Wo sollen neue Meerschweinchen herkommen?

  • Wir tauschen uns gerade über die Frage aus Ist die Zucht von Meerschweinchen sinnvoll? . Dabei kam die berechtigte Frage auf, wo denn, falls die Züchtung abgelehnt wird, die neuen Meerschweinchen herkommen sollen.

    Die Frage ist aus meiner Sicht vielschichtig. Unter anderem geht es m.E. darum:

    • Wollen wir als Tierfreunde überhaupt immer weitere Meerschweinchen?
    • Sollte man sich nur gegen Zucht aussprechen solange noch viele Nottiere vorhanden sind?
    • Gibt es eine bessere Form der Nachzucht als über die guten oder schlechten Züchter mit ihren Rassezielen?
    • Wie würde die ggf. aussehen?
    • Was wären ggf. gute Ziele für die Nachzucht von Meerschweinchen?

    Ich habe noch keine fertigen Antworten auf all das und ggf. weitere damit verbundene Fragen. Aber was meint Ihr dazu?

    Scotty (ca. 08/19), Landolf (ca. 02/20), Josia (08/20), Simba (06/23), Fuchsi (08/24), Fridolin (08/24) - im Herzen geblieben: Dachsi (04/18-09/24), Wuschel (04/18-11/23), Miro (ca. 02/20-10/24) - weitere Infos

  • Warum muss ich ein Tier besitzen? Warum muss ich es aus seiner natürlichen Umgebung heraus reißen und mit nach Hause nehmen? Und dort eine "kulturelle Leistung" mit diesem erbringen? Warum kann ich mich nicht in ihrer natürlichen Umgebung an ihnen erfreuen? Wie gesagt, das Thema ist sehr ausbaufähig...

  • Für mich sähe es in einer idealen Welt so aus, dass es keine professionellen Zuchten oder Vermehrer in der heutigen Form gibt mit mehreren Würfen pro Jahr.

    Stattdessen würden Halter eine Trächtigkeit nur herbeiführen, wenn sie selbst den ganzen Wurf behalten könnten oder bereits davor andere verantwortungsvolle Halter an der Hand hätten, wo die Babies schon einen Platz sicher hätten. Es gäbe also keinen Überschuss an Jungtieren.

    Das wäre unbequemer für uns Menschen, aber wesentlich besser für die Tiere.

    Durch Haltungsaufgaben und durch Tod von Partnerschweinen wäre es außerdem weiterhin möglich ältere Meerschweinchen aufzunehmen. Das fällt ja nie weg.

    Aber natürlich ist auch der Wunsch nach einem Haustier an sich egoistisch wie Marie angenerkt hat. Da wäre dann wieder die Frage, ob wir diesen Egoismus dadurch ausgleichen können, dass diese Tiere ein gleichsam gutes Leben bei uns haben, wie sie es in Freiheit hätten (weniger natürlicher Lebensraum, aber dafür auch weniger natürliche Qual).

  • Haustiere haben keine natürliche Umgebung aus der man sie herausreißen und nach Hause nehmen kann. Sie wurden vor langer Zeit aus Wildformen herausgezüchtet und viele wären in freier Wildbahn nicht mehr überlebensfähig. Bei Wildtieren stimme ich Dir allerdings zu.

    Die Alternative wäre, alle Haustierrassen nicht mehr zu vermehren und aussterben zu lassen, alle Hunderassen, Pferde, Hühner, Katzen und natürlich auch die Hausmeerschweinchen. Will man das wirklich?!

  • Die Fragen waren symbolisch gemeint und sollten lediglich einen Anreiz darstellen, seine eigenen Einstellungen zu reflektieren und zu hinterfragen. Dass Haustiere Dank "kultureller Leistungen" inzwischen keinerlei natürlichen Lebensraum auf diesem Planeten mehr besitzen, ist mir auch klar, ich hab mein Schwein auch nicht selbst gefangen. ;)

  • Ich neige manchmal zu Regelungswahn. Der im Gegensatz zur Freiheit und Eigenverantwortung steht. Wenn ich also fantasiere von einem regulierten Markt, Heimtierführerscheinen und gesetzlich klaren Vorgaben zu Haltungs- und Zuchtbedingungen ist mir zugleich bewusst, dass staatliche Kontrollberechtigungen bis ins Private grundsätzlich nichts positives sind. Tja. Würden private Liebhaberhalter seriös mit Stammbäumen und Genetikkenntnissen Tiere vermehren, wären sie in meinen Augen Züchter. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Tiere, welche Tierheime und Notstationen „fluten“, überwiegend aus (seriösen) Zuchten stammen. Ich verorte das Problem bei Haltern und ungeplanten, zumindest unbedachten Würfen. Eine Kastrationspflicht in Privathaltung und ein Mindestpreis für Kastraten, welcher zumindest die Göa-Kastrationskosten Stufe 2 wirklich deckt (!) wäre meine erste Idee.

  • Haustiere haben keine natürliche Umgebung aus der man sie herausreißen und nach Hause nehmen kann. Sie wurden vor langer Zeit aus Wildformen herausgezüchtet und viele wären in freier Wildbahn nicht mehr überlebensfähig. Bei Wildtieren stimme ich Dir allerdings zu.

    Die Alternative wäre, alle Haustierrassen nicht mehr zu vermehren und aussterben zu lassen, alle Hunderassen, Pferde, Hühner, Katzen und natürlich auch die Hausmeerschweinchen. Will man das wirklich?!

    Das Problem ist doch, es gibt zu viele Haustiere. Egal ob man Hunde, Katzen oder Meerschweinchen anschaut. Uneinsichtige Halter lassen ihre Tiere nicht kastrieren und sie vermehren sich schneller als man schauen kann. Dumme Mensch wird es immer geben. Haustiere werden nie einfach so aussterben. Auch wenn es bei Meerschweinchen nicht solche extreme wie bei Straßenhunden und -Katzen gibt, ist das Prinzip doch das gleiche. Insofern kommt für mich niemals eine Zucht als Quelle für meine Haustiere in Frage. Ich verurteile niemanden, der eine seriöse(!!!) Zucht als Quelle wählt (solange keine Qualzuchten unterstützt werden) aber ich persönlich hole mir keine Haustiere weil ich so gerne xy Fellfarbe daheim hätte sondern weil ich ein Tier sehe, dass so viel Liebe verdient und weil ich in einem tierlosen Haushalt eingehe.😅

    Klar habe ich auch Lieblingsrassen und Vorlieben bei manchen Dingen aber es gibt auch Rassetiere im Tierschutz. Wenn ich unbedingt einen Chihuahua will, dann warte ich eben bis ein geeigneter Chihuahua in einem Tierschutz aufgenommen wird und dann fahr ich zur Not halt auch ein Stück. Wenn ich unbedingt ein Schweinchen mit Cherry eyes haben möchte, dann behalte ich eben die Vermittlungslisten im Auge bis ich fündig werde. Wenn nicht, dann eben nicht. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es sowieso am Ende des Tages egal ist welches Tier man Zuhause aufnimmt, denn wenn man Tiere liebt, dann verliebt man sich in jedes Tier.

  • Mit staatlicher Überregulierung erreicht man m.E. kein gutes Ergebnis. Es gibt Regeln zur Haltung von Haus- und "Nutz-"Tieren. Diese werden oft nicht konsequent eingefordert, selbst wenn Verstöße bekannt sind. Wenn z.B. Kaninchen alleine in einem kleinen Außenstall gehalten werden, was offensichtlicher ist als üble Haltung von Meerschweinchen im Haus, sollte man dort die vorhandenen gesetzlichen Möglichkeit nutzen und nicht weitere Regeln schaffen.

    Beispielsweise hat m.E. niemand das Recht zu sagen: Ein Züchter darf vermehren, ein Privathalter darf es grundsätzlich nicht. Dafür gibt es keine auch nur annähernd ausreichende Rechtfertigung aus Tierwohlsicht. Und nur das könnte ja eine solche Regelung rechtfertigen.

    Genetische Kenntnisse brauchten Meerschweinchenhalter seit Jahrtausenden in Südamerika und seit Jahrhunderten in Europa nicht, um gesunde Jungtiere zu bekommen. Erst die verantwortungslose Züchterei gerade auch der anerkannten Zuchten führte zu den vielen Gefahren, die nun im Erbgut der Hausmeerschweinchen lauern. Aber auch heute kann ich mit einigen grundlegenden Informationen und Sorgfalt mit großer Wahrscheinlichkeit gesunde Meerschweinchen hervorbringen. Ich muss eben auf Inzucht und die angezüchteten Gefahren achten bei der Auswahl der Elterntiere.

    Bitte versteht mich nicht falsch. Ich rufe nicht dazu auf, bei dem vorhandenen Überschuss an Meerschweinchen selbst auch noch Nachwuchs zu verursachen. Ich sage nur, dass kein Mensch und kein Meerschweinchen Züchter braucht.

    Scotty (ca. 08/19), Landolf (ca. 02/20), Josia (08/20), Simba (06/23), Fuchsi (08/24), Fridolin (08/24) - im Herzen geblieben: Dachsi (04/18-09/24), Wuschel (04/18-11/23), Miro (ca. 02/20-10/24) - weitere Infos

  • Heimtierhaltung ist oft problematisch, aber auch sehr viele Wildtiere leiden lange und heftig. Zudem können Wildtiere Heimtiere nie ersetzen, weil ihre auch nur ansatzweise Zähmung und Nähe unverantwortlich wäre.

    Das ist aber kein Grund auf ein Leben mit Tieren zu verzichten. Tiere sind aus meiner Sicht für Menschen und gerade auch heranwachsende wichtig und tuen den Menschen gut - und umgekehrt die Menschen den Tieren. Natürlich müssen dazu der Sachverstand, die finanziellen und räumlichen Möglichkeiten, die Zeit und die Liebe beim Menschen vorhanden sein.

    Diese Überlegungen finde ich nicht egoistisch. Denn bei einer guten Tierhaltung profitieren beide Seiten sehr stark. Solange es viele Tiere gibt, die ein Zuhause suchen, ist das ganz offensichtlich. Aber selbst wenn es die nicht mehr gäbe: Wegen schlechter Halter kann ich doch Tieren und Tierarten nicht das Lebensrecht absprechen.

    Unsere Chance ist es mit unserer eigenen Haltung, mit persönlichen Gesprächen und dem Einsatz hier im Forum willigen Haltern zu helfen, das bestmögliche für die Tiere zu tun und dabei selbst viel Freude (und den unvermeidlichen Kummer) zu haben. Das wird nicht das Leid in der Welt beenden - auch nicht für Meerschweinchen. Aber wir können im Kleinen große Unterschiede machen.

    Scotty (ca. 08/19), Landolf (ca. 02/20), Josia (08/20), Simba (06/23), Fuchsi (08/24), Fridolin (08/24) - im Herzen geblieben: Dachsi (04/18-09/24), Wuschel (04/18-11/23), Miro (ca. 02/20-10/24) - weitere Infos

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