• Theoretisch sollte möglichst vor jeder Gabe eines Antibiotikums (AB) oder zumindest parallel zu dem Anfang einer eiligen Therapie "auf gut Glück" ein Antibiogramm gemacht werden. Die Idee ist, dass man damit ein für das jeweils verursachende Bakterium geeignetes AB findet. Das soll verhindern, dass ein nicht ausreichend wirksames AB oder unnötig ein Breitband-AB eingesetzt wird.

    Praktisch ist zumindest meine Erfahrung, dass sehr oft kein Antibiogramm gemacht wird. Ich vermute, dass das nicht zuletzt an den Kosten und der Dauer bis zum Ergebnis sowie je nach Erkrankung an ggf. schwieriger oder gefährlicher Gewinnung der Probe liegt.

    Daher habe ich hier einige Frage zusammengestellt, die wichtig sein könnte für künftige Entscheidungen. Bitte beantwortet diese nur soweit Ihr selbst damit Erfahrungen gemacht habt. Bei mehreren Fällen schreibt gerne von allen oder möglichst vielen.

    1. Wann macht es auch Eurer Sicht Sinn, ein Antibiogramm machen zu lassen?
    2. Wie wurde die Probe gewonnen?
    3. Was hat es gekostet?
    4. Wie lange hat es gedauert bis das Ergebnis kam?
    5. Hat das AB, das lt. Antibiogramm passen sollte, die Bakterien vollständig beseitigt?

    Scotty (ca. 08/19), Landolf (ca. 02/20), Josia (08/20), Simba (06/23), Fuchsi (08/24), Fridolin (08/24) - im Herzen geblieben: Dachsi (04/18-09/24), Wuschel (04/18-11/23), Miro (ca. 02/20-10/24) - weitere Infos

  • Ich möchte den ein oder anderen Punkt beantworten

    Als Referenz nehme ich den aktuellen Fall bei Helga --> Mittelohrentzündung

    1. Wann macht es auch Eurer Sicht Sinn, ein Antibiogramm machen zu lassen?

    In meinen Augen macht es Sinn, wenn sich der Krankheitsverlauf einfach nicht bessert und der Verdacht besteht das es Bakteriell ist.

    2. Wie wurde die Probe gewonnen?

    Da wir Helga in Narkose gelegt haben, um die Zähne Rachen etc gründlich zu kontrollieren, wurde im Zuge dessen bei Spühlen eine Probe entnommen.

    3. Was hat es gekostet?

    ich müssste da nochmal schauen aber ich glaube 50-60€

    4. Wie lange hat es gedauert bis das Ergebnis kam?

    da die Probe erst "Wachsen" muss und es auch keine Garantie gibt, ging es bei Helgas Fall ca 1 Woche

    5. Hat das AB, das lt. Antibiogramm passen sollte, die Bakterien vollständig beseitigt

    Anfangs Ja aber vermutlich hat sich der Keim "Resistent" gemacht. Durch die "Alternative" sprich die neuere Version des AB hat sich die Lage gebessert.

  • 1.Wann macht es auch Eurer Sicht Sinn, ein Antibiogramm machen zu lassen?

    Aus meiner Sicht macht es in folgenden Situationen Sinn ein Antibiogramm zu machen:

    - bei Entzündungen im Kiefer / an den Zähnen (wo Verdacht auf Beteiligung des Kiefers besteht und (u.a.) das Vorliegen anaerober Keime wahrscheinlich scheint) Denn meiner Erfahrung nach werden Antibiotika, die gegen Anaerobier wirken tendenziell (zu) spät eingesetzt und ohne vorheriges Antibiogramm eher in Fällen, wo aus einer Erkrankung voraussichtlich innerhalb kurzer Zeit wesentliche Konsequenzen resultieren. Grundsätzlich erachte ich es als sinnvoll bei Verdacht auf Anaerobier(beteiligung) ein Antibiogramm anfertigen zu, da die Verträglichkeit, zumindest das Metronidazol betreffend, womit ich Erfahrung habe, betreffend, in Relation zu anderen Antibiotika etwas weniger hoch ist und dieses daher möglichst nicht unnötig verabreicht werden sollte.

    - Wie bereits gesagt wurde, wenn eine Erkrankung sich nicht bessert oder stagniert trotz Maßnahmen den Zustand zu erhalten. M.E. sollte spätestens wenn die häufig zuerst eingesetzten Antibiotika (Baytril, Orniflox, Marbocyl) nicht (ausreichend) gewirkt haben und ein alternatives Breitbandantibiotikum z.B. Doxycyclin ebenfalls nicht, ein Antibiogramm gemacht werden.

    2. Wie wurde die Probe gewonnen?

    Eine Probe wurde während einer Operation, wo ohnehin gelöste Knochensplitter des Kieferknochens entfernt werden musste, entnommen. In diesem Fall war der Kiefer bereits stark verändert und es befand sich Eiter in diesem. Wenn ich mich recht erinnere wurde für eine Probe die Nase gereizt (durch ein weiches Material) und das durch Niesen rausgekommene Sekret separiert. Zweimal wurde Spontanurin, in Folge der Manipulation durch Ausmassieren der Blase/Harnröhre, aus einer Nierenschale aufgezogen und eingeschickt.

    3. Was hat es gekostet?

    Das Antibiogramm selber hinsichtlich des Urins (ohne manuelles Entleeren der Blase) hat einmal 59,58 Euro (Bakteriologische Untersuchung mit Resistenztest) und einmal 66, 63 Euro (Mikrobiologische Untersuchung incl. Keimdifferenzierung und Antibiogramm) gekostet. (Die Probe wurde das zweite Mal in einer anderen Tierarztpraxis entnommen)

    4. Wie lange hat es gedauert bis das Ergebnis kam?

    Im Bezug auf den Urin hat es das erste mal von dem Entnehmen am 6.2. - 11.2. (über Wochenende) und das zweite mal von dem Entnehmen am 13.3. - 18.3. (auch über Wochenende) gedauert.

    5. Hat das AB, das lt. Antibiogramm passen sollte, die Bakterien vollständig beseitigt?

    Trotz erheblichen Nebenwirkungen (jedoch wahrscheinlich wesentlich durch diverse Antibiotika vorbelasteten Verdauungstrakt bedingt ) hat das Metronidazol damals trotz des stark veränderten Kiefers gewirkt, der Kieferabszess ist nach 2 Rezidiven geheilt worden (natürlich zudem durch andere Maßnahmen) und das Meerschweinchen hat folgend noch ca. 1 Jahr gelebt und ist nicht daran verstorben.

    Hinsichtlich der (chronischen) Blasenentzündung hatten wir erst Baytril gegeben, folgend Marbocyl und letztlich Cotrim E (Sulfamethoxazol/Trimethoprim). Baytril konnten wir, da das Meerschweinchen es schlecht vertragen hat nur 10 Tage geben. Dies war nicht ausreichend, jedoch ist, laut dem später angefertigtem Antibiogramm, auf dessen Wirkstoff Enrofloaxcin der Keim Pseudomonas stutzeri sensitiv, der bei dem Meerschweinchen gefunden wurde. Vllt. hätte es bei ausreichend langer Gabe zur Heilung geführt. Das Marbocyl wurde 14 Tage gegeben, jedoch auch nicht vertragen (jedoch noch besser als das Baytril). Laut dem Antibiogramm (das erste Antibiogramm wurde nach der Baytrilgabe gemacht, zeitgleich nach der Entnahme des Spontanurins wurde aufgrund starker Symptome bereits das Marbocyl angesetzt) ist der Keim sensitiv auf den Wirkstoff Marbofloaxcin. Auch hier ist die Frage, ob eine längere Gabe noch zur Heilung geführt hätte. Folgend wurde das Cotrim E, auf dessen Wirkstoffe Sulfamethoxazol/Trimethoprim der Keim laut dem Antibiogramm sensitiv ist, angesetzt. Dies wurde für 21 Tage verabreicht. Zur Kontrolle, um ein zu frühzeitiges Absetzten zu verhindern, wurde zwischenzeitlich ein zweites Antibiogramm gemacht. Dort war der Keim Pseudomonas stutzeri nicht mehr nachweisbar. Stattdessen vergrünende Streptokokken, aber diese sind nur fakultativ pathogen (sie führen nicht zwingend / nur unter bestimmten Umständen wie vorliegende Immunschwäche zu einer Erkrankung) Bis jetzt weist das Meerschweinchen keine Symptome einer Cystitis mehr auf.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!