Wie gesagt: Ich habe auch schon viele Fehler bei Tieren gemacht, weil ich auf die falschen Leute gehört habe oder nicht kritisch war beim Tierarzt usw. Meine Tiere haben darunter gelitten und Deine auch. Das können wir leider nicht mehr ändern. Aber was wir tun können: Wir können Dinge zum Guten verändern, wenn wir Probleme erkennen. Die Bereitschaft scheinst Du zu haben und wir wollen versuchen, Dich dabei zu unterstützen.
Zur Zahnbehandlung muss ich etwas ausholen:
Früher gab es m.W. kaum eine Möglichkeit, Meerschweinchen sicher in Narkose zu legen. Man kann damals von 50% oder vielleicht sogar mehr Todesrate ausgehen. Meerschweinchen darf man nie in Narkose legen mit den früher üblichen Mitteln und dann warten, bis sie nach Stunden von alleine aufwachen. Dann ist die Gefahr groß, dass der Kreislauf versagt oder die Lunge durch das Liegen kaputt geht oder sie unterkühlen usw.
Für Meerschweinchen geeignete Tierärzte verwenden heute für Zahnbehandlungen Gasnarkose (Isofluran) + Schmerzmittel und ein Beruhigungsmittel vorab oder eine wiederaufhebbare Narkose (auch als Tripple bekannt). Bei beidem gibt es Befürworter. Aber es ist wichtig, dass man immer vor der Behandlung - am besten vor der Terminvereinbarung fragt, was der Tierarzt nutzt. Außerdem werden die Tiere bei einer längeren Narkose und danach auf ein Wärmekissen gelegt u.s.w.
Allein vor dem Hintergrund der beschriebenen Narkoseprobleme wäre es früher schwierig gewesen, mit scharfen, rotierenden Geräteköpfen in dem extrem engen Mäulchen eines Meerschweinchens zu hantieren. Entsprechend und weil man vermutlich erst mit der Zeit gemerkt hat, welchen Schaden das Abknipsen verursachen kann, hat man den einfachen, schnellen Weg gewählt.
Hinzukommt vermutlich auch noch, dass früher die meisten Meerschweinchenhalter als allen Wolken gefallen wären, wenn sie für ein Kürzen der Schneidezähne z.B. alle 4 Wochen zu heutigen Verhältnissen 150 Euro hätten zahlen müssen. Auch heute sind viele sicherlich nicht bereit dazu.
Der andere Punkt ist, dass fast nie die Schneidezähne das eigentliche Problem sind. Entweder befindet sich an der Zahnwurzel eine Entzündung oder es gibt einen massiven Nährstoffmangel oder es gibt - in den meisten Fällen - ein Problem mit Backenzähnen.
Zumindest Backenzähne kann man m.E. nicht mit gutem Gewissen ohne Narkose gründlich untersuchen oder gar kürzen. Das ist eine nicht zumutbare Tortur für das arme Schweinchen. Bei Schneidezähnen habe ich von manchen glaubwürdig klingenen Quellen gelesen, dass man sie u.U. mit einem rotierend Werkzeug aber ohne Narkose abschleifen kann. Das hatte ich noch nie machen lassen, schon allein weil bei Miro immer die Backenzähne korrigiert werden müssen.
Mit dem was ich geschrieben habe, will ich Dir keine Angst vor Narkosen machen. Miro hat in einem Jahr rund 12 solcher Gasnarkosen bekommen und problemlos überstanden. Und wenn ein Tier durch ein anderes gesundheitliches Problem eine solche Narkose nicht überleben sollte, dann wäre das sehr traurig, aber nicht vermeidbar. Durch den Stress ohne Narkose kann es auch sterben oder anderen Schaden nehmen.
Ich hoffe, der lange Text hilft, Dir in Vorbereitung auf den nächsten Arztbesuch und die weiteren Behandlung.