Ich wollte noch erzählen, wie es letztendlich dazu kam, dass wir von Tilda Abschied nehmen mussten. In ihrem Nachruf wollte ich das nicht schreiben, weil sie so viel mehr war als nur krank, auch wenn die Krankheiten leider einen großen Teil ihres Lebens eingenommen haben.
Tilda wurde gestern wie geplant um 12:50 Uhr operiert. Sie hat die Narkose an sich erstaunlich gut vertragen und ist gut eingeschlafen. Während der OP hat sich herausgestellt, dass die Zyste sehr nah an der Niere war. Außerdem lief unter anderem die Aorta dort entlang und noch ein anderes großes Blutgefäß. Sie saß zwischen Wirbelsäule, Niere und Darm. Das war unerwartet, denn man konnte sie nicht entnehmen. Wir entschieden uns also die Zyste zu punktieren, um sie dann entfernen zu können. Es bestand das Risiko, dass sie einfach verblutet. Die Zyste war mit der Niere, dem Darm und der Bauchwand verwachsen. Die Niere war ganz platt, aber intakt. Um 14:20 Uhr war sie erstmal wieder wach. Sie wirkte erstaunlich fit und besser als Jackie. Wir durften sie also eine Stunde später mitnehmen. Um 16:30 Uhr waren wir dann zuhause. Ich habe ihr noch Medis gegeben. Beim Päppeln hat sie nicht geschluckt, aber ich habe gehofft, dass es die Narkose isr und sie einfach platt ist. Um 18:45 Uhr hab ich es nochmal probiert. Sie war im Gehege nicht aktiv, saß nur rum und man sah ihr an, dass es ihr schlecht ging. Sie hat immer noch nicht geschluckt. Ich habe ihr dann nochmal Novalgin gegeben und in der Klinik angerufen, ob sie ihr im Zweifel die Medikamente spritzen können. Wenn sie nicht schluckt, dann kann auch nichts wirken. Um 20:30 Uhr sind wir mit ihr losgefahren in die Klinik. Ich habe schon auf dem Weg gemerkt, dass ihre Atmung angestrengt ist. Eine dreiviertel Stunde später waren wir da. Die Ärztin war leider nicht kompetent. Tilda ging es zu dem Zeitpunkt nochmal deutlich schlechter. Sie hat dann Novalgin gespritzt bekommen und eine Infusion bekommen. Nach ewigen Diskussionen weil "sie hat ja keine blauen Lippen und schnappt nicht nach Luft" hat sie dann Sauerstoff bekommen. Sie hat im Verlauf des Abends dann noch Metacam, Emeprid und Furosemid gespritzt bekommen und von mir Vetmedin und Zithromax gekriegt. Sie hat dann angefangen Gurke, Radicchio und Bambus zu fressen, hatte aber dann zunehmend Probleme mit der Atmung. Sie hatte zu dem Zeitpunkt hochgradige Herzgeräusche. Wir wollten sie eigentlich wieder mitnehmen, damit ihre Atmung zuhause in Ruhe hoffentlich besser wird, aber es hat sich eher verschlechtert ohne Sauerstoff und ich hatte Angst, dass sie die Fahrt nicht übersteht. Wir sind dann gegen 00:15 Uhr gefahren und sie ist mit Sauerstoff dort geblieben. Um 6:45 Uhr waren wir wieder da, um die heimtiererfahrenste Ärztin, die uns blieb (Ärztin von Toffee) vor den Operationen zu erwischen. Ich hab mich so gefreut Tild zu sehen. Die Ärztin sagte mir beim Reinkommen "Es sieht echt schlecht aus. Sie schluckt immer noch nicht. Weitermachen wäre nicht im Sinne des Tieres. Sie hat schon so viel durch. Wir müssen sie einschläfern." Tilda war gar nicht richtig da. Man hat den Unterschied von wach zu in Narkose nicht gemerkt. Sie hat sich nicht gewehrt. Sie hat trotzdem lange gebraucht, bis sie geschlafen hat. Sie ist ganz friedlich gegangen. Aber zu spät. Ich wünschte, sie wäre einfach bei der Operation verblutet. Hätte das nicht mehr erleben müssen.
Wir haben sie nachts nicht erlösen lassen, weil die Ärztin nicht gut war, und weil wir Hoffnung hatten. Es war eine große Operation und wir wollten ihr die Chance geben sich zu fangen. Aber ich wünschte, sie hätte das nicht erlebt. Es ging trotzdem relativ schnell. Morgens hat sie noch gefressen und 24 Stunden später, haben wir sie gehen lassen. Aber jede Minute Leid ist eine zu lang...
Ich weiß nicht, was ich daraus mitnehme. Bei Tilda haben wir verloren, bei Ilse haben wir gewonnen. Manchmal geht man ein Risiko ein, man kann gewinnen und verlieren. Aber ich möchte dieses Risiko nicht für die Schweinchen eingehen, weil ich möchte nicht entscheiden, ob sie Schmerzen haben müssen oder nicht. Wenn ich es ihnen nehmen könnte, dann würde ich. Es ist so schwer, dass sie nicht reden können.