Wo sollen neue Meerschweinchen herkommen?

  • Die Frage ist doch dann eher, würden Tiere unter natürlichen Bedingungen (freie Wahl des Partners), dann auch noch Nachkommen so erzeugen? Viele Faktoren, die dabei eine Rolle spielen (könnten), kennen wir Menschen vermutlich, trotz Wissenschaft, immer noch nicht. Ergo ist eigentlich jeder Mensch (auch Züchter 😉) quasi mit einem %Satz Unkenntnis ausgestattet und sollte somit sich ein Hobby, welches Zucht heißt, 2 mal überlegen...

  • Es ist bis heute nicht zu 100% erwiesen, geklärt und belegt, welche Reihe von Faktoren entscheidende Rollen bei der Partnerwahl von Lebewesen spielen. (ein bsp. Stichwort, sich riechen können. Parfümindustrie hat der Menschheit aus dieser Perspektive in diesem Punkt übrigens einen Bärendienst erwiesen).

    Würden deine Meerschweinchen auch haargenau so miteinander Nachkommen in diesen Konstellationen erzeugen, wie du diese Auswahl für sie übernimmst hm? Wo nimmst du die Sicherheit her, dass deine Auswahl optimal in jedem Aspekt ist? Ich bin ehrlich interessiert an jeglichen neuen Erkenntnissen, da auch ich meinen Horizont gern erweitere.

  • Naja, in freier Wildbahn gibt es auch bestimmte Kriterien nach denen selektiert wird. Das muss für ein einzelnes Tier nicht unbedingt vorteilhaft sein.

    Beispielsweise früh geschlechtsreif werden, mehrere Nachkommen auf einmal zu bekommen,…

  • Ich denke, Meerschweinchen gehören zu den Tieren, wo es keine gezielte Partnerwahl gibt in freier Wildbahn bzw bei einer Haltung mit freier Partnerwahl. Da wird alles gedeckt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und das mit den Bäumen sollte bei Meerschweinchen eher schwierig sein. 😉

    Aber mal im Ernst, ich könnte mir kein Szenario vorstellen ( Fehlende Sympathie, äußerliche Missbildungen oder Verletzungen, Krankheiten, junges Alter usw des Weibchens) in dem ein potentes Männchen ein x-beliebiges brünftiges Weibchen nicht decken würde.

  • An der Uni Münster werden ja seit vielen Jahren Meerschweinchen in verschiedenen Konstellation beobachtet und wissenschaftlich untersucht. Das hört sich gar nicht so an, als würden wahrlos alle Weibchen gedeckt werden.

    Dort ist es definitiv so, dass sich in großen Gruppen mit vielen unkastrierten Männchen Kleingruppen bilden. Die stärkeren Männchen bilden mit bestimmen Weibchen eine stabile Gruppe mit einem festen Stammrevier - das natürlich dort leider klein ist. Die Männchen, die keine Weibchen gewinnen können, leben locker zusammen mit anderen solcher Männchen - zwischen den Revieren der Männchen-Weibchen-Gruppen. Die Männchen respektieren laut Professor Sachser die Weibchen der anderen Männchen als Fremde, die sie nicht haben sollen.

    Scotty (ca. 08/19), Landolf (ca. 02/20), Josia (08/20), Simba (06/23), Fuchsi (08/24), Fridolin (08/24) - im Herzen geblieben: Dachsi (04/18-09/24), Wuschel (04/18-11/23), Miro (ca. 02/20-10/24) - weitere Infos

  • Ich denke, Meerschweinchen gehören zu den Tieren, wo es keine gezielte Partnerwahl gibt in freier Wildbahn bzw bei einer Haltung mit freier Partnerwahl. Da wird alles gedeckt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und das mit den Bäumen sollte bei Meerschweinchen eher schwierig sein. 😉

    Aber mal im Ernst, ich könnte mir kein Szenario vorstellen ( Fehlende Sympathie, äußerliche Missbildungen oder Verletzungen, Krankheiten, junges Alter usw des Weibchens) in dem ein potentes Männchen ein x-beliebiges brünftiges Weibchen nicht decken würde.

    Selbst wenn das so wäre, so gibt es einfach eine Selektion darüber, wer überhaupt erwachsen wird und wer wie viele Nachkommen bekommt. Also, wer häufiger decken kann bzw. mehr Junge gebärt (Anzahl der Schwangerschaften, Anzahl der Jungtiere, die geboren werden, Anzahl der Jungtiere, die erwachsen werden etc.)


    Die Natur optimiert im Hinblick auf viele Nachkommen, die überleben. Die Strategie ist bei Meerschweinchen (und Kaninchen und Mäuse) anders als bei Elefanten oder Walen. Meerschweinchen bekommen früh viele Junge und dann ist es auch egal, wenn davon viele hopps gehen. Ich als Halterin will aber das mein individuelles Tier möglichst lang und gesund lebt. Der Natur ist das egal, gibt ja genug. Ich habe also eigentlich andere Auswahlkriterien als die Natur. In dem Sinne wäre Zucht tatsächlich sinnvoll und tierfreundlich. Zuchtziel: Möglichst langlebige, robuste und gesunde Tiere.

  • Es ist allerdings auch innerhalb eines funktionierenden Ökosystems gegeben, dass lebensfähige Tiere sich auch selbst versorgen können. Der Bestand wird reguliert durch unterschiedliche Faktoren (Fleischfresser, Krankheiten, Unfälle etc.). Können diese gezüchteten, langlebig und gesunden Tiere das auch? Oder wo verbleiben diese dann? Beim Züchter?

  • Mein Beitrag war eine Replik auf „Die Natur macht das immer besser als menschliche Züchter“. Und meine Antwort darauf lautet:“ Das gilt für die Erhaltung einer Art in einem bestimmten Ökosystem, nicht aber für das Leben einzelner Individuen in menschlicher Obhut.“ Das sind einfach unterschiedliche „Optimierungsziele“.

    Das heißt nicht, dass alle Züchter super sind, die jetzige Zucht das Non-Plus -Ultra und alle das Wohl der Tiere etc. im Blick haben. Aber grundsätzlich ist es durchaus vorstellbar, dass eine gezielte Zucht dem Tierwohl und dem Menschen nützt.

    Ich finde es übrigens seltsam „in der Natur werden Tiere gefressen“ als Anti-Zucht-Argument einzusetzen.

    Und ja, wenn die Chance auf gesunde, langlebige Tiere bei einem Züchter größer ist als bei der unkontrollierten Vermehrung, dann bin ich dabei. Ich habe, wie alle hier, keine Freude an kranken Tieren.

  • Ich finde es übrigens seltsam „in der Natur werden Tiere gefressen“ als Anti-Zucht-Argument einzusetzen.

    Was ist daran seltsam? Die Natur hat nunmal oft andere Regeln, als welche der Mensch Wünsche und Vorstellungen hat. Und leider bewährt es sich immer wieder, dass da, wo der Mensch in natürliche Prozesse eingreift, oft totale Grütze als Resultat entsteht.


    Und ja, wenn die Chance auf gesunde, langlebige Tiere bei einem Züchter größer ist als bei der unkontrollierten Vermehrung, dann bin ich dabei. Ich habe, wie alle hier, keine Freude an kranken Tieren.

    Womit wir wieder bei meiner Frage wären, woher denn Züchter nun diese Sicherheit nehmen, mit ihrer Auswahl das optimale Ergebnis zu erzielen. Und sofern man ein funktionierendes Ökosystem auch nicht stört, findet auch keine unkontrollierte Vermehrung statt.

    Und die dato kranken Tiere konnte bisher auch kein Züchter verhindern, von daher sehe ich immer noch keine Argumentation für das züchten von Meerschweinchen gegeben.

  • Wir werden nicht zusammen kommen, wenn Du“natürlich“ als das non—plus-Ultra siehst. Ich tue das nicht. Ich mag Häuser, Kleidung, Medikamente und ertragreichen Ackerbau um ein paar Dinge zu nennen.

    Müssen wir auch nicht, Dein Standpunkt ist ja auch legitim. Entspricht halt nur nicht meiner Weltsicht. Aber da darf ja auch jeder seine haben.

  • Ich mag auch all diese Dinge und weiss ebenfalls die Errungenschaften der Moderne zu schätzen 😉. Nur was Tiere (Lebewesen) betrifft ist für mich tatsächlich "natur" das oberste Argument. Da gehören sie hin! Und für die Zucht von Tieren (welchen Zweck hatte die Meerschweinchenzucht gleich nochmal?) gibt es für mich persönlich sehr wenige Argumente (Arterhaltung bspw.).

    So hat jeder seine eigene Meinung. 🙂

  • Um wieder den Bogen zum ursprünglichen Thema zu schlagen:

    Wäre deine Antwort auf "wo sollen neue Meerschweinchen herkommen" für dich also "am besten gar nicht"? Im Sinne von wenn es keine Nottiere gäbe, würdest du keine Meerschweinchen halten, weil es nicht naturgleich machbar ist?

    Das ist glaube ich meine Haltung, wobei ich nicht sicher bin, ob ich dann tatsächlich die Haustierhaltung komplett aufgeben wollen würde. Aber vermutlich lohnt es sich nicht darüber zu sinnieren, es wird immer Meerschweinchen geben, die ein neues zu Hause brauchen...

    Jedes Böhnchen ein Tönchen *Quiek!*

    Einmal editiert, zuletzt von Jojo ()

  • Ob Meerschweinchen oder andere Haustiere, bin ich mittlerweile gar nicht mehr so gegen Zucht, solange die Züchter auf Gesundheit achten und sich mit Genetik und Co. wirklich auseinandersetzen. Wie das Züchten von Möpsen mit gesunden Atemwegen und Beinen und solche Dinge. Ich hatte schon Meerschweinchen von Züchtern, von Bekannten und von Notstationen. Meine Erfahrung ist: Leider waren alle Tiere von Notstationen Problemfellchen bzw. behindert. Die Tiere von Züchtern kamen in der Regel mit Haarlingen, waren aber bis ins hohe Alter immer gesund, bis auf zwei. Damals hatten wir ein Leihschwein von einem Züchter, das wir dann zusammen mit ihrer Tochter und einem Kastraten im gleichen Alter doch behalten haben, und Mutter und Tochter starben im jungen Alter an einer Lungenkrankheit, was laut unserer damaligen Tierärztin in dem Jahr viele der Tiere dieses Züchters traf.

    Bei Nutzgeflügel empfiehlt man oft, die Eier selbst auszubrüten, um Krankheiten zu minimieren und gesunde Tiere aufzuziehen. Und in der Terraristik empfiehlt man Anfängern (ich spreche hier nicht nur von Anfängern in der Terraristik, sondern Anfängern in der Haltung der Rasse, die man sich anschafft) unbedingt, ein Tier vom Züchter zu kaufen, da Tiere, die abgegeben werden, oft Krankheiten haben oder aus schlechter Haltung kommen und durch falsche Haltung bei einem Laien früher oder später sterben.

    Also ich würde sagen, meine Meinung bei Meerschweinchen ist:

    Züchter – nur kleine, seriöse, bei denen die Gesundheit über allem steht und die ihre Tiere kennen

    Zoohandlung – nein

    Notstation – nur die, die die Tiere kennenlernen und sich mit ihnen beschäftigen

    Tierheim – ja, wenn man ein Tier aus dem Tierheim holen kann, sollte man das tun, solange man Erfahrung mit dem Tier hat und sich auch um ein chronisch krankes, krankes oder behindertes Tier kümmern mag/kann.

    Ich denke, es wird nie eine Welt geben, in der es keine Tiere gibt, die ein Zuhause suchen, oder eine Welt, in der niemand Haustiere will. Und solange bin ich eher dafür, dass man sich ins Haus holt, was man leisten kann.

    Ich werde weiterhin trotz der Erfahrungen Tiere von Notstationen holen und dann eben täglich Mittel verabreichen oder den Stall behindertengerecht machen (vorausgesetzt, ich will nochmal ein Meeri, ich hab sechs, die alle unter zwei sind – keine Ahnung, was das Leben uns so bringt).

    Ich werde aber auch keinen Züchter, der gut mit seinen Tieren umgeht, sich auskennt und bewusst züchtet, für schlecht halten und eine Notstation, die nicht erkennt, dass sie ein behindertes oder krankes Schwein hat, loben, weil sie eben eine Notstation ist.

    Ich verstehe jeden Menschen, der sagt: Ich will keine Haustiere halten, weil es einfach nicht artgerecht ist.

    Aber ich werde nie ohne Haustiere leben. Sie beruhigen mich, bereichern mein Leben und sind an manchen Tagen der Grund, warum ich aufstehe. Ja, das ist egoistisch (und depressiv), aber ich sehe, dass meine Tiere sich alle wohlfühlen, und bis zu dem Tag, an dem sich das ändert oder ich es mir nicht leisten kann, ihnen alles zu geben, werde ich immer Haustiere haben.


    Verdammt, ist da viel Ich in meinem Text sorry :S

  • Selbst wenn das so wäre, so gibt es einfach eine Selektion darüber, wer überhaupt erwachsen wird und wer wie viele Nachkommen bekommt. Also, wer häufiger decken kann bzw. mehr Junge gebärt (Anzahl der Schwangerschaften, Anzahl der Jungtiere, die geboren werden, Anzahl der Jungtiere, die erwachsen werden etc.)


    Die Natur optimiert im Hinblick auf viele Nachkommen, die überleben. Die Strategie ist bei Meerschweinchen (und Kaninchen und Mäuse) anders als bei Elefanten oder Walen. Meerschweinchen bekommen früh viele Junge und dann ist es auch egal, wenn davon viele hopps gehen. Ich als Halterin will aber das mein individuelles Tier möglichst lang und gesund lebt. Der Natur ist das egal, gibt ja genug. Ich habe also eigentlich andere Auswahlkriterien als die Natur. In dem Sinne wäre Zucht tatsächlich sinnvoll und tierfreundlich. Zuchtziel: Möglichst langlebige, robuste und gesunde Tiere.

    Boah, das mit den Walen (manchen) und Elefanten finde ich so spannend. Die haben ja auch Menopause und übernehmen dann als nicht mehr geschlechtsreifes Tier ja eher die Rolle des Anführers, weil sie weise sind … da kommt ein bisschen der Nerd bei mir raus, hihi.


    Ich mein, wer ist bitte kein Fan von einer weiblichen weisen Mama Chefin, die mit ihren großen Elefantenfüßen sagt, wo es langgeht? :love:

  • Um wieder den Bogen zum ursprünglichen Thema zu schlagen:

    Wäre deine Antwort auf "wo sollen neue Meerschweinchen herkommen" für dich also "am besten gar nicht"? Im Sinne von wenn es keine Nottiere gäbe, würdest du keine Meerschweinchen halten, weil es nicht naturgleich machbar ist?

    Das ist glaube ich meine Haltung, wobei ich nicht sicher bin, ob ich dann tatsächlich die Haustierhaltung komplett aufgeben wollen würde. Aber vermutlich lohnt es sich nicht darüber zu sinnieren, es wird immer Meerschweinchen geben, die ein neues zu Hause brauchen...

    Sofort! Der Preis wäre für mich vollkommen akzeptabel und annehmbar. Ja auch ich fühle mich in tierischer Gesellschaft wohl. Dazu muss (müsste) man aber kein Tier einsperren.

    Bsp. Es gab mal eine Doku über einen Bauernhof (weiß gar nicht, ob ich die so nennen darf), der vollkommen ohne Zäune in den Alpen auskommt. Wo sogar ein sehr junger wilder Fuchs, aus Angst vor einem jagenden Luchs, temporär Zuflucht suchte. Der Luchs wiederum hatte soviel natürliche Scheu vorm Menschen, dass der um den Hof einen Bogen machte. Am Ende jagten der Hofhund und der junge Fuchs gemeinsam Mäuse im Hühnerstall (die Hühner schliefen alle sicher vorm Fuchs übrigens auf sehr hohen Emporen).

    Mir ist klar, dass nicht jeder leider in diesem Einklang mit der Natur leben kann (will). Ich finde allerdings, sowas ist immer wieder neu eine sehr schöne Inspiration, sein eigenes Handeln zu überdenken und zu hinterfragen.

  • Joah, das ist ein Abwägen. Je naturnaher die Haltung, desto höher die Wahrscheinlichkeit für „natürliche“ Krankheiten und Gefahren, welche die Lebenserwartung verkürzen können und die bei anderer Haltungsform nicht aufgetreten wären.

    Beispiel Außengehege: Hitze, Kälte, Nässe, Raubtiere, Schädlinge. (Soll keine Argument gegen Außengehege sein). Manche lehnen Außenhaltung deshalb grundsätzlich ab. Andere hingegen die naturfremde Innenhaltung. Beide aus jeweils guten Gründen. (Ich glaube dabei nicht an „Richtig“ versus „Falsch“ - es kommt immer darauf an, wie.)

    Gesunde Tiere sind m.E. kein Zuchtziel, sondern dessen Voraussetzung.

  • Zucht - was ist das eigentlich?

    Etwas Neues "erschaffen", Gottschöpfer spielen. Sich einbilden, daß man es besser kann als die Natur.

    Dabei kommen dann so Abnormitäten raus wie bei Hunden und Katzen die Oualzuchten ohne Nase und Fell, zu klein, zu groß.

    Ein guter "Züchter" ist für mich eigentlich kein Züchter, sondern ein Vermehrer und Erhalter der ursprünglichen Schweine, die auch aussehen wie Meerschweinchen. Glatthaar, Wildfarbe.

    Oberstes Ziel - Gesundheit, Robustheit.

    Zuerst hatte ich einen Hund, als mir das nicht mehr genügte, hab ich mir einen Riesenschnauzer geholt.

  • Zucht entstand wohl dadurch, dass Tiere, um sie entweder nicht mehr lästig jagen zu müssen oder weil sie sich als nützlich erwiesen, in des Menschen Hand kamen. Dieser nahm dann gezielte Verpaarungen vor. Wobei die Natur ihm in die Hände spielte (denn die aller- allermeisten Tierausprägungen sind ja nicht im Labor entstanden). Der Mensch hatte Zuchtziele. Optimierung der Natur zu seinen Gunsten und nach seinen ästhetischen Vorstellungen. Von Gott würde ich da nicht anfangen, mit dem haben viele eh keinen Vertrag. Ohne Tierzucht (auch zu Lasten der Tiere) und deren Optimierung ließe sich der Fleisch“bedarf“ der Menschheit nicht decken. (Naja, was heißt schon „Bedarf“, aber das Umdenken ist ja nun neueren Datums als die Zucht von Nutztieren).

    Ich möchte das nicht grundsätzlich verteufeln, wäre der Mensch nicht so, säßen wir in unterernährt Höhlen. (Ich ernähre mich überwiegend vegetarisch-vegan, die Mehrheit aber halt nicht).

    Nun ist der Mensch als solches ja durchaus absonderlich und von kognitiver Dissonanz geprägt. Ich glaube nämlich nicht, dass krankhaft kurze Nasen, entzündet- herausquellende Augen bei Tieren usw. jemals einen tatsächlichen Sinn hatten, außer Menschen „zu gefallen“. (Kurzbeinigkeit hingegen passt besser in Dachsbauten, ist für das Tier aber auch problematisch).

    Nun hält man Meerschweinchen in D aber ausschließlich auch wegen ihrem Aussehen. Also nicht zum Essen oder weil sie Wachhundqualitäten haben. Das Potential, dass es zu Gunsten von Aussehensgeschmäckern zu Qualzuchten kommt (zu viel oder zu wenig Fell, krankhaft verkürzter Kiefer/zu runder Kopf, gekräuselte Tasthaare, Satinkrankheit etc.) ist gegeben. Gewinnspannen, da „Kindertier-Mär“ allgegenwärtig, jedoch nicht. Lukrativ ist Meerschweinchenzucht also nicht. Anders als fragwürdige Osthundimporte. Von der Seite aus also eher Entwarnung.

    Die Meerschweinchenzüchter, anders als Kaninchenzüchter, führen keine Vereinswurfregistratur. Es erfolgen keine regelmäßigen Kontrollen der Zuchten vor Ort, wie ich es von Kaninchenzüchtern kenne, wo jeder Wurf registriert wird (und jeder vom Hof gejagt würde, der Unsinn macht).

    Insofern ist der fachliche Qualitätsunterschied zwischen Züchtern und „einfach so vermehren“ nicht in jedem Einzelfall so groß, wie ich es mir vorstellen könnte. Manche mischen (oft unbedacht) genetisch Durcheinander - und, sobald das genetische Kuddelmuddel einmal entstanden ist, lässt es sich auch kaum noch in den Griff bekommen.

    Ihr dürft das toll finden (Kuddelmuddel = genetische Abwechslung) - ich finds unvorstellbar nervig und aufwändig, Pink Eyes, Locken usw. züchterisch auszuschließen (auch aus Tierwohlgründen) und mir Dauervorträge anzuhören, dass Meerschweinchenzüchter per se Antichristen des Tierwohls sind, weil es Hunde mit herausquellenden Augen gibt.

    Die Meerschweinchen, wie wir sie kennen, waren schon zu Inkazeiten bunt und sahen auch damals schon nicht mehr so aus, wie die Wildmeerschweinchen.

    Wenn man - als Liebhaber - ein Meerschweinchen möchte, schaut man, wo man das passende findet. Findet man es im Tierheim oder einer (seriösen) Notstation: Fein. Ist da nichts passendes da, dann halt woanders.

    Das Problem liegt in meinen Augen woanders: bei Menschen, die sich Tiere zulegen, ohne bereit zu sein, deren Bedürfnisse zu erfüllen - sei es hinsichtlich Platz, Zeit oder Geld. Da wird mal eben spontan für kleines Geld ein Lebewesen angeschafft und ebenso schnell wieder abgestoßen, wenn es lästig wird und das Interesse verloren gegangen ist.

    Das passiert mit Tieren, die man für 20€ bei Kleinanzeigen geholt hat und sich keine lästigen Fragen stellen lassen musste, aber nach meiner festen Überzeugung eher, als wenn man (für mehr Geld) persönlich bei einem seriösen Tierheim / Notstation / Züchter auflaufen musste und auch selbst „begutachtet“ wurde.

    Ich sehe das verursachende Hauptproblem bei Tierleid hinsichtlich seiner Quantität nicht bei Züchtern, sondern den ganz normalen Haltern. Und da primär bei jenen, die noch nie ein seriöser Züchter (oder Tierheim etc.) zu Gesicht bekommen hat und in der persönlichen Beratung hatte.

    Merkt man doch auch in Foren immer wieder, wenn Ratschläge, die zu großen Aufwand bedeuten würden, wie zB der Klassiker „geh jetzt sofort zu einem guten Tierarzt“ mit dem Verschwinden des Fragenden einhergehen. Oder wenn Gruppenstress ausbricht, weil Gehege viel zu klein ist. Das wollen viele Fragenden doch gar nicht hören.

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