Vergesellschaftungen optimal begleiten

  • Vergesellschaftungen von Meerschweinchen

    Worum geht es hier?

    Wir hier im Forum haben unterschiedlich viele Vergesellschaftungen selbst durchgeführt. Aber selbst die Halter mit sehr viel Erfahrung haben einen beschränkten Einblick in die Verhaltensweisen, Ansätze und Möglichkeiten bei Vergesellschaftungen. Das ist allein schon durch die vorhandenen Tiere, den Platz und die eigenen Überzeugungen, die zur Vorbereitung und Begleitung der Vergesellschaftungen führen bedingt.

    Daher kam mir die Idee, dass wir uns hier über Videos von Vergesellschaftungen austauschen. Es geht nicht darum, die Fehler anderer Halter zu kritisieren oder den einen immer richtigen Ansatz zu finden. Trotzdem glaube ich, dass wir durch die Besprechung von solchen Videos viel von den dortigen Abläufen und von einander lernen können. Und darum geht es hier ausschließlich: Unsere eigenen Meerschweinchen und die anderer Ratsuchender immer besser unterstützen zu können - auch bei Vergesellschaftungen.

    Dazu schlage ich folgende Struktur vor:

    1. Welche Beteiligten gibt es und was ist die Gruppensituation?
    2. Welches Verhalten sieht man und was bedeutet es?
    3. Was hätte man tun können, um den Tieren besser bzw. zusätzlich zu helfen?
    4. Wie ist die Vergesellschaftung ingesamt zu bewerten?

    Die erste Frage sollte derjenige, der ein neues Video vorschlägt, als Einleitung beantworten. Wichtig sind m.E. besonders das Alter und Geschlecht der beteiligten Meerschweinchen sowie ihr sozialer Hintergrund, ihre Stellung in der Gruppe und die Gruppensituation zum Zeitpunkt des Videos.

    Selbstverständlich zeigt ein Video nur einen kleinen Ausschnitt. Eine Vergesellschaftung oder zumindest das Zusammenwachsen als Gruppe dauert zumindest bei erwachsenen Tieren oft Wochen oder Monate. Die Übergänge von Vergesellschaftung zu Zusammenwachsen sind dabei fließend.

    Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir aus solchen Videos und ihren Einschätzung viel für unsere kleinen Freunde lernen können und freue mich auf einen regen Austausch.

    Scotty (ca. 08/19), Landolf (ca. 02/20), Josia (08/20), Simba (06/23), Fuchsi (08/24), Fridolin (08/24) - im Herzen geblieben: Dachsi (04/18-09/24), Wuschel (04/18-11/23), Miro (ca. 02/20-10/24) - weitere Infos

  • 4 verbliebene Weibchen mit neuem Kastraten

    Little Adventures: Failed Guinea Pig Introduction

    Vergesellschaftung: von 1:50 - 15:05 Minuten

    1. Welche Beteiligten gibt es und was ist die Gruppensituation?

    Die Halterin scheint erfahren zu sein. Die verbliebenen Weibchen schätze ich auf 1-3 Jahre. (Die Angabe unter dem Video war anscheinend zu der Zeit veraltet.) Gatsby hatte in der kurzen Zeit nach dem Tod des bisherigen Böckchens versucht, die Führung der Gruppe zu übernehmen und die anderen schikaniert. Das neue Böckchen scheint ausgewachsen, aber noch jung zu sein.

    Scotty (ca. 08/19), Landolf (ca. 02/20), Josia (08/20), Simba (06/23), Fuchsi (08/24), Fridolin (08/24) - im Herzen geblieben: Dachsi (04/18-09/24), Wuschel (04/18-11/23), Miro (ca. 02/20-10/24) - weitere Infos

    Einmal editiert, zuletzt von Silke () aus folgendem Grund: veraltete Angaben über das verstorbene Böckchen gelöscht

  • Meine Einschätzung

    2. Welches Verhalten sieht man und was bedeutet es?

    Das neue Böckchen geht sehr stark auf die anderen zu, ist teilweise sehr aufdringlich, lässt aber nach, wenn er zurückgewiesen wird durch Kopfnuss, angedeutetes Beißen in seine Richtung oder Pippidusche. Mit der Zeit steigert sich seine Aufregung, aber dann findet er auch wieder etwas Ruhe zum Hinlegen und Putzen und Gähnen. Er wirkt, außer als Gatsby aufdreht, nicht aggressiv.

    Intensives Schnuppern am Hinterteil, Versuche zu Besteigen und Aufscheuchen sind Dominanzgesten. Hinlegen, Putzen und Gähnen signalisieren: ich will Entspannung. Das Brommseln ist m.E. hier eine Mischung aus Dominanzgeste und Umwerben. Kopfhochwerfen oder gar Aufbäumen, offenes Mäulchen und Querstellen sind Drohgesten.

    Ab etwa Minute 8 eskaliert es, als er wiederholt versucht, auch Gatsby zu besteigen. Sie wehrt sich dagegen und schnappt auch bald zu. Sein Fell in ihrem Mäulchen sieht man deutlich danach.

    Gatsby wehrt sich also gegen seinen Anspruch, will aber vor allem mehrfach der Situation entfliehen. Sie steht an der Tür zum Gehege und will dringend dorthin ausweichen. Sie droht dem Neuen mitunter, aber seit ihrem Angriff, rennt sie letztlich immer wieder vor ihm davon. Ihr Frust oder der befürchtete Kontrollverlust oder die Aufregung lassen sie sehr aggressiv werden gegen ihre vertrauten Gruppenmitglieder. Sie jagt sie, schnappt nach ihnen und reißt auch Fell aus. Teilweise rennen sie auch einfach in einander was sie zum Hacken bewegt.

    Die anderen Weibchen scheinen kein Problem mit dem Neuen zu haben, leiden nur mitunter unter dem Aufruhr im Zusammenhang mit Gatsby.

    3. Was hätte man tun können, um den Tieren besser bzw. zusätzlich zu helfen?

    Für 5 Meerschweinchen hätte die Fläche größer und durchgehen mit Stoff belegt sein sollen. Die Tiere hätten dadurch eher etwas zur Ruhe kommen oder einander aus dem Weg gehen können.

    Dem neuen Böckchen hätte vermutlich eine Zeit der Gewöhnung an die neue Umgebung und evtl. auch an die neuen Artgenossen geholfen, gelassener zu sein. Vermutlich wäre es auch gut gewesen, wenn er sich zunächst alleine mit dem Auslauf - den die anderen ja kannten - hätte vertraut machen können.

    Viel Frischfutter von Anfang an hätte helfen können, die Tiere gemeinsam entspannte, positive Erfahrungen machen zu lassen. Sie waren keineswegs so aggressiv, dass das nicht angenommen worden wäre.

    Als die Situation immer turbulenter wurde, hätte ich Gatsby in das Gehege gelassen, wie sie es ja wollte. Falls der Neue sich daraufhin nicht wieder entspannt hätte, hätte ich ihn auch für ein paar Minuten herausgenommen, um zur Ruhe zu kommen. Ich vermute aber, dass es ohne Gatsby sowieso schnell ruhiger geworden wäre. Das hätte den verbliebenen 4 Tieren eine Gegelegenheit gegeben, sich ruhig miteinander vertraut zu machen. Sobald Gatsby wieder zum Auslauf zurückkehren wollte, hätte ich sie wieder dazu gelassen.

    Durch die Pforte zum Gehege hätte ich vorerst nur alte Gruppenmitglieder gelassen. Damit hätten sie selbst entscheiden können, wann und wie lange sie mit dem Neuen zusammensein wollen, statt dazu gezwungen zu werden.

    Ich hätte versucht, bei Bedarf die Tiere mit Worten zu beruhigen.

    4. Wie ist die Vergesellschaftung ingesamt zu bewerten?

    Die Vergesellschaftung hätte m.E. keineswegs abgebrochen werden müssen.

    Wenn Gatsby rechtzeitig hätte weggehen dürfen, hätte sie auch keinen Biss abbekommen.

    Ein kleiner Biss im Bereich des Mäulchens bei einem Tier, dass selbst aggressiv war, wäre für mich kein Grund abzubrechen. Er ist vermutlich bei Minute 15 passiert, als die beiden sich halb angesprungen haben. Es war nicht einmal eine richtige Rauferei. Und zuvor hatte man nie einen Versuch von dem Böckchen gesehen zu beißen.

    Mit richtiger Unterstützung durch den Halter, wären 4 der 5 voraussichtlich schnell friedlich miteinander umgegangen und Gatsby hätte sich vermutlich auch bald ganz untergeordnet, wenn sie dafür Zeit und Raum gehabt hätte.

    Scotty (ca. 08/19), Landolf (ca. 02/20), Josia (08/20), Simba (06/23), Fuchsi (08/24), Fridolin (08/24) - im Herzen geblieben: Dachsi (04/18-09/24), Wuschel (04/18-11/23), Miro (ca. 02/20-10/24) - weitere Infos

  • Ich habe mir nicht alles, aber einen sehr großen Teil des Videos angeschaut. Ich habe es mit meinen eigenen zahlreichen lVergesellschaftungen verglichen, die bisher alle gut ausgingen.

    Vorbereitung: Ich denke, als erstes hätte man den Teil, in dem die Tiere sich kennenlernen, deutlich größer machen müssen. Dann den Bereich mit Fleece o. ä. auslegen, das nicht wegrutscht wenn die Schweinchen darüber rennen. Nicht so wie die Badematten im Video, die mehrfach verrutschen und wo auch immer wieder glatter Boden zu sehen ist. Dann nicht alles völlig offen gestalten, sondern unterteilen, Rückzugmöglichkeiten und kleine "Wände" gestalten. Dann muss nicht jeder jeden ständig sehen. Außerdem hätte ich gleich zu Beginn sehr viel Frischfutter / Salat / Gras im gesamten Gehege verteilt. So sind die Meerschweinchen abgelenkt.

    Vor der Vergesellschaftung würde ich zunächst das neue Tier ganz alleine das Gehege in Ruhe erkunden lassen. Ich hätte dann zu einem neuen Tier - egal welches Geschlecht es hat - zuerst nur ein Tier dazu gelassen. Und zwar das Tier, das am friedlichsten, sozial kompetentesten oder am rangniedrigsten ist. (Bei einem neuen Weibchen kommt mein Kastrat als erstes dazu.) Dann in aller Ruhe abwarten, bis sich die Lage beruhigt hat und die beiden sich entspannen. Schließlich Frischfutter auffüllen. Erst dann kommt das nächste Tier dazu. Auch hier wieder das Tier aussuchen, das sich vermutlich am besten mit dem neuen verträgt. Dann wieder abwarten u. s. w.

    Falls man ein Tier besitzt, das wahrscheinlich problematisch für den Neuen ist (hier das Weibchen Gatsby) würde ich es definitiv erst als allerletztes dazu lassen.

    Wenn das letzte Tier im Freilauf ist, hätte die Besitzerin unbedingt sofort die Tür zum Gehege öffnen müssen. Gatsby wollte ja auch der Situation entfliehen und zurück ins Gehege gelangen. Das wurde ihr nicht erlaubt. Schade.

    Bei uns ist die Konstellation ähnlich wie im Video mit Gehege und Freilauf. Ich öffne dann am Schluss die Tür, so dass das letzte Tier alleine aus dem Gehege in den Freilauf gelangen kann und alle hin und her laufen können.

    Ich sehe es ähnlich wie du Silke. Ich denke, die Vergesellschaftung hätte durchaus klappen können. Da waren sehr viele gute Ansätze im Verhalten der Tiere erkennbar. Gatsby hätte sich dem neuen Kastraten bestimmt noch untergeordnet.

    <3Karla *2019 <3 Ludwig *18.1.2022 <3 Minna *ca. 20.8.2022 <3 Selma * 2.2.2024 <3 Amalie *ca. 25.4.2024

    Für immer im Herzen: Berta, Pieps, Charly, Greta, Emma, Sophie, Chocolate

    2 Mal editiert, zuletzt von Schweinemagd ()

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