Beiträge von Silke

    Kapitel 2

    Unsere Welt gerät aus den Fugen

    Ich erinnere mich lebhaft an einen Abend, als wir fremde Stimmen hörten und fremde Gerüche aufnahmen. Plötzlich - ohne jede Vorwarnung - wurde unser Versteck hochgenommen. Wir rannten voller Panik in unserer blauen Wohnung hin und her, bis die eine fremde Stimme sagte "Die haben ja solche Angst; stell bitte schnell das Haus wieder rein."

    Aber das war nicht der letzte Schrecken an jenem Abend, dem 15.02.2019. Auf einmal fing unsere ganze Wohnung an zu beben. Gesehen haben wir nichts, weil wir uns natürlich im Haus versteckt hielten, aber alles schwankte und wir hatten das Gefühl zu schweben. Die fremden Stimmen waren ganz nah, hörten sich aber irgendwie nicht nur bedrohlich an. Mein Bruder meinte sogar "Die reden mit uns!"

    Auf einmal hörte das Schwanken auf und wir waren irgendwo in einer fremden Welt. Aber die Ruhe war trügerisch. Nach kurzer Stille gab es ein neues fremdes Geräusch und das Geschaukel fing wieder an. Die eine Stimme sagte etwas wie "Ihr braucht keine Angst zu haben. Ihr fahrt jetzt mit uns nach Hause!"

    Das war ja gut gemeint - nur wie soll man da keine Angst haben? Wir hatten oft geträumt, dass es doch mehr geben müsste im Leben, als das Zimmer, in dem wir mit unserer blauen Wohnung standen. Vor langer, langer Zeit hatten wir ab und an ein paar Stunden im Schlaraffenland verbracht. Stellt Euch das vor: Wir saßen da mitten in herrlich frischem Gras! Das hat geschmeckt! Und die Luft war ganz anders und es gab soviel zu riechen, zu hören und zu sehen. Damals waren wir noch Kinder und unvorsichtig - aber es war einfach schön! Das hätte immer so weitergehen können. Nur leider wurden wir jedesmal nach kurzem wieder in unsere blaue Wohnung zurückgebracht. Und dann gab es auch diese Ausflüge ins Schlaraffenland nicht mehr.

    Ja, und nun wurde der Traum wahr: Alles veränderte sich; aber war das nicht eher ein Albtraum? Da war keine Wiese, nichts was wir kannten, außer unserer blauen Wohnung. Und dennoch befiel uns eine sonderbare Aufregung. Wir liefen beide in unserer Wohnung herum, kletterten durch die Heuraufe und hatten kurzzeitig gar nicht mehr solche Angst.

    Was soll ich sagen? Die Realität holte uns ein. Das Brummen hörte auf, das Schaukeln wurde wieder stärker und kalt wurde es auch noch. Aber dann kam auf einmal Ruhe. Unsere Wohnung war in einer neuen Welt gelandet. Zunächst hörten und rochen wir nur lauter Neues. Wir saßen tief hinten in unserem Haus aneinander gedrückt. Da blieben wir auch für den Rest des Abends. Erst in der Nacht, als alles still war und kein Fremder mehr im Raum schien, wagten wir uns aus dem Haus.

    Warum unser Haus auf dem Foto nicht zu sehen ist und wie es mit uns in der neuen Welt weiterging, will ich Euch demnächst erzählen.

    Kapitel 1

    Unser Leben in der blauen Wohnung

    Heute will ich damit beginnen, von uns zu erzählen. Die Menschen nennen mich "Dachsi". Wie meine Mama mich nannte, weiß ich leider nicht mehr, und wie mein Bruder mich nennt, bleibt unser Geheimnis. Da wir ja ein Zweibein als Sekretärin haben, muss ich ohnehin alles in Worte fassen, die sie und Ihr versteht. Und so werde ich meinen Bruder hier auch wie die Menschen "Wuschel" nennen.

    Auf dem Foto seht Ihr, wie es in unserem neuen Zuhause anfing. Aber ich erinnere mich auch noch an Dinge, die vorher lagen. Da wohnten wir auch schon hinter diesen blauen Stäben. Neben uns wohnten zwei sonderbare Schweinchen. Die hatten gaaanz lange Ohren, waren viel größer als wir und wenn wir sie mal sehen konnten, hoppelten sie so eigenartig. Aber noch fremdartiger war ein sehr großes Schweinchen, dass manchmal aufgeregt vor uns herumrannte und furchtbar laut war. Das hat uns richtig Angst gemacht. Zum Glück rief manchmal ein Mensch "hör auf zu bellen" oder "nein, die kannst Du nicht fressen". Da waren die blauen Stäbe auf einmal sogar gut; aber wir haben uns zusätzlich ganz tief in unserem Haus versteckt.

    Ja, wir hatten damals noch ein gemeinsames Haus. Wenn wir Angst hatten, und das kam leider oft vor, dann war es ja gut, eng aneinander gedrückt im gleichen Versteck zu sitzen. Aber jeden Tag und jede Nacht wollte ich eigentlich nicht mit meinem Bruder dicht an dicht sitzen - er sicherlich auch nicht mit mir. Wenn die Luft rein war, saß daher einer von uns oft auf dem Haus, während der andere drinnen sein durfte.

    Das Essen mussten wir auch immer teilen, auch wenn es eigentlich schon für einen zu wenig gewesen wäre. Heu gab es ja immer, aber manche Menschen wissen leider nicht, was gutes Heu ist. Abends gab es dann mal ein Stück Gemüse. Das hat sooo gut geschmeckt, aber war viel zu schnell weg. Irgendwie hatten die Menschen zwar gehört, dass Trockenfutter nicht gut ist, aber wieviel wir von anderem leckeren Futter brauchen, wussten sie anscheinend nicht. Sie waren ja nicht böse; sie haben aber uns und unsere Bedürfnisse leider oft nicht verstanden.

    Aber es sollte nicht immer so weitergehen. Davon will ich beim nächsten Mal erzählen.

    Originaldatum 12.06.2022 [nach 9 Kommentaren]

    Dann bin ich ja beruhigt, dass uns keiner die Schweinchen klauen will! ;)

    Aber natürlich freut sich eine Schweinchenmutter, wenn ihre Kinder Anklang finden. <3

    Hier kommen noch drei lustige Fotos - zwei davon aus Videos ausgeschnitten:

    Landolf und Dachsi: Vergesellschaftungen sind anstrengend!

    Miro, Landolf (mit gespaltener Zunge ;) ) und Scotty in der ersten Zeit bei uns

    lächelt Landolf siegesgewiss?

    Originaldatum 11.06.2022 [nach 8 Kommentaren]

    Herzlichen Dank für die netten Kommentare und Eure Geduld!

    Ich hoffe, ich werde die Zeit finden um noch viel mehr von unseren kleinen Freunden zu berichten.

    Es ist immer wieder schön zu lesen, dass verschiedene Leute unterschiedliche Schweinchen besonders ansprechend finden.

    Vorwort

    Wir sagen manchmal "wenn Tiere nur reden könnten" - dabei können viele es doch. Und jeder, der Meerschweinchen kennt, weiß, dass sie es können! Der Punkt ist nicht, dass sie sprachlos wären, sondern dass wir Menschen ihre Sprache - und ihr Denken und ihre Empfindungen - nur in mehr oder minder kleinen Ansätzen verstehen.

    Im Bewusstsein dieses menschlichen Unvermögens habe ich versucht, Episoden aus dem Leben unserer Schweinchen aus ihrer Sicht zu erzählen. Dabei musste ich interpretieren, Vermutungen anstellen und für die Anfangszeit aus Berichten anderer ableiten. Aber ich habe versucht, immer bei den Tatsachen zu bleiben.

    Damit wir möglichst die Sicht der Schweinchen erleben, "erzählt" Dachsi selbst - und vielleicht später auch seine Freunde.

    Nachtrag: Über Kommentare und Fragen freue ich mich natürlich auch zu diesem Thema. Da es hier den Erzählfluss unterbrechen könnte, steht für Kommentare das Thema unserer Gruppe zur Verfügung: Weggefährten

    Originaldatum 11.06.2022

    Weggefährten

    Schon lange habe ich vor, mehr über unsere kleinen Freunde zu schreiben und auch wenigstens ein paar Bilder zu zeigen. Jetzt ist es endlich soweit:

    Vorgeschichte

    Tiere haben mir schon immer sehr viel bedeutet. Entsprechend durfte ich Tiere verschiedenster Arten auf ihrem Lebensweg begleiten. Nach einer längeren Zeit ohne eigene Haustiere zogen vor dreieinhalb Jahren wieder die ersten Meerschweinchen bei uns ein.

    So sind wir nun auf einem gemeinsamen Weg: Wir genießen das Leben, kämpfen den einen oder anderen Kampf - im wörtlichen und übertragenen Sinne - und lernen immer mehr, wie Schweinejungs froh und harmonisch miteinander leben können. "Weggefährten" heißt für mich: wir sind viel zusammen, lernen voneinander, freuen uns aneinander und wir Menschen sind für unsere kleinen Freunde da. "Weggefährten" sind die Schweinchen aber auch untereinander. Sie konnten sich leider nicht aussuchen, mit wen sie leben wollen, aber sie lernen mehr und mehr mit den Schwächen und Stärken, Eigenheiten und Prägungen bei sich selbst und den anderen umzugehen.

    Vielleicht werde ich demnächst noch einiges mehr davon erzählen, aber erst einmal will ich jeden hier kurz vorstellen.

    Die Weggefährten

    Dachsi ist zusammen mit seinem Bruder Wuschel hier am 15.02.2019 im Alter von 10 Monaten eingezogen. Er ist unser Leittier, auch wenn er direkter Konfrontation meistens ausweicht. Er mag keinen Streit, aber wenn es sein muss, setzt er sich letztlich durch. Viel lieber ist er freundlich, brommselt die anderen an, reibt sich an ihnen und manchmal wühlt er sogar einem Freund im Fell herum oder putzt ihn im Gesicht oder am Hals.

    Wuschel ist der Zweite in unserer Gruppe. Er ist impulsiver als sein Bruder und hat diesen früher manchmal ziemlich bedrängt. Solange sie nur zu zweit waren, schien die Rangordnung nicht klar. Zudem hatte Wuschel einen ausgeprägteren Sexualtrieb - zum Leidwesen seines Bruders. Das wurde vier bis sechs Wochen nach der Kastration weniger. Erst bei der Vergesellschaftung mit den anderen, setzte Dachsi sich dann grundsätzlich gegen seinen Bruder durch.

    Scotty wuchs mit Landolf und Miro und einem verstorbenen Jungtier zusammen in Kaltstallhaltung auf. Er soll 6 Monate älter sein, war aber anscheinend als Jungtier mit den anderen überfordert. Ich hatte die drei als Gruppe aus dritter Hand übernommen, in der Hoffnung, dass dann zumindest untereinander ein gutes Verhältnis bestehen würde. Leider war das ein Irrtum bzw. habe ich die offensichtlichen Zeichen von Spannungen in der Dreiergruppe nicht ernst genug genommen. Angeblich war Scotty, als er im September 2020 mit seinen Kumpels zu uns kam, zwei Jahre alt. Ich vermute aber, dass er und seine Freunde eher ein halbes Jahr oder Jahr jünger waren. Scotty ist in seinem Verhalten sehr unterschiedlich - je nach Gegenüber.

    Landolf ist der Bruder von Miro und ein extrem emotionales Schweinchen. Er redet mehr als alle anderen, ist unter Stress explosiv und hat eine besonderen Platz in meinem Herzen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er unter unserem ersten Versuch der Vergesellschaftung leider sehr stark gelitten hat. Nie wieder würde ich es zulassen wollen, dass ein Schweinchen so geplagt wird!

    Miro ist in der Dreiergruppe sehr unsicher gewesen und auch heute ist er mitunter noch ängstlicher - gerade uns gegenüber. Aber auch bei seinen Mitschweinchen versucht er als der Kleinste eher durch Hochspringen und Aggressionen seine Stellung zu behaupten, während Landolf es eher mit Kommunikation versucht und die anderen mehr für sich gewinnt als sie zu bedrohen. Nicht umsonst hat Miro als einziges unserer Schweinchen das Zwitschern angefangen. Bei der ersten Vergesellschaftung saß er mitten im Zimmer und hat seinen Kummer herausgesungen. Seine Klage kam nicht nur einmal, sondern bestimmt in sechs oder sieben Ansätzen an jenem Abend. Da lag so viel Schmerz drin, wie er das saß und sang, während wir dabeisaßen bzw. -standen und betroffen lauschten. Ein oder zweimal stimmte sein Bruder ein. Seither hat niemand mehr gezwitschert.

    Josia lebt erst seit 12.12.2021 bei uns. Er ist ein sehr bescheidenes, liebes Schweinchen. Er wirkt reifer als die anderen, obwohl er noch nicht einmal ganz eineinhalb Jahre alt war, als wir ihn aufnahmen. Er kam zu uns, weil Scotty einen Gefährten für die nächsten Monate brauchte. Über die Vergesellschaftung will ich gesondert berichten. Aber soviel kann man jetzt schon sagen: Josia ist ein absolutes Geschenk! Dabei sollte man meinen, dass er gar keine guten Voraussetzungen für eine Bockgruppe hatte.

    Ihr Lebensraum

    Unsere kleinen Freunde leben in dem Zimmer, in dem ich auch arbeite und schlafe. Seit Sommer 2020 ist das Zimmer komplett für sie ausgestattet, vorher haben sie Teile davon genutzt. Selbst ein Schrank und zwei Regale sind höher gestellt, so dass sie auch Lebensraum für die Schweinchen bieten. Mein Bett ist halbhoch, so dass darunter ein Einstreubereich und eine Ablagefläche für die Tücher der Schweinchen Platz haben. Diese Lösung freut mich immer wieder: Sie nimmt mir keinen Platz weg und schenkt den Schweinchen weitere 2qm Fläche.

    Die Tür des Zimmers ist tagsüber immer offen, aber solange keine Tücher und Verstecke im Flur sind, verlassen die Jungs das Zimmer nicht. Das will ich demnächst wieder versuchen zu fördern, so dass sie noch mehr erkunden können.

    Im Sommer verbringen sie den Tag bei schönem Wetter in einem stabilen Außengehege von 18qm (14qm für sie). Es ist so schön zu sehen, wie sie da grasen oder sich am Anfang der Saison "im Dschungel" Wege bahnen, den Sonnenschein genießen, die frische Luft schnuppern, die Vögel hören, ...

    Gruppensituation

    Da die Vergesellschaftung Ende 2020 abgebrochen werden musste, leben unsere Jungs - über einige Zwischenschritte - aktuell in einer Vierergruppe und einer Zweiergruppe im gleichen Zimmer. Ich hoffe, dass möglichst bald alle gemeinsam leben können. Aber auch das ist ein eigenes Thema.

    Fotos

    Dachsi

    Wuschel

    Scotty

    Landolf

    Miro

    Josia

    die damaligen fünf Jungs bei einer Zusammenführung im letzten Spätsommer

    Zu diesem Thema

    So wie ich es schaffe, will ich hier über unsere kleinen Freunde weiter berichten. Mit Fotos werde ich leider sparsam sein, weil ich zum Fotografieren und gar Bearbeiten der Fotos leider nur selten komme. Fragen und Anregungen sind natürlich immer willkommen. :)