Wozu dieses Thema?
Man liest öfters, dass Meerschweinchen kurzsichtig seinen oder schlecht sehen würden. Daraus könnte man dann als Halter schlussfolgern, dass optische Dinge für Meerschweinchen nebensächlich sind. Ich habe aber so einige Beobachtungen gemacht, die ein anderes Bild ergeben. Daher möchte ich hier dieses Thema mit Euch besprechen und Erfahrungen und Eindrücke sammeln. Das kann dann nicht nur uns, sondern auch anderen Halter oder Einsteigern in die Meerschweinchenhaltung helfen.
Sinne der Meerschweinchen
- Ob Meerschweinchen ein Buch lesen könnten, wage ich zu bezweifeln. Aber das mag nicht nur an ihren Augen liegen.
- Meerschweinchen haben einen extrem guten Geruchssinn, der viel besser ist als unserer.
- Es erscheint mir auch durch eigene Beobachtungen bestätigt zu sein, dass sie sehr gut hören - vermutlich auch besser als wir.
- Der Tastsinn dürfte gerade was das Mäulchen anbelangt auch sehr wichtig sein.
Bedeutung des Sehens
Aber welche Rolle spielt das Sehen für sie?
Es gibt immer wieder Berichte von blinden Meerschweinchen, die sich so sicher bewegen, dass man es kaum merken kann, dass sie nichts sehen. Das könnte bedeuten, dass die Augen ohnehin für sie nicht wichtig sind. Es könnte aber auch bedeuten, dass sie ihre Welt nur weniger augenlastig wahrnehmen als wir. Durch Geruch, Gehör und Tastsinnen können sie fehlendes Augenlicht besser ausgleichen als wir.
Meine Beobachtungen
Ich stelle aufgrund meiner eigenen Erfahrungen in den Raum:
Auch für Meerschweinchen sind die optischen Eindrücke sehr wichtig und sie können sich diese auch gut merken.
Dafür möchte ich zwei Beispiele nennen:
Im ersten Jahr bei uns hatte Scotty Dachsi über Monate hinweg nicht mehr gesehen, nur noch gehört und gerochen, weil sie im gleichen Zimmer, aber mit blickdichter Abtrennung lebten. Dann saß Scotty einmal auf meinem Schoß und konnte Dachsi, den er gerne mochte, plötzlich sehen. Scotty quiekte sofort erfreut.
Fuchsi und Fridolin wurden ja leider sehr unfreundlich von Josia behandelt, als sie mit 3 Monaten zu uns gekommen waren. Sie lebten dann mit kurzen Unterbrechungen ohne Sichtkontakt zu Josia für rund 10 Monate. Vor rund 5 Wochen tauschte ich die blickdichte Abtrennung gegen eine aus Plexiglas aus. Fuchsi und Fridolin waren daraufhin sehr verunsichert und trauten sich wochenlang kaum in den Auslaufbereich (im Streubereich ist die Abtrennung weiter undurchsichtig). Dann musste ich wegen Landolfs Verletzung Josia in Gesellschaft von Scotty abtrennen durch Gitterelemente. Sofort kamen Fuchsi und Fridolin mehr in den Auslaufbereich und waren dort viel entspannter. Als ich dann Josia vor ein paar Tagen die Gitter versuchsweise entfernte, jagte Fridolin seinen Bruder sehr aggressiv.
Meine Schlussfolgerung aus dem zweiten Beispiel ist: Die beiden sehen, dass Josia nicht zu ihnen kommen kann und sind dann entspannt. Wenn er - immer noch durch das Plexiglas getrennt teilweise nur einen halben Meter näher ist, reagieren sie mit großer Angst. Den Unterschied kann nur der optische Eindruck machen. Im Blick auf die anderen Sinne dürfte es keinen erkennbaren Unterschied gegeben haben, da sie ja immer noch sehr nahe beieinander waren und das Plexiglas so oder so abschirmt.
Eure Erfahrungen
Habt Ihr ähnliche oder vielleicht auch gegenläufige Erfahrungen und Beobachtungen gemacht im Blick auf die Bedeutung der Augen für Meerschweinchen?