Silke, interessant was du beobachtet hast. Man kann immer schwer beurteilen ob sich das Verhalten vielleicht auch ohne Kastration verändert hätte, oder ob es wirklich nur daran lag. Ein schlechtes Gewissen sollte man wegen einer Kastration jedoch nicht haben. Ich verstehe natürlich was du meinst und mir wäre es auch lieber wenn man ihnen den Eingriff ersparen würde. Aber mitunter tut man ihnen damit wirklich einen Gefallen. Monatelanger, durch Hormone getriebener Stress und daraus resultierender Streit in der Gruppe ist auch nicht gesund.
Ich kann ja auch mal ins Detail gehen.
Chili: Kam einjährig und unkastriert aus Einzelhaltung zu uns. Die VG mit zwei älteren Kastraten hat gut funktioniert. Einer der Kastrate hat sich nicht sofort untergeordnet, Chili seinen Rang aber nicht streitig gemacht. Heute harmonieren die beiden sehr gut.
Eddie: Kam mit 7 Wochen als Frühkastrat zu dem 4 jährigen Kastraten Emil. Schon nach einer Woche bei uns hat Eddie ein sehr dominates Verhalten an den Tag gelegt. Viel Brommseln, Versuche aufzureiten und mit zunehmendem Alter auch mal Schicken. Emil hat dies einfach angenommen/ ignoriert. Es gab nie richtige Rangstreitigkeiten, Eddie wurde einfach zum dominateren Schweinchen, ohne dass es ernste Konflikte gab.
Flips: Kam mit über einem Jahr unkastriert aus Einzelhaltung zu uns. Sehr ausgeprägtes Dominanzverhalten, trotz starker Unterernährung. Er ist nicht ohne Verstand auf die anderen drauf gegangen, sondern hat sich Stück für Stück an die Grenzen der anderen ran getastet.
Nachdem die VG scheiterte (Flips wollte Emil mittels Bissen vertreiben, obwohl dieser nichts tat) wurde Flips kastriert.
Die VG mit dem unkastrierten Böckchen Chili und dem Kastraten Emil scheiterte ebenfalls, da sich Flips sehr aggressiv gegenüber Chili verhielt und diesen mehrfach verletzte. Die VG fand über eine Woche nach der Kastration statt.
Nachdem Emil verstarb, klappte die VG zwischen dem gleichalten Frühkastraten Eddie und Flips. Bis heute ist Eddie der dominantere. Flips testet sich aber immer wieder aus und versucht z.B. aufzureiten. Eddie ist sehr geduldig und kann dieses Verhalten ignorieren, manchmal "kracht" es aber auch mal und er weist Flips in seine Schranken.
Flips ist noch genau so aufgedreht und hyperaktiv wie vor der Kastration. Er markiert immer noch sehr viel. Ob er generell friedlicher geworden ist kann ich jedoch nicht sagen, da er sich mit Eddie auch vorher verstand. Ich vermute, er brauchte ein souveränes Schweinchen was sich geduldig klar behaupten kann und deutliche Grenzen zeigt ohne dabei böse zu werden. Das kann Eddie, Chili eher nicht.
Aktuell halte ich ja zwei Zweiergruppen. Bei Eddie und Flips habe ich nicht das Gefühl dass sie zwingend eine Gruppe bräuchten. Die beiden sind sehr Aktiv, viel unterwegs und am kommunizieren. Sie mögen sich definitiv. Vielleicht wäre Flips in einer Gruppe auch wieder überfordert.
Chili und Craige machen mir auch keinen unglücklichen Eindruck, aber ich denke dass ihnen etwas mehr Beschäftigung ganz gut tun würde. Craige ist wirklich etwas träge. Chili könnte sich als Chef wohl besser ausleben in einer größeren Gruppe.
Zwei harmonische Pärchen sind mir aktuell aber deutlich lieber als eine über längeren Zeitraum gestresste Gruppe mit immer wieder aufflammenden Konflikten.