Schwangerschaft: Risiko Kaiserschnitt und Handaufzucht

  • Wichtige Vorbemerkung: In den Notstationen und Tierheimen gibt es sehr viele Meerschweinchen, die ein gutes Heim suchen. Auch auf Kleinanzeigen findet man viele unglaublich traurige Schicksale. Daher bitte niemals absichtlich Nachwuchs produzieren !!!

    Auch ich habe nicht vor, ein Meerschweinchen schwanger werden zu lassen und frage nur aus naturwissenschaftlichem Interesse.

    Aber nun zu meiner Frage:

    Es wird immer wieder empfohlen, dass man bei schwangeren Meerschweinchen die Adresse eines Tierarztes bereit hält, der auch nachts und am Wochenende einen schnellen Notkaiserschnitt durchführen würde. Ebenso wird empfohlen, dass man vor der anstehenden Geburt sicherheitshalber schon mal alles besorgt, was man für eine Handaufzucht braucht.

    Aber wie hoch ist denn das Risiko tatsächlich, dass eine Geburt in einem Notkaiserschnitt endet?

    Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit tatsächlich, dass man Jungtiere mit der Flasche aufziehen muss? Dass man ihnen so schnell Nahrung geben muss, dass es nicht mehr reicht, Milchpulver und Flasche 🍼 zu besorgen?

    Wer kann aus eigener oder woanders miterlebter Erfahrung berichten?

    <3Karla *2019 <3 Ludwig *18.1.2022 <3 Minna *ca. 20.8.2022 <3 Selma * 2.2.2024 <3 Amalie *ca. 25.4.2024

    Für immer im Herzen: Berta, Pieps, Charly, Greta, Emma, Sophie, Chocolate

  • Wir haben drei Würfe bei uns zu Hause live erleben dürfen.

    Kein Kaiserschnitt, aber dafür hatte ein Weibchen ihre vier Mädchen nie wirklich angenommen. Wir mussten ihr die vier unterschieben und zufüttern. Eins starb mit 3 Tagen, die anderen drei wurden nicht älter als 3 Jahre.

    Bei Pebbles ging auch alles glatt bei der Geburt, sie kümmerte sich auch rührend um ihre 3 Kinder. Leider sind Mama und ihre Töchter sehr früh gestorben. Sie hatten alle Zahnprobleme die die Mama an ihre Töchter vererbte. Ihr Sohn war unser erster Frühkastrat, Linus starb mit 6 1/2 Jahren an Krebs und hatte nie Probleme mit den Zähnen.

    Wurf Nr. 3 hatten wir die Mama sichtbar tragend aus dem Zooladen freigekauft. Geburt lief zum Glück auch glatt. Kleinere Startschwierigkeiten mit dem Säugen von der Kleinsten im Wurf. Aber dann alles gut.

    Es wird gesagt, das ältere Weibchen (1 Jahr und älter) beim ersten Wurf sehr gefährdet sind weil das Becken ab dem Alter schon zu verknöchert sein kann für eine Problemlose Geburt. Auch gilt es als "besser" wenn es mehrere kleine Babys sind, ein größeres Baby könnte stecken bleiben. Das gefährdet dann beide.

    Zugefüttert hatten wir damals anno 2002 übrigens mit einer Mischung vom TA, weiss aber leider nicht mehr was es war. Ist ja schon 23 Jahre her ;) Werden die Babys gar nicht von der Mutter angenommen, sind 1ml Spritzen mit einem Nuckelaufsatz gut. Milch sollte ohne Taurin sein.

    Wir haben selber nichts davon zu Hause, eben weil wir nach dem Abenteuer mit den 3 Würfen unsere guten und schlechten Erfahrungen haben machen dürfen.

    LG Tasha mit

    Abby Sciuto (19.04.2020), Penelope Garcia (10.03.2022), Trudi Monk (10.03.2023), Raffaela "Raffi" Musiker (01.04.2023), Bo-Katan Kryze(15.02.2024), Mae (03.05.2023), Scotty (15.09.2023), Ragna Helga (16.11.2024), Torvi (27.03.2025)

  • Hier meine Erfahrungen im Rückblick…

    Als Teenager/Jugendlicher habe ich sehr unbedacht einiges an Meerschweinchennachwuchs „produziert“ und an die Zoohandlungen unserer Stadt verkauft. Das war so Mitte bis Ende der 80er Jahre, für damals 5 DM pro Tier. War definitiv nicht korrekt, auch von den Zoohändlern nicht, die einen ca.14-15jährigen auch noch dazu ermutigten, immer schön Meerschweinchen zu bringen fürs Taschengeld. Aber das ist jetzt ein anderes Thema.

    Ich kann nur sagen, in den ungefähr fünf Jahren in denen ich das gemacht habe, gab es nicht ein einziges Mal Komplikationen bei der Geburt für die Mütter. Das einzige was hin und wieder vorkam waren manchmal Totgeburten, vor allem bei sehr großen Würfen mit mehr als 5 Tieren. Aber auch das war selten und für mich ganz normal, da wir noch einiges anderes an Tieren hielten, Hühner, Tauben, Kaninchen usw. Auch da waren immer mal Küken dabei, die es nicht aus dem Ei geschafft haben oder so, war halt normal für mich.

    Lange Rede, kurzer Sinn, aus meiner Erfahrung sind Komplikationen bei der Geburt für die Mütter ganz selten. Bei den Tieren, die ich jetzt halte, gibt es auch manchmal gewollten Nachwuchs, meist so 1-2 Würfe im Jahr und auch hier gab es bis jetzt noch nie eine Komplikation.

  • Danke euch für eure Erfahrungen.

    Ich selber hatte auch einmal (ungeplant) Junge. Die Geburt war problemlos und unkompliziert. Sogar in meinem Beisein mitten am Tag.

    Eines meiner Jungtiere - das größte und anfangs fitteste - hatte vermutlich einen angeborenen Herzfehler, wurde ab Tag 3 oder 4 von mir gepäppelt und hat es trotzdem nicht geschafft. Aber mit so etwas muss man immer rechnen.

    <3Karla *2019 <3 Ludwig *18.1.2022 <3 Minna *ca. 20.8.2022 <3 Selma * 2.2.2024 <3 Amalie *ca. 25.4.2024

    Für immer im Herzen: Berta, Pieps, Charly, Greta, Emma, Sophie, Chocolate

  • Manche Züchter sprechen von im Schnitt 20% Sterblichkeit der Jungtiere als „normal“. Meine eigenen Erfahrungen liegen deutlich drunter.

    Das Hauptproblem der Schwangeren ist das Risiko für Toxikosen (Sau fällt in Hungerstoffwechsel, Stichwort Ketose) und was mich echt aufregt, ist, dass der eigentlich auf der Hand liegende Auslöser selbst in der medizinischen oder „züchterischen“ Fachliteratur nicht genannt wird, obgleich es dadurch verhinderbar wäre: die Jungtiere verkleinern das Magenvolumen und die Sau kann nicht mehr so viel fressen, wie sie müsste, um Nährstoffbedarf zu decken. Verstärkt wird das bei vielen Kids und zuvor bereits vorhandenem Bauchfett. Was also sehr gut vorbeugt, ist, im letzten Drittel/Viertel der Schwangerschaft ein verpöntes hochkalorisches Futter zu geben, was auf die geänderten Bedürfnisse angepasst ist, also auch mehr Kalzium enthält. (Verstärkt wird Toxikosegefahr auch bei Wurmbefall). Bei Schafen etc. ist dieser Zusammenhang allgemein bekannt. Bei Meerschweinchen bedauerlicherweise nicht.

    Ich hatte hier auf hundert Würfe zuvor 5-6 Toxikosen, seither Null. Und zuvor auch 3 Kalziumanämien (Lähmungserscheinungen, Wehenschwächen, Einstellen der Milchproduktion). Nach Veränderung der Fütterung auch hier Null. Fehl-/ Frühgeburten 5 Stück, auch hier Veränderung hin zu Null.

    Kaiserschnitte einen. Mutter überlebte ihn nicht. Geburtsstillstände, die mit Oxy behoben werden konnten, drei (aber seit veränderter Fütterung nix mehr). Sowie drei Darmvorfälle: zwei Mütter verstarben dabei auf Weg zur Klinik bzw bei OP, eine kam problemlos durch, da ich glücklicherweise zugegen war und sie optimal erstversorgen konnte. Stillen war bei der Überlebenden gar kein Problem. Sie wurde schlicht getakert.

    Einmal musste ich die Kids die ersten drei Tage selbst „durchbringen“, bis unerwartet die betreuende Ersatz-Sau selbst Milch produzierte. Seither setze ich immer mehr als nur eine Paarung zeitgleich, so dass Ammen verfügbar sind (so können auch einzelne Jungtiere sehr kopfstarker Würfe umgesetzt werden und haben bessere Versorgung).

    Und ja, ich habe selbst, als ich noch normale Meerschweinchen hielt, alle meine Tiere immer aus dem Tierheim geholt und konnte mich für Züchter nicht erwärmen bzw für mich schienen die obsolet. Nun bin ich aber vor vielen Jahren auf Cuy umgestiegen und da sieht die Situation halt ganz anders aus. Gibts quasi in Tierheimen nicht. Und auch nur wenige Züchter und noch weniger, die sich an übliche Grundsätze der Rassezucht halten und nicht einfach genetisch herummixen, so dass ich die Tiere, die ich wollte, schlicht selbst züchten musste. Um einen Zahn zu ziehen: Das ist eine sehr kostenintensive Angelegenheit, da die niedrigen Preise von „nur mal Babys haben“-Laien-Konkurrenz diktiert werden und diese nicht ansatzweise kostendeckend sind. Die haben da dann halt zwei erwachsene Tiere und mal Kiddies, bestenfalls im Sommer und kaum wahrnehmbare zusätzliche Kosten. Ich hab hier genetische Diversität aufrecht zu erhalten und somit 40 Tiere. Da ziehe ich nicht los und sammel Grünfutter selbst - jedenfalls reicht die sammelbare Menge nicht. Kurzum dreistelliges Minus. Jeden Monat. Es sei denn, ein Tier hat was aufwändigeres beim Tierarzt, dann kann es vierstellig werden.

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    Anmerkung zur Moderation:

    Dieser Beitrag zeigt einige Nachteile der Meerschweinchenzucht für die Tiere im Allgemeinen, selbst wenn sie den Vorgaben von Zuchtverbänden entsprechen. Das erstreckt sich über gesundheitliche Komplikationen, Platzeinschränkungen aufgrund der Menge an Tieren, eine oftmals ungesunde Ernährung und stark fluktuierende Gruppen.

    Die Zucht von Cuys bringt zudem weitere Nachteile mit sich, da bei dieser Rasse speziell auf eine übermäßige Größe und auf ein extrem hohes Gewicht gezüchtet wurde, was neben gesundheitlichen Risiken eine deutlich geringere Lebenserwartung mit sich bringt.

    Die Erfahrungen aus solch einer Zucht sind daher nicht automatisch passend für einen einzelnen ungeplanten Wurf von normal großen Meerschweinchen.

    Zum Thema Meerschweinchenzucht haben wir einen Austausch gestartet: Ist die Zucht von Meerschweinchen sinnvoll?

  • Ich bin auf die Frage nach der grundsätzlichen Sinnfrage von Zucht in einem anderen Faden eingegangen. Da hab ich mich auch in Teilen zu obiger Kritik an Cuyes geäußert. Inwieweit Schwangerschafts-und Geburtskomplikationen bei Cuyes „anders“ als bei Meerschweinchen wären, entzieht sich meiner Kenntnis bzw. kann ich mir nicht vorstellen. Mit „ich kann nicht selbst Wiese sammeln“ war nicht gemeint, dass die kein oder zu wenig Frischfutter bekämen. Täglich 20% des Körpergewichtes minimum, aber ich muss es halt überwiegend zukaufen und kann es nicht vollständig über Wiese decken, weil ich keine eigene Landwirtschaft habe. Deshalb der Hinweis auf hohe Kosten.

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