Umgang mit Beratungsresistenz

  • Hallo ihr Lieben!

    Bestimmt sind manche von euch auch schon mal auf einen Meerschweinchen-Halter getroffen, dessen Tiere nicht in artgerechten Bedingungen leben, der liebgemeinte Tipps und Ratschläge aber leider überhaupt nicht oder nur teilweise beherzigt.

    Ich wollte mal fragen, wie ihr damit umgeht?


    Ich hab seit mehreren Jahren eine Arbeitskollegin, die Schweinchen hält. Sie ist ein wirklich lieber Mensch und ich mag sie als Person eigentlich recht gerne - aber leider macht sie bei der Schweine-Haltung sehr viel falsch.

    Als ich sie kennengelernt habe, hatte sie 6 Mädels in 2 handelsüblichen Gitterkäfigen, die sie nebeneinandergestellt hatte. Sie hat die Tiere jeden Tag zum Kuscheln rausgeholt, hat sie fast ausschließlich mit harten Semmeln und Brot gefüttert, und da die Tiere ständig gestritten und gekämpft haben, hat sie sie immer wieder getrennt, die Streit-Verursacher manchmal sogar für mehrere Tage in "Einzelhaft" gesperrt und danach wieder zurück zu den anderen in den Käfig gesetzt, weil sie dachte, dann würden sich alle wieder beruhigen (was natürlich nicht der Fall war).

    Ich hab vom ersten Tag an versucht sie aufzuklären (ohne dabei übertrieben belehrend zu wirken), hab ihr auch viel von meinen Tieren erzählt und ihr auch Bilder von meiner Haltung gezeigt, ihr artgerechte Ernährung nahegelegt etc.
    Sie war dem gegenüber eigentlich auch sehr offen, hat positiv auf meine Ratschläge reagiert und hat teilweise sogar ein schlechtes Gewissen gezeigt. Zumindest die beiden Gitterkäfige hat sie nach einiger Zeit gegen einen Eigenbau aus Holz ausgetauscht - leider immer noch viel zu klein für 6 Tiere, aber es war auf jeden Fall schon mal eine Verbesserung.

    Mittlerweile hat sie die Haltung auf 4 Schweinchen reduziert (wieder 4 Mädels und immer noch zu eng im Eigenbau).
    Die Tiere bekommen jetzt mehr Gemüse und nur noch zwei oder dreimal in der Woche Brot, "weil ihnen das halt so gut schmeckt und sie den Kleinen eine Freude machen will"...
    Das Zwangskuscheln hat sie sich leider auch noch immer nicht abgewöhnt, "das mögen sie total gerne, sie gurren sogar weil sie so entspannt sind" - dass die Laut- und Körpersprache von Meerschweinchen leider sehr leicht missverstanden wird, habe ich ihr natürlich auch immer und immer wieder erklärt, aber sie ist halt der Meinung ihre Tiere zu kennen und ist sich ganz ganz sicher, dass es ihnen gefällt und sie das genießen...
    Und auch das ständige Separieren und wieder Zusammensetzten der Tiere ist immer noch ein Thema, da will sie leider auch absolut nicht einsehen, dass das nichts bringt bzw. sie es damit eigentlich nur noch schlimmer macht...

    Ich weiß, dass sie ihre Tiere über alles liebt und ihnen nichts Schlechtes will, und ich werd auch weiterhin versuchen sie immer und immer wieder aufzuklären, aber ich hab das Gefühl, dass die "nette Art" bei ihr einfach nichts mehr bringt...

    Ich bin wirklich mit meinem Latein am Ende... ?(

  • Ooooh ha, du Ärmste! Sehr schwierig wenn man ein freundliches Arbeitsumfeld behalten möchte.

    Meine Kollegin hat ihre zum Glück gut weitervermittelt und keine Meeris mehr.

    Aber, ich nehme seither Abstand und rede nur wenig und unkompliziertes privates, so spart man sich den Kummer.

  • Ja, die Harmonie im Arbeitsumfeld ist mir eben auch sehr wichtig...

    Mittlerweile arbeiten wir in unterschiedlichen Abteilungen und haben nicht mehr täglich miteinander zu tun, deswegen hab ich mir überlegt vielleicht mal etwas "strenger" mit ihr zu reden und nicht mehr nur freundlich und verständnisvoll so wie bisher....
    Aber ich befürchte halt dass das eher dazu führen würde, dass sie "dicht macht" und sich garnicht mehr auf meine Tipps hört bzw. mir einfach nichts mehr erzählt...

    Aber mir tun halt die Tiere so leid.

  • Ganz ehrlich: Sprich das Thema Meeries nicht von Dir aus an. Antworte ehrlich, aber freundlich, wenn sie Dich was fragt. Wenn sie erzählt, versuche das Thema zu wechseln und kommentier ihre Haltung nicht.

    Das was sie da tut, ist nicht schön, aber es wird auch keinen Hund hinterm Ofen hervorlocken. Es ist schlicht und ergreifend normal außerhalb dieser Forumsblase.

    Du hast alles gesagt und getan zu dem Thema was geht und da ist dann halt Schluss für sie. Einfluss hat vielleicht noch eine Tierärztin, aber Deiner ist jetzt aus.


  • Tatsächlich ist eigentlich immer sie diejenige, die mit dem Thema Schweinchen anfängt, aber vielleicht sollte ich in Zukunft wirklich versuchen das Gespräch dann in eine andere Richtung zu lenken.

    Ihr habt natürlich vollkommen Recht, es ist nur wirklich schwer das Thema zu ignorieren... :(
    Aber dann muss ich da wohl an mir arbeiten und lernen, eine Grenze zu ziehen...

    Danke für eure ehrlichen Meinungen :thumbup: <3

  • Weißt Du, man hält ja die Tiere nicht um ihrer selbst Willen, sondern weil man was von ihnen „will“. Man mag es, dass jemand da ist, man beobachtet gerne, man kümmert sich gerne und so weiter… Für sie gehört, etwas leckeres füttern beispielsweise dazu. Darüber drückt sie ihre Liebe aus. Gibt ja auch z.B. viele dicke Hunde „ihm schmeckt es ja so gut“. Und wenn das halt das Brot ist, dann kann man ihr das eben auch nicht wegnehmen. Nicht mit allen guten Erklärungen, weil sie es nicht annehmen kann. Herz schlägt Kopf. In diesem Fall kann man ihr Bedürfnis vielleicht noch anders befriedigen und ihr z.B. gesunde Leckerlies schenken so nach dem Motto „meine mögen es nicht so gern, Deine vielleicht?“. Aber beim Streicheln wird es schwierig. Da muss man leider sagen „falsches Haustier“.

    Gruppenzusammensetzung lässt sich vielleicht langfristig ändern, aber nuja so ganz dramatisch finde ich sie nicht und vermutlich sind eher weniger Tiere auch besser.

    Insgesamt: die Tiere haben es um Welten besser als die Einzeltiere in 50x 100 Käfigen in den 80er. Das vielleicht zum Trost.

    Ich verstehe, dass Du es nicht schön findest, aber dann schütze Dich.

  • Insgeheim hatte ich wohl die Hoffnung, irgendwann doch noch zu ihr "durchzudringen".

    Irgendwie hab ich mir dadurch wahrscheinlich selber eingeredet, ich hätte die "Verantwortung" dafür, dass sie es anders macht... was natürlich total irrational ist.

    Ich bin froh, dass ich es hier angesprochen habe und sich mir dadurch andere Sichtweisen eröffnet haben. Nächstes Mal wenn wir ins Gespräch kommen werde ich versuchen, anders zu reagieren :thumbup:

  • Das ist wirklich eine doofe Situation.

    Ich kenne es aus der Hundehaltung, die Menschen sind in der Lage sich alles schön zu reden. (Mein schlimmstes Erlebnis waren zwei ältere Obdachlose mit drei Hunden, davon eine Hündin in der Läufigkeit. Sie waren der festen Überzeugung die Hündin lässt keinen Rüden mehr drauf, weil sie schon mal Welpen hatte und weiß wie anstrengend das ist. Von Stehtagen hatten die noch nie gehört, zum Glück konnte ich die Hündin dort weg holen, zwei Tage bevor sie anfing stehen zu bleiben und den Schwanz zur Seite zu nehmen.)

    Was ich mir evtl noch vorstellen könnte was klappt, die schlimmsten möglichen Varianten erzählen von dem was passieren kann. Das sich Meeris totbeissen können bei zu viel Stress durch wenig Platz oder das sie an Brot sterben können. Stimmt ja im weitesten Sinne...

  • Ich kenne das von einer Freundin, die ansonsten wirklich nett ist. Sie war so begeistert von unseren Meerschweinchen, dass sie überlegte, sich auch welche anzuschaffen. Ich habe geredet, geredet und geredet. Alles erklärt, was man sich nur vorstellen kann. Alles! Außerdem wegen ihrer Vorstellungen davon abgeraten. Dazu noch ein Buch der Meerschweinchenhilfe ausgeliehen.

    "Plötzlich" kam sie zu mir, um zu sagen, dass an dem Tag zwei Meerschweinchen bei ihnen eingezogen seien. Ich kam mit zu ihr.

    Sie hatten einen Eigenbau 100x60 cm, mehr Platz war angeblich nicht da. Sehr ungeschickt gebaut, mit einer herausziehbaren Schublade in der Mitte, die den Platz noch zusätzlich einschränkte. Im Eigenbau saßen zwei Meerschweinchen-Babys, 5 Wochen alt. Kein Erzieher... Das Ende von der Geschichte war, dass die beiden schon nach 2 oder 3 Wochen abgegeben wurden, weil sich die 5-jährige Tochter nicht komplett alleine darum kümmerte. 🙈

    Ich fand das alles richtig schlimm und seither ist unsere Freundschaft doch merklich abgekühlt. Sie hat im Prinzip alles anders gemacht als ich es gesagt hatte.

    Ich würde an deiner Stelle immer abwarten, bis deine Kollegin von ihren Meerschweinchen erzählt. Dann kannst du von deinen Meerschweinchen erzählen und wie du es anders ( besser) machst.

    <3Karla *2019 <3 Ludwig *18.1.2022 <3 Minna *ca. 20.8.2022 <3 Selma * 2.2.2024 <3 Amalie *ca. 25.4.2024

    Für immer im Herzen: Berta, Pieps, Charly, Greta, Emma, Sophie, Chocolate

  • Was ich mir evtl noch vorstellen könnte was klappt, die schlimmsten möglichen Varianten erzählen von dem was passieren kann. Das sich Meeris totbeissen können bei zu viel Stress durch wenig Platz oder das sie an Brot sterben können. Stimmt ja im weitesten Sinne...

    Da es seit Jahren funktioniert für die Halterin, wird das vermutlich nicht fruchten. Sie würde eher finsterweiss für hysterisch und überspannt halten.

    Abgesehen davon, halte ich Drohkulissenaufbau grundsätzlich weder für langfristig zielführend noch für einen angemessenen Umgang miteinander.

  • Das Ende von der Geschichte war, dass die beiden schon nach 2 oder 3 Wochen abgegeben wurden, weil sich die 5-jährige Tochter nicht komplett alleine darum kümmerte. 🙈

    ...in dem Fall kann man echt nur sagen, zum Glück wurden sie weggegeben ?(

    Kann halt auch absolut nicht nachvollziehen, wieso Eltern einem so kleinen Kind die ALLEINIGE Verantwortung für ein Lebewesen übertragen... wie kommt man auf so eine Idee...
    Aber das is wieder eine andere Geschichte :rolleyes:


    Was ich mir evtl noch vorstellen könnte was klappt, die schlimmsten möglichen Varianten erzählen von dem was passieren kann. Das sich Meeris totbeissen können bei zu viel Stress durch wenig Platz oder das sie an Brot sterben können.

    Also ganz so krass hab ich es nicht gemacht, aber ich hab ihr schon einige negative Erfahrungen erzählt, die ich selber gemacht habe, und was für verheerende Auswirkungen manches davon hatte. Weil ich hab ja am Anfang genau so viele Fehler gemacht, ich dachte auch oft ich weiß alles besser und hab veralteten Büchern oder zu wenig informierten Tierhandlungs-Mitarbeitern geglaubt.

    Damit wollte ich ihr veranschaulichen, dass es vollkommen OK ist wenn man Fehler macht - aber dass man sich diese halt auch eingestehen muss und bereit sein muss zum Wohle des Tieres etwas zu ändern...


  • Mir kommt es drauf an was genau das Problem ist. Ist es was, was vielleicht sogar gefährlich ist wie zum Beispiel mit dem Tier nicht zum Tierarzt gehen dann habe ich keine Reue Klipp und klar meine Meinung zu äußern. Viele tun ja Ratschläge einfach ab weil sie denken ihre Haltung reicht doch aus. Immerhin sind die Tiere "gesund". Dann gerne auch mit den Worten "Als Halter ist es unsere Pflicht unsere Schützlinge bestmöglich zu versorgen. Deswegen sollte man Verbesserungsvorschläge immer zumindest versuchen. Auch wenn man der Meinung ist, dass es eine Verbesserung nicht zwingend BRAUCHT, heißt es nicht dass man sie nicht nutzen sollte wenn sie MÖGLICH ist." Schließlich ist ein überleben nicht das gleiche wie leben.

    Bei Platz rechne ich das gerne auf den Menschen um. "Stell dir vor, der komplette Platz, den du zum Leben zur Verfügung hast ist dein Badezimmer. Du darfst nicht raus, du hast keine weiteren Räume. Nur dein Badezimmer." Auch wenn ich da schon die Antwort bekommen habe "Wenn ich gefüttert werde ist mir das egal wie groß mein Zimmer ist" ist es bei den meine Leuten zumindest ein Gedankenanstoß.

    Aber bei vielen Themen denke ich mir mittlerweile "Was weiß ich, ich hab die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen." Besonders was Ernährung angeht. Meine Schweine haben einen strikten Ernährungsplan. Viele Leute sehen es eher locker. Ich kann nur Vorschläge machen und wenn sie nicht genutzt werden, auch gut. Immer daran denken, man kann nicht alle retten. Man kann sich nur um die die man hat bestmöglich kümmern.

    Ich habe auch schon ganz wilde Diskussion mit Meerschweinchen und Kaninchenhaltern geführt aber es geht nun mal nicht immer.

  • In der Tierhaltung allgemein werden sooo viele Fehler gemacht.

    Ich habe z.B. einen Nachbarn, 82 Jahre alt. Seit ich ihn kenne hat er jetzt den 3ten Wellensittich in Einzelhaltung

    Da kannst du reden was du willst, anders wird´s bei dem Mann nicht mehr werden. So Sachen wie: "Paare werden nicht zahm und sprechen nicht" sitzen so tief verankert, da ist Hopfen und Malz verloren.

    Leider läßt auch die Ernährung zu wünschen übrig, das Einzige, was es mal frisch gibt, ist ein Stück Apfel oder ein Blatt Salat.

    Zuerst hatte ich einen Hund, als mir das nicht mehr genügte, hab ich mir einen Riesenschnauzer geholt.

  • Aber wie sagt man immer so schön: "Wer frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein."

    Ich werde auch sehr oft wegen meiner Pärchen-Haltung kritisiert - es sei ungesund und nicht artgerecht, die Tiere würden sich schneller langweilen und das mache sie auf Dauer krank.

    Grundsätzlich steckt natürlich viel wahres hinter diesen Vorwürfen - logisch ist bei 2 Tieren weniger Dynamik im Gehege als bei 3 oder mehr, und wenn sie sich den ganzen Tag nur langweilen würden hätte das bestimmt negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit.
    Darum war für mich nach meinem (unfreiwilligen) Umstieg auf Pärchen-Haltung von Anfang an klar: wenn das Pärchen nicht harmoniert oder die beiden nichts miteinander anfangen können und nur tote Hose im Gehege herrscht, wird entweder versucht einen passenderen Partner zu finden, oder ich muss mich wohl oder übel von beiden trennen und die Haltung pausieren, bis ich wieder in eine größere Wohnung ziehen kann.

    Aber solche Argumente zählen natürlich nicht - ich musste mir anhören ich sei egoistisch, einmal wurde mir sogar Tierquälerei vorgeworfen - und das kam von Leuten die weder mich noch meine Tiere in irgend einer Weise kannten - klassisches Internet-Mobbing halt.

    Was ich damit sagen will - ja, ich kenne auch "die andere Seite der Medaille" und weiß wie das ist, wenn man davon überzeugt ist sein Bestes zu geben und den Tieren ein schönes Leben zu bieten, auch wenn andere das absolut nicht so sehen.

  • Vieles ist auch Ansichtssache. So Käfige bieten ja beispielsweise tatsächlich zu wenig Platz. Aber ein Holzgehege ist halt unglaublich schwierig hygienisch rein zu bekommen. Wenn nun jemand seine Tiere in eine Käfig mit einem angrenzenden Dauerauslauf hält, dann mag das nicht hübsch sein, aber artgerecht und hygienisch.

    Oder jemand der zwei einzeln gesehen zu kleine Gehege durch eine Rennstrecke verbindet. Auch fein.

    Oder auch schon gelesen: Gitterstäbe würden die Tiere an ihrer freien Sicht hindern… äh,… ja, aber sie erlauben im Gegensatz zum hübscher anzusehenden Plexiglas eine Luftzirkulation und da die Tier während nicht besonders gut gucken können…

    Aber das ist ja bei finsterweiss gar nicht der Fall. Trotzdem kann man halt andere Menschen nicht ändern. Und wir sind nur für unsere eigenen Tiere nicht für die anderer Leute verantwortlich.

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