Aus 4 mach 6 - Böckchenvergesellschaftung

  • Die Vorgeschichte:

    Nachdem ich Ende 2020 wieder in die Meerschweinchenhaltung eingestiegen bin und mich diesmal für eine Bockgruppe entschieden habe, steht jetzt bald eine neue Herausforderung an.

    Damals ging es los mit einem Bockpaar (Gizmo und Peanut) und zwei Babyböckchen (Floki und Oreo). Der Plan mit den Vieren ging zunächst ordentlich schief, weil weder ich noch meine Vier genug Erfahrung mit einer solchen Gruppen hatten. Gizmo und Peanut hatten nie von älteren Kastraten gelernt und Floki und Oreo wurden permanent von ihren Hormonen gesteuert - dass Alle zu Beginn unkastriert waren, war da überhaupt nicht hilfreich. Also lebten für einige Monate zunächst Gizmo und Peanut zusammen und Floki und Oreo, die im August 2021 Koi als Zuwachs bekamen. Ich war überglücklich, als dann im Herbst doch noch die Zusammenführung der 5 klappte.

    Als die Gruppe harmonisch war, kam leider im Juni 2022 der erste Schicksalsschlag. Gizmo bekam Zahnprobleme und hinterließ uns nach langem Kämpfen im Oktober 2022 mit großer Trauer bei mir und seiner Meerschweinchenfamilie. Er war das Leittier der Gruppe, sehr beliebt und gab Allen große Sicherheit. Seinen Platz als Leittier nahm Peanut ein.

    Im Januar 2023 kam nochmal ein Neuzugang mit dem kleinen Frühkastraten Goofy. Diese Vergesellschaftung war das Unaufgeregteste, was ich je erlebt habe. Er lief einfach von Tag 1 an mit. Das war rückblickend ein großer Segen, weil nun auch bei Peanut Zahnprobleme festgestellt wurden. Auch diesen Kampf verloren wir leider, trotz der Ausschöpfung aller Möglichkeiten. Es verließ also wieder ausgerechnet das Leittier die Gruppe und ich wusste nicht, wie sich das auswirken würde.

    Aber ich wurde erneut von meinen Jungs überrascht. Floki übernahm und führt seitdem sanftmütig die nun wieder 4er-Gruppe - ganz so, wie er es von Peanut gelernt hat, der immer der Streitschlichter war. Auch die späte Rappelphase von Goofy verlief erstaunlich entspannt, obwohl er Allen sichtlich auf die Nerven ging.

    Nun ja...gerade wo Alle gesund sind und die Gruppe harmonisch ist, stelle ich mich einer ganz neuen Herausforderung...

  • Wie ich Cookie und Brownie kennenlernte:

    Cookie und Brownie (2 Jahre alt) sollten ursprünglich einfach ein paar Wochen bei einer anderen Meerschweinchenhalterin zur Urlaubsbetreuung bleiben, deren Meerschweinchengruppe ich wiederum während ihrem Urlaub bei mir hatte. Die Zwei kommen aus einer Notstation und lebten seit September 2022 in einem schönen Gehege bei einer Familie mit zwei Kindern, die nun länger verreisen wollten.

    Gleich am ersten Tag der Urlaubsbetreuung kam dann leider die erste böse Überraschung. Die zwei hatten massive Haarlinge und Cookie war davon auch schon sichtlich mitgenommen. Ein paar Tage nach der ersten SpotOn-Behandlung lernte ich die Zwei kennen und bekam ihren Gesundheitszustand live mit. Zum Glück suchten die Haarlinge schnell das Weite, aber Cookie hatte plötzlich eine Beule am Bauch die wuchs. Da er in der Betreuung in tollen Händen war, wurde er einem Heimtiervertrauten Tierarzt vorgestellt, bekam einen Ultraschall und schließlich die Diagnose "Abszess". Während dieser ganzen Zeit fieberte ich mit und half der vorübergehenden Halterin mit Tipps wo ich konnte. Ein Thema war dabei auch, wie man der Familie klar machen konnte, dass die Zwei mehr Aufmerksamkeit brauchen, damit Krankheiten in Zukunft früher erkannt werden. Außerdem würde Cookie ja weiter Krankenpflege wegen dem Abszess benötigen (Spülen des Abszesses, Kontrolltermin beim Tierarzt, Wundkontrolle, Medikamente). Er sollte ja mit Brownie in ein paar Tagen zurück nach Hause.

    Diese Gedanken machte sich in der Zwischenzeit auch die Mutter der Familie, die sich hauptsächlich um das Pärchen gekümmert hatte. Zu unserer Überraschung teilte sie in einem Telefonat mit, dass sie, wegen gesundheitlicher Schwierigkeiten in der Familie, nicht glaubt den Zwei weiterhin gerecht werden zu können. Die Kinder hatten auch bereits das Interesse verloren, weshalb es an ihr lag das Wohl der Meerschweinchen zu sichern. Sie fragte also, ob es möglich wäre die Meerschweinchen dort zu lassen oder zu helfen ein neues Zuhause zu finden.

    Nachdem sie sich 5 Wochen um die Kleinen intensiv gekümmert hatte, war die Urlaubsbetreuung unfassbar besorgt, was nun aus ihnen werden würde. Sie selbst hat eine Haremsgruppe und nicht die Möglichkeiten dauerhaft eine zweite Gruppe zu betreuen. Aber wo sollten sie hin? Zwei erwachsene Kastraten finden nicht so schnell ein Zuhause und sie hatten doch schon so viele Stationen hinter sich. Die ersten Halter -> die Notstation -> die neuen Besitzer -> die Urlaubsbetreuung. Sehr viel für zwei Jahre. Außerdem sind die Beiden so eng miteinander und würden in einer Tierschutzeinrichtung vermutlich getrennt werden. Diese ganzen Bedenken und Sorgen teilte sie mir direkt mit und fragte mich um Rat.

  • Die Entscheidung


    Mein erster Impuls, als ich von der neuen Situation erfahren habe war, "oh nein, hoffentlich findet sich eine gute Lösung, sie hätten es so verdient. Ich wünschte, ich könnte sie einfach mit in meine Gruppe nehmen, aber das geht nicht!". Daraus wurden dann Überlegungen, was es denn wirklich bedeuten würde sie zu nehmen und anschließend, ob ich es mir finanziell, zeitlich und mental zutraue. Denn zwei getrennte Gruppen oder eine unharmonische Gruppe bedeuten jede Menge Stress, Sorgen und kosten unglaublich viel Zeit.

    Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr konnte ich es mir aber doch vorstellen. Wären es zwei fremde Böckchen gewesen, hätte ich das wohl nie so entschieden, aber die Zwei hatte ich schon zusammen erlebt und Gizmo und Peanut hatten eine ganz ähnliche Geschichte, bevor sie zu mir kamen und waren so wundervoll miteinander und später zu den Anderen. Außerdem hatte ja weder der Verlust der Leittiere, noch die Vergesellschaftung von Goofy oder seine Rappelphase für Probleme gesorgt. Also würde vielleicht auch der Zuwachs von zwei erwachsenen Kastraten klappen, die ihre Jugend in einer großen gemischten Gruppe verbracht und sozialisiert wurden?

    Trotz meiner plötzlichen Zuversicht, gab ich mir noch einen Tag Bedenkzeit und ging alles Mögliche im Kopf durch:

    • halte ich es aus, wenn es vielleicht wochenlang schwierig wird?
    • wäre ich bereit im Zweifelsfall wieder zwei Gruppen zu halten?
    • wie hoch sehe ich das Risiko, dass meine harmonischen Vier sich zerstreiten?
    • habe ich genug finanzielle Rücklagen für die eventuellen Tierarztkosten von zwei weiteren Schweinchen und das Futter? (bisher hatte ich nie mehr als 5 Meerschweinchen auf einmal)
    • kann ich Cookie und Brownie ein besseres Leben bieten als in einer Notstation?
    • würden die Zwei und meine Gruppe von einem Zusammenleben profitieren?

    Am Ende konnte ich alle Fragen positiv beantworten. Damit stellte sich nur noch zwei sehr wichtige Fragen:

    • will ich überhaupt zwei weitere Meerschweinchen?
    • Wie sieht es da bei meinem Partner aus?

    Nachdem mir das freudige Kribbeln bei dem Gedanken an die Zwei bei mir zu Hause die erste Frage beantwortete stand noch die zweite aus. Er war was die Vergesellschaftung angeht viel positiver als ich und gab ebenfalls grünes Licht.

    Vor 9 Tagen stand dann also die Entscheidung fest. Die Kleinen bekommen bei mir ein neues Zuhause und diesmal hoffentlich für immer!

  • Planung und Umzug


    Die Entscheidung war gefällt, also stand jetzt die Planung an. Glücklicherweise bekam ich unglaublich viel Hilfe von der Urlaubsbetreuung. Ein mittlerweile enger, freundschaftlicher Kontakt, der sich aus einem Forum ergeben hat. Meerschweinchenliebe verbindet eben ^^.

    Sie übernahm noch eine weitere Woche die Pflege der Zwei, vereinbarte die Übergabe und half mir die letzten Punkte zu klären (z.B. Vertrag und Übernahme von Cookies Behandlungskosten).

    Gestern ging es dann los und ich holte die Beiden ab. Der Abschied verlief emotional aber wir alle Drei freuten uns für Cookie und Brownie, dass nun ein neuer Lebensabschnitt auf sie wartete.

    Bei mir angekommen waren die Zwei noch etwas geschafft von der langen Fahrt und mussten sich erstmal in der neuen Umgebung mit den vielen neuen Geräuschen zurechtfinden. Nach dem Bezug des neuen Geheges dauerte es aber nicht mal eine halbe Stunde, bis sie glucksend durch die Gegen wuselten und Alles in Augenschein nahmen. Was mich natürlich unglaublich freute. Zu dem Zeitpunkt war ich zwar immer noch ein rotes Tuch für die Zwei (ich hatte sie schließlich in eine Transportbox gepackt und Cookie Medikamente gegeben), aber Hauptsache ihnen gefällt ihr vorläufiges neues Zuhause.

    Vorerst haben sie nämlich ein Somnicsgehege direkt neben meiner Gruppe bezogen. Die Vergesellschaftung soll erst stattfinden, wenn Cookie, Brownie und ich uns besser kennenlernen konnten und Cookie wieder ganz gesund ist.

    Deshalb war es auch spannend zu sehen, wie die Böckchen auf die Anwesenheit der jeweils anderen Gruppe reagierend. Wie erwartet hat Floki hier die Führung übernommen. Er hörte zuerst das Glucksen und erschnüffelte dann in der Luft wohl den ungewohnten Geruch. Das führte irgendwann zu einer kleinen Versammlung meiner Gruppe an der Abtrennung, auf deren anderen Seite Brownie saß. Es wurde gespannt durch die durchsichtigen Plastikelemente geschaut und sich etwas verdutzt angeschaut. Dabei wurde ab und zu das Fell aufgestellt und sich versucht groß zu machen. Was direkt zu einem Platzverlust führte. Floki fand das wohl keine angemessene Reaktion. Er blieb ganz entspannt. Auch von der anderen Seite gab es kein feindseliges Verhalten.

    So weit also erstmal Alles entspannt. Mal sehen was die nächsten Wochen bringen!

  • Schön geschrieben und vor allem spannend!

    Für mich auch aus aktuellem Anlass, bei meinen 5 Böckchen steht demnächst auch eine Vergesellschaftung an.

    Freue mich schon auf die Updates und drücke dir ganz fest die Daumen dass alles gut geht.

    Schön dass die beiden ein neues zu Hause gefunden haben, hoffentlich wird Cookie schnell gesund <3 :) .

  • Für mich auch aus aktuellem Anlass, bei meinen 5 Böckchen steht demnächst auch eine Vergesellschaftung an

    Ich bin schon sehr gespannt darauf mehr darüber zu hören!

    Ein kleiner Zwischenstand von uns:

    Brownie ist definitiv dominanter als bisher gedacht. Die Anwesenheit von mehr Böckchen und dass Cookie wieder deutlich stärker und fitter sind, hat wohl seine Hormone oder seinen Leitanspruch hochkochen lassen. Er fing plötzlich an Cookie durchs Gehege zu scheuchen und unentwegt zu brommseln. Der war davon total irritiert und hat mit Klappern reagiert, was Brownie noch mehr aufgewiegelt hat.

    Ausgerechnet an dem Morgen waren wir dann auch noch bis Abends weg, was definitv nicht verschiebbar war. Also habe ich mich an Altbewährtes gehalten und mehrere Sichtschutze aufgehangen, die das Verfolgen unterbrechen. Zum Glück hat das die erwünschte Wirkung erzielt und sich die Gemüter mittlerweile wieder deutlich beruhigt. Außerdem sind die Zwei schon deutlich zutraulicher geworden und haben positiv auf meine Stimme reagiert.

    Auch das Klappern und Brommseln direkt nebenan störte meine bisherigen Vier überhaupt nicht, was mich dann doch überrascht hat.

    Am Wochenende werde ich vermutlich einen Versuch wagen und die 6 zum ersten Mal sich Kennenlernen lassen. Meine Erwartungen sind da aber komplett offen.

  • Oh, das braucht ja keiner vor einer geplanten Vergesellschaftung Unruhe in einer Gruppe! Gut, dass sie sich wieder gefangen haben.

    Und es ist beruhigend zu hören, dass Klappern oder Streit in einer Gruppe nicht immer die andere Gruppe aufstacheln muss. Du weißt ja, dass dies bei uns der Fall war. Aber vielleicht haben sie bei uns auch so empfindlich auf die Aggressionen in der anderen Gruppe reagiert, weil sie sich ja kannten. Bei Dir sind die Tiere ja noch fremd füreinander. Aber vielleicht ist es auch einfach ein individueller Unterschied zwischen den Tieren oder den Gruppen?

    Auf jeden Fall wünsche ich Euch eine sehr harmonische Vergesellschaftung und bin natürlich auf Berichte gespannt!

  • Interessant dass sich die Lage so schnell wieder beruhigt hat. Zum Glück!

    Selbst konnte ich zu Beginn auch vermehrtes Interesse zwischen den Gruppen feststellen.

    Mit der Zeit hat sich das aber gelegt und nun interessieren sie sich kaum noch für einander. Zumindest meiner Beurteilung nach.

    Ich bin gespannt was du am Wochenende berichtest! Hast du vor sie immer nur zeitweise zusammen zu setzen?

  • Mein ist der, es so zu machen wie bei der erfolgreichen Zusammenführung von meinen vorherigen zwei Gruppen:

    Jede Gruppe bekommt einen Rückzugsort, an dem die anderen zu Beginn nicht hindürfen (ich hindere sie daran) und es gibt eine "Gemeinschaftsfläche". Das hat bei mir, Silke und noch einer anderen Böckchenhalterin sehr viel vom Stress rausgenommen. Jeder hatte dadurch die Möglichkeit sich auch mal zurück zu ziehen und die Stimmung hat sich nicht so sehr aufgeheizt. Außerdem habe ich dann keinen Rundlauf von 6 Schweinchen gleichzeitig.

    Mein Plan ist es einfach am Wochenende mal so zu machen und zu schauen, wie es läuft. Mein oberstes Ziel ist es keine zu schlechten Erfahrungen auszulösen, die dann wiederum für Ängste und Groll sorgen (also möglichst keine Bisse oder Jagen bis zur Erschöpfung). Sollte es also zu schnell zu hitzig werden, kann es sein, dass ich erstmal abbreche und es zu einem anderen Zeitpunkt nochmal versuche. Vielleicht schaffe ich es so aber auch, dass die Ränge im Laufe des Tages grob abgesteckt werden und ich die Bereiche komplett öffnen kann.

    Meine Meinung ist, dass Überforderung ein wichtiger Auslöser bei aggressivem Verhalten ist. Wenn die Böckchen aus einer stressigen Situation auch mal raus können und zwischendurch entspannen können, vermeidet man im besten Fall heftige Zusammenstöße.

    Ich bin selbst sehr gespannt, ob dieser Plan so aufgeht.

  • Vorbereitung Vergesellschaftung


    Gestern war der letzte Kontrolltermin mit Cookie und meine Tierärztin hat ihn für topfit erklärt. Somit steht dem Vergesellschaftungsversuch heute Abend nichts mehr im Weg!

    Die Schweinchen hatten schon ihr erstes Abendessen und ich reinige beide Gehege nochmal bevor es los geht. Sobald ich fertig bin, verkleinere ich den Bereich von Cookie und Brownie auf einen Schlafbereich mit ihrem großen Eckhaus und einem Kuschelhaus (ca. 1,35mx1,35m) und lasse bei der Abtrennung eine Somnicsplatte aus als Durchgang zum "Gemeinschaftsbereich". So kann ich ihn schnell bei Bedarf schließen, wenn Koi, Oreo, Floki oder Goofy dort hin wollen.

    Diese Vier bekommen die Etage als Rückzugsbereich, wo sie gerne schlafen. Hier muss ich also nur verhindern, dass Cookie oder Brownie die lange Rampe benutzen.

    Der Rest des Geheges steht dann allen 6 frei und bietet ausreichend Platz zum umkreisen, verfolgen und beschnuppern. Hier gibt es dann auch Heu und Frischfutter an verschiedenen Stellen. In die Rückzugsbereiche lege ich erstmal nichts, damit sich niemand ewig dort versteckt. Außerdem nehme ich noch die Hängematten aus den Gestellen und entferne ein Häuschen, in das nur ein Schweinchen reinpasst und stelle stattdessen alle Weidenbrücken auf und die Waschanlage. Dann dürfte es keine gefährliche Engstelle geben.

    Achja und ich werde meinen Schlafplatz für die nächsten Tage ins Wohnzimmer verlegen. So passiert nachts nicht, ohne dass ich es mitbekomme.

    Meine Aufregung steigt..

    Zuletzt bevor es losgeht nochmal ein Hinweis: mein Vorgehen bei der Vergesellschaftung entspricht nicht unbedingt den Standardratschlägen für Vergesellschaftungen. Es ist etwas, was sich bei mir so bewährt hat und auf den Erfahrungen mit meinen Böckchen beruht. Bei anderen Gruppen könnte eine andere Herangehensweise besser funktionieren.

  • Hört sich sehr spannend an! Ich drücke die Daumen dass es entspannt zugeht.

    Falls du das möchtest würde ich mich freuen wenn du vielleicht ein paar kurze Videos aufnimmst.

    Ich finde das Verhalten von Böckchen immer so schwer einzuschätzen weil es recht wenig Videomaterial im Internet gibt.

    Natürlich musst du das nicht öffentlich stellen und ich würde es auch nicht speichern oder so.

    Also nur wenn du magst :) .

    Viel Erfolg! <3

  • ByteSchweinchen ich werde es versuchen!

    Die erste Runde ist schon durch und ich bin ganz zufrieden. Das mit dem Rückzugsbereich für Floki, Oreo, Goofy und Koi ist total aufgegangen. Allerdings haben Cookie und Brownie so gar kein Interesse an ihrem Schlafbereich.

    Wie ich gehofft hatte, war meine 4er-Gruppe recht entspannt. Sie hätten Brownie und Cookie wohl ohne große Probleme aufgenommen, solange sie sich Oreo und Floki unterordnen. Die Zwei sind sofort rüber in den großen Bereich. Cookie war einfach nur neugierig und hat erstmal lauthals nach Futter gequiekt. Das war ihm wohl das Wichtigste ^^ .

    Aber Brownie ist richtig aufgedreht. Er hat jeden, der ihm über den Weg gelaufen ist herausgefordert. Also Anklappern, sich groß machen, seitlich stellen, Gewicht auf die Hinterbeine, Zähne zeigen und drohen zu kämpfen. Er ist auch ein paar Mal gesprungen, aber ohne zuzubeißen. Er war auch ausnahmslos der Einzige, der die Drohungen begonnen hat. Mit unterschiedlichen Reaktionen.

    • Goofy hat sich sofort verzogen und schläft seit 1,5h ganz oben im Häuschen.
    • Floki und Oreo haben zurückgedroht und sind auf die Etage, wenn Brownie zu hitzig und unruhig wurde
    • Koi, die kleine Maus, hat bei mir gesessen, gefuttert, und ist total irritiert vor Brownie weggerannt
    • Cookie, der am meisten von Brownie bedrängt wurde, hat zurück geklappert und versucht ihm aus dem Weg zu sehen

    Floki, Oreo und Koi sind immer mal wieder von der Etage runtergekommen und zu schauen, wie die Lage jetzt ist. Brownie war irgendwann total erschöpft, konnte aber immer noch nicht Ruhe geben. Er hat auch mit den Vorderfüßen gescharrt, was zeigt, wie gestresst er war.

    Dann ist das passiert, was ich schon erwartet hatte. Irgendwann hatte Oreo genug von dem Drama. Er hat Brownie mit ordentlich Tempo verfolgt und ihn angesprungen (auch hier ohne ihn zu verletzen). Ab da wurde Brownie deutlich ruhiger. Bis vor zwei Minuten haben Alle geschlafen. Cookie und Brownie direkt nebeneinander. Jetzt meldet sich aber anscheinend langsam der Hunger wieder...

    Ich berichte weiter und schaffe hoffentlich ein einigermaßen gutes Video im Halbdunkeln.

  • Das ist ja spannend!

    Ich hoffe, Brownie beruhigt sich rechtzeitig. Falls es bei ihm nicht nur ein Versuch ist, die Oberhand zu bekommen, sondern Unsicherheit mitspielt, würde ich überlegen, sie für die Nacht wieder zu trennen.

    Bei unserem Landolf wäre es ohne diese Zeiten der Entspannung und Erholung mit ziemlicher Sicherheit schiefgegangen.

    Falls er nur versucht, sich durchzusetzen und die anderen keine Pause brauchen, wäre ein Weitermachen eher sinnvoll.

    Ich bin bei unserer Gruppe "parteiisch". Es ist mit nicht egal, wer sich durchsetzt, weil ich glaube, dass es nicht nur auf Stärke oder Kampfeslust ankommt, um ein gutes Leittier zu sein. Dein Floki scheint die Qualitäten entwickelt zu haben, die der Gruppe guttun. Daher würde ich - wenn es meine Gruppe wäre - versuchen, Floki zu unterstützen und Brownie zu bremsen.

    Natürlich kann es sein, dass Brownie ein noch besseres Leittier wäre, aber das weiß man nicht und Floki hat sich schon bewährt.

  • Silke du hast vollkommen Recht mit deiner Einschätzung.

    Eben kamen Floki und Oreo nochmal runter und Brownie hat sich sofort auf gestürzt, sie quer durchs Gehege gejagt und ihnen ordentlich Fell aus dem Po gerupft. Ich habe beide untersucht, sie haben keine Wunde davongetragen. Allerdings hat es sie total irritiert und verstört. Sie sind bei der ersten Gelegenheit wieder weg und wollten nicht mehr runter. Das ist kein Verhalten zur Rangklärung. Er hat ja nicht einmal versucht sie zu besteigen oder Ähnliches.

    Danach habe ich Brownie erstmal alleine in seinen Bereich getrennt, damit er sich beruhigt. Er war erst weiterhin total durch den Wind und ist die Abtrennung entlang gerannt. Zum Glück hat er sich jetzt beruhigt.

    Währenddessen nutze ich die Möglichkeit Cookie in die Gruppe einzuführen. Der hatte durch das Verhalten von Brownie noch überhaupt keine Chance. Vorübergehend habe ich alle 5 zusammen runtergesetzt und lasse sie sich jetzt kennenlernen. Das könnte aber auch schwierig werden, weil alle jetzt fürchten, dass Jemand wie Brownie angreift.

    Es wird mit Sicherheit das Wochenende brauchen, bis ich eine Einschätzung geben kann, ob es funktionieren wird. Und heute Nacht werde ich vermutlich auch erst nochmal trennen. Dieses ängstliche Verhalten ist nicht unbedingt zielführend.

    Ich bin übrigens auch parteiisch. Floki ist einfach ein gutes, ausgeglichenes Leittier. Brownie ist viel zu aufgeregt und unsicher dafür.

  • Haben die jeweiligen Gruppen häufig probiert in den Bereich der anderen zu gelangen?

    Wie ist es den noch gelaufen? :)

    Hoffentlich konntet ihr Brownie etwas beruhigen?

    Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher ob es langfristig funktionieren würde in die Rangfolge der Tiere "einzugreifen". Man kann ja leider nicht ständig dabei sitzen. Glaubt ihr nicht dass es besser wäre die Tiere das selbst klären zu lassen, da es früher oder später sowieso zu erneuten Rangkämpfen kommen würde?

    Ich bin da unentschlossen. Bei meinen z.B. wäre ein sozialerer Kastrat wahrscheinlich der bessere Chef gewesen.

    Aber kräftemäßig wäre er einfach unterlegen gewesen, Meerschweinchen sind die "Chefqualitäten" wahrscheinlich egal, wer sich durchsetzen kann (und will) tut es.

    Aber ich bin gespanmt was du berichtets, vielleicht liege ich ja auch falsch :).

  • Es wäre gut möglich, die Tiere das selbst klären zu lassen, wenn sie unter natürlichen Bedingungen leben und einander begegnen würden. Unter unseren leider unnatürlichen Bedingungen und weil wir wollen, dass es allen gut geht, macht es aus meiner Sicht auf jeden Fall Sinn, auch im Blick auf Verhalten einzugreifen. Wir sagen ja auch nicht: Die Gefahr durch Raubtiere ist natürlich, wir überlassen sie sich selbst. Auch suchen wir das Futter aus, das wir für geeignet halten und überlassen es nicht den Schweinchen. Weitere Beispiele ließen sich anfügen.

    Natürlich können wir nicht über Monate oder Jahre eine unnatürliche Hierarchie erhalten. Aber wir können durch die von uns herbeigeführte Zusammenführung ausgelöste Probleme abmildern.

    Ein Beispiel von unserer Gruppe: Landolf und Dachsi hatten immer ein sehr gutes, herzliches Verhältnis. Als Landolf aber durch die Zusammenführung mit weiteren Schweinchen unter Stress war, ist er Dachsi von einer Rampe herunter ins das Gesicht gesprungen. Das geschah nicht, weil er Dachsi nicht mochte oder sich gegen ihn als Leittier aufgelehnt hätte, sondern er stand so extrem unter Spannung, dass sich das so entladen hat. Gerade bei ihm gab es eine ganz Reihe von weiteren Reaktionen aus Überforderung.

    In solchen Situationen, in denen aufgrund von vorübergehenden Problemen eine Gefahr oder Schaden drohten, habe ich eingegriffen.

    Für ein gutes Leittier ist m.E. sehr viel mehr als nur Stärke nötig. Dachsi und auch Wuschel sind das Herz der Gruppe. Insbesondere Dachsi ist sehr freundlich und geduldig. Er hat aufgrund seiner eigenen fehlenden Sozialisation sicherlich nicht alle idealen Verhaltensweisen. Aber er ist trotzdem aus meiner Sicht mit Abstand das geeigneste Tier aus unserer Gruppe für diese Aufgabe. Deshalb werde ich ihn möglichst dabei unterstützen, dass er die Position halten kann.

    Und ich gehe davon aus, dass bei Feejo auch einer das beste Leittier ist auf absehbare Zeit. Aber dazu wird sie ja noch selbst schreiben.

  • Ich stimme dir in allen Punkten doch absolut zu. Ein Eingreifen in gewissen Situationen halte ich auch für richtig.

    Es ging mir nur darum dass es einem extrem großen/ starken/ dominaten Schweinchen wahrscheinlich egal ist ob es gute Führungsqualitäten hat oder nicht. Es wird dennoch Chef sein wollen wenn es kann.

    Ich wollte nur hinterfragen ob man die Hirarchie der Tiere langfristig überhaupt beeinflussen kann und wie viel Eingreifen dementsprechend Sinn macht.

  • Haben die jeweiligen Gruppen häufig probiert in den Bereich der anderen zu gelangen?

    Wie ist es den noch gelaufen? :)

    Hoffentlich konntet ihr Brownie etwas beruhigen?

    Brownie hat sich gestern tatsächlich erst wieder beruhigt, als Cookie wieder bei ihm war. Vorher ist er die ganze Zeit unruhig hin und her gelaufen und wollte zurück. In den Bereich der Anderen wollte gestern niemand. Cookie und Brownie waren die ganze Zeit in dem für sie neuen Bereich und ich glaube sie wissen auch noch nicht, wie man eine Rampe benutzt. Also gab es keine Versuche auf die Etage zu kommen.

    Morgen schreibe ich gerne auch noch etwas zum Thema Leittier (Marie-Luise hat da sehr viel Gutes geschrieben). Erstmal aber zum Abschluss von gestern und heute.

    Ich hatte zum Schluss ja Cookie mit den anderen 4 noch zusammengelassen. Da ist nichts dramatisches passiert. Es wurde etwas gescheucht und Geklappert - mehr nicht. Aber es war auch überhaupt nicht mehr zielführend, weil Cookie und auch die Anderen in total Abwehrhaltung und verschreckt waren. Also habe ich das Gehege von Cookie und Brownie wieder auf die ursprüngliche Größe gebracht und sie über Nacht abgetrennt.

    Für heute hatte ich dann überlegt es nochmal zu versuchen, aber mit einem kleineren Gemeinschaftsbereich, sodass der Platz unter der Ebene (Lieblingsbereich der 4er-Gruppe) mit zum Rückzugsbereich gehört. Dann können sie nicht von dort verjagt werden.

    Heute morgen war Brownie aber wieder total aufgedreht und die 4er-Gruppe auffallend viel auf der Etage. Das fand ich keine gute Ausgangslage und habe beschlossen auf mein Gefühl zu hören, wann ein guter Zeitpunkt ist. Heute brauchten glaube ich Alle etwas Erholung und die Möglichkeit sich komplett zu entspannen. Morgen sieht es dann bestimmt schon besser aus.

    Zwei Dinge waren trotzdem interessant:

    Die 4er-Gruppe aus Floki, Oreo, Koi und Goofy ist immer noch komplett harmonisch. Da gab es weder gestern noch heute irgendwelche Anzeichen für Konflikte. Das stimmt mich sehr positiv.

    Über die Abtrennung direkt zwischen den Gruppen hatte ich heute Morgen ein Handtuch gehängt, in der Hoffnung, dass Brownie dadurch ruhiger wird. Heute Abend hatte er dann eine Lücke gefunden und konstant dort die andere Gruppe beobachtet. Wie ein gruseliger Nachbar, der durchs Fenster schaut.

    Ich denke schon, dass er nicht nur Interesse am Gehege, sondern auch an den anderen Meerschweinchen hat. Er ist in seiner Kommunikation nur total unbeholfen und widersprüchlich. Hoffentlich finde ich einen Weg, wie er ruhiger agiert und es zu einem richtigen Kontakt zwischen Allen kommt.

  • Die 4er-Gruppe aus Floki, Oreo, Koi und Goofy ist immer noch komplett harmonisch. Da gab es weder gestern noch heute irgendwelche Anzeichen für Konflikte. Das stimmt mich sehr positiv.

    Das finde ich auch sehr interessant! Hätte erwartet dass nach dem Stress auch in der eigenen Gruppe etwas Unruhe herrscht.

    Brownie scheint ja sehr dominant zu sein. Hat er sich den intzwischen etwas beruhigt? Oder denkst du dass er einfach nur Cookie weiterhin für sich beanspruchen möchte und deshalb auch sehr gestresst durch seine Abwesenheit war?

    Ich hoffe weiterhin dass du mit deinem Vorhaben Erfolg hast! Eigentlich profitieren ja alle Tiere von mehr Gesellschaft :).

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