1.Wann macht es auch Eurer Sicht Sinn, ein Antibiogramm machen zu lassen?
Aus meiner Sicht macht es in folgenden Situationen Sinn ein Antibiogramm zu machen:
- bei Entzündungen im Kiefer / an den Zähnen (wo Verdacht auf Beteiligung des Kiefers besteht und (u.a.) das Vorliegen anaerober Keime wahrscheinlich scheint) Denn meiner Erfahrung nach werden Antibiotika, die gegen Anaerobier wirken tendenziell (zu) spät eingesetzt und ohne vorheriges Antibiogramm eher in Fällen, wo aus einer Erkrankung voraussichtlich innerhalb kurzer Zeit wesentliche Konsequenzen resultieren. Grundsätzlich erachte ich es als sinnvoll bei Verdacht auf Anaerobier(beteiligung) ein Antibiogramm anfertigen zu, da die Verträglichkeit, zumindest das Metronidazol betreffend, womit ich Erfahrung habe, betreffend, in Relation zu anderen Antibiotika etwas weniger hoch ist und dieses daher möglichst nicht unnötig verabreicht werden sollte.
- Wie bereits gesagt wurde, wenn eine Erkrankung sich nicht bessert oder stagniert trotz Maßnahmen den Zustand zu erhalten. M.E. sollte spätestens wenn die häufig zuerst eingesetzten Antibiotika (Baytril, Orniflox, Marbocyl) nicht (ausreichend) gewirkt haben und ein alternatives Breitbandantibiotikum z.B. Doxycyclin ebenfalls nicht, ein Antibiogramm gemacht werden.
2. Wie wurde die Probe gewonnen?
Eine Probe wurde während einer Operation, wo ohnehin gelöste Knochensplitter des Kieferknochens entfernt werden musste, entnommen. In diesem Fall war der Kiefer bereits stark verändert und es befand sich Eiter in diesem. Wenn ich mich recht erinnere wurde für eine Probe die Nase gereizt (durch ein weiches Material) und das durch Niesen rausgekommene Sekret separiert. Zweimal wurde Spontanurin, in Folge der Manipulation durch Ausmassieren der Blase/Harnröhre, aus einer Nierenschale aufgezogen und eingeschickt.
3. Was hat es gekostet?
Das Antibiogramm selber hinsichtlich des Urins (ohne manuelles Entleeren der Blase) hat einmal 59,58 Euro (Bakteriologische Untersuchung mit Resistenztest) und einmal 66, 63 Euro (Mikrobiologische Untersuchung incl. Keimdifferenzierung und Antibiogramm) gekostet. (Die Probe wurde das zweite Mal in einer anderen Tierarztpraxis entnommen)
4. Wie lange hat es gedauert bis das Ergebnis kam?
Im Bezug auf den Urin hat es das erste mal von dem Entnehmen am 6.2. - 11.2. (über Wochenende) und das zweite mal von dem Entnehmen am 13.3. - 18.3. (auch über Wochenende) gedauert.
5. Hat das AB, das lt. Antibiogramm passen sollte, die Bakterien vollständig beseitigt?
Trotz erheblichen Nebenwirkungen (jedoch wahrscheinlich wesentlich durch diverse Antibiotika vorbelasteten Verdauungstrakt bedingt ) hat das Metronidazol damals trotz des stark veränderten Kiefers gewirkt, der Kieferabszess ist nach 2 Rezidiven geheilt worden (natürlich zudem durch andere Maßnahmen) und das Meerschweinchen hat folgend noch ca. 1 Jahr gelebt und ist nicht daran verstorben.
Hinsichtlich der (chronischen) Blasenentzündung hatten wir erst Baytril gegeben, folgend Marbocyl und letztlich Cotrim E (Sulfamethoxazol/Trimethoprim). Baytril konnten wir, da das Meerschweinchen es schlecht vertragen hat nur 10 Tage geben. Dies war nicht ausreichend, jedoch ist, laut dem später angefertigtem Antibiogramm, auf dessen Wirkstoff Enrofloaxcin der Keim Pseudomonas stutzeri sensitiv, der bei dem Meerschweinchen gefunden wurde. Vllt. hätte es bei ausreichend langer Gabe zur Heilung geführt. Das Marbocyl wurde 14 Tage gegeben, jedoch auch nicht vertragen (jedoch noch besser als das Baytril). Laut dem Antibiogramm (das erste Antibiogramm wurde nach der Baytrilgabe gemacht, zeitgleich nach der Entnahme des Spontanurins wurde aufgrund starker Symptome bereits das Marbocyl angesetzt) ist der Keim sensitiv auf den Wirkstoff Marbofloaxcin. Auch hier ist die Frage, ob eine längere Gabe noch zur Heilung geführt hätte. Folgend wurde das Cotrim E, auf dessen Wirkstoffe Sulfamethoxazol/Trimethoprim der Keim laut dem Antibiogramm sensitiv ist, angesetzt. Dies wurde für 21 Tage verabreicht. Zur Kontrolle, um ein zu frühzeitiges Absetzten zu verhindern, wurde zwischenzeitlich ein zweites Antibiogramm gemacht. Dort war der Keim Pseudomonas stutzeri nicht mehr nachweisbar. Stattdessen vergrünende Streptokokken, aber diese sind nur fakultativ pathogen (sie führen nicht zwingend / nur unter bestimmten Umständen wie vorliegende Immunschwäche zu einer Erkrankung) Bis jetzt weist das Meerschweinchen keine Symptome einer Cystitis mehr auf.