Internet, man findet quasi alles zu allem und was nu seriös ist und was nicht... manchmal gar nicht so einfach. Seriös definiert zudem ggf. noch jeder anders 🙈

    Selbst die Wissenschaft hat ja eigentlich nie die 100% seriöse Antwort, denn wie oft haben sich da schon Dinge doch wieder verändert...

    Zunehmende Individualität macht das "Chaos" perfekt 😅 viele pauschale Aussagen sind einfach individuell betrachtet oft doch nicht so pauschal anwendbar. Bestimmt hat irgendwo auf der Welt sogar schon ein Meerschwein ein Insekt gefuttert und oh nein, sind sie doch keine Vegetarier? 😱🤣 Spaß beiseite - schau mal hier, das ist nicht der unsichere Link! Sondern dort im ersten Beitrag ist ein Link der geht nicht so wirklich und wenn man nach der Person die dort erwähnt wird sucht findet man noch einen Link, aber der ist unsicher und verweist dann auf einen neuen unsicheren Link - was mir persönlich dann zu unsicher war also VORSICHT beim anklicken von Links!


    Der Link hier ist aber wie gesagt ok, aufs CH Nagerforum:

    Nagerforum CH zu Bockgruppen

  • Das muss man im Auge behalten,was mache ich wenn es Streit gibt.

    Da gebe ich dir absolut Recht. Oft bedeutet das im Zweifel für eine Zeit oder auf Dauer getrennte Gruppen zu halten oder wie bei dir sich trennen zu müssen.

    Aber meine Theorie ist: je mehr Wissen und Erfahrung über Bockgruppen besteht, desto mehr Böckchen können in Zukunft ein Zuhause in Bockgruppen finden und desto mehr Böckchen gibt es langfristig im Tierschutz, die sich zur Sozialisierung von Böckchen eignen.

    Denn genau da liegt oft das Problem: einen guten Erzieher für junge Böckchen finden, sodass sie gut sozialisiert werden.

  • Man kann gar nicht oft genug sagen.Jedes Jungtier muss ein williges Lehrschweinchen haben.

    Seit ich darauf achte sind meine 3 Gruppen völlig entspannt.

    Wobei das glaube ich nicht das Problem war.Denn der Erzieher der damals die Gruppe geführt hat hat später noch mehrere Jungtiere erzogen.

    Was mir aufgefallen ist das Böckchengruppen oft lebendiger sind.Wenn ich denke wie der Boss den kleinsten immer wieder gejagt hat um ihn dann auszulachen.

    Auf jeden Fall gilt Böckchengruppen sind nichts für Anfänger.

  • hupe oh mega danke dir!

    Das mit den Gemischtgeschlechtlichen Gruppen würde mich jetzt ja doch auch brennend interessieren, denn das würde den Böckchen ja auch wieder zugute kommen. Ist hier schon vorhanden: EDIT: Forum Beitrag mehrere Böckchen mit mehreren Weibchen gemeinsam halten

    In Gefangenschaft gibt es leider viele Böckchen die kein zu Hause in einem Paar oder Haarem finden.Hier macht die Böckchengruppe Sinn.

    Genau das sagen wir ja ☺️ - wobei ich "Gefangenschaft" auch wieder krass finde (das Wort), die Tiere werden seit Jahrhunderten so geboren und kennen es nicht anders, könnten draußen gar nicht mehr überleben.

    Das muss man im Auge behalten,was mache ich wenn es Streit gibt.

    Genau, das muss man immer, und kann auch in anderen Konstellationen passieren. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit bei 3 und mehr Böckchen deutlich höher, aber das weiß man in der Regel auch, wenn man sich vorher gut informiert hat. ☺️

  • Denn genau da liegt oft das Problem: einen guten Erzieher für junge Böckchen finden, sodass sie gut sozialisiert werden

    Ja da braucht es einen gut sozialisierten älteren - eigentlich bin ich bei der Böckchenthematik tatsächlich sehr für die Frühkastration. Dann können die kleinen Jungs ausreichend lange in einer gemischten Gruppe bleiben, das scheint mir für sie tatsächlich einige Vorteile zu haben.

    Auf jeden Fall gilt Böckchengruppen sind nichts für Anfänger.

    Ich würde sagen 2 Böcke bz. Kastraten, die sich schon kennen und verstehen sind auch für Anfänger durchaus geeignet. Alles was bei Böckchen über die zahl von 2 raus geht, gehört definitiv in erfahrene Hände - das sieht und liest man eigentlich quasi überall und ist ja auch das, was der Herr Sachser bestätigt.

    Und gerade bei Anfängern sollten es dringend 2 Kastraten sein, denn da kann man im Zweifel immer mit Weibchen vergesellschaften und hat am Ende nicht das Thema mit dem alten, unkastrierten Bock.

  • Ein Erzieherschwein nur leihen würde ich nicht (siehe mein verschobenen Beitrag) - was das Thema hier betraf:

    Aber um all das ging es hier nicht, sondern darum, ob Bockgruppen unnatürlich sind. Das wiederholte Empfehlen doch ein Paar (also Weibchen und Kastrat) oder Harem aufzunehmen führt uns hier nicht weiter und nochmal: auch Anfänger können mit 2 Kastraten durchaus gut beraten sein, sofern sie den Platz (mind. 2m², eher mehr) und die Möglichkeit haben, falls es doch schief gehen sollte dann eben zu trennen und Weibchen aufzunehmen.

    2 Kastraten sind für mich aber auch noch keine richtige Bockgruppe. Die fängt bei drei + an, und dass solche Gruppen definitiv anspruchsvoll sind, sehr (!!) viel Platz und durchaus gewisse Erfahrung brauchen und auch nach längerer Zeit immer wieder scheitern können, wissen wir. Empfiehlt hier keiner für einen Anfänger, aber darum ging es auch nicht.

    Trotzdem brauchen nun mal auch die Jungs einen Platz - und einige von ihnen scheinen durchaus in der Lage, sich auch in einer Bockgruppe lebenslang wohlzufühlen. ☺️

    Und sonst - ist eine Gemischtgeschlechtliche Gruppe in einem riesen Gehege wohl eine Option - aber scheinbar was man so liest eben auch tendenziell nur mit viel Platz und vielen Tieren (10+). Ausnahmen gibt es immer. 😉

    So sehr unnatürlich scheint ein zusammenleben von Böcken tatsächlich nicht unbedingt zu sein, weder in der Natur noch im Gehege. ☺️

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