Rangeleien in meiner Böckchengruppe

  • Hallo ihr Lieben,

    wie bereits in der Vorstellungsrunde ankündigt, möchte ich euch hier die Problematik in meiner Böckchengruppe näher beschreiben.

    Die vier Jungs kamen als bereits bestehende Gruppe vor etwa 9 Wochen von einem Bauernhof zu uns. Die Gruppe besteht aus dem 2-jährigen Strubbel und seinen drei 1,5-jährigen Halbbrüdern Nobby, Smartie und Möhre. Alle sind definitiv nicht kastriert. In der Vergangenheit bei den Vorbesitzerin wird es bereits die ein oder anderen Rangelei gegeben haben, da vor allem die Öhrchen von Smartie und Möhre deutliche Spuren aufweisen.

    Anfangs war zu beobachten, dass Nobby der unangefochtene Anführer war, der den (damals noch erkrankten) Strubbel für sich beanspruchte, in dem er immer neben im fressen, liegen und umher laufen wollte. Wenn einer seiner gleichaltrigen Brüder "seinem" Strubbel zu nahe kam, scheuchte er sie "sanft" weg, indem er einfach nur einen deutlichen Schritt oder Sprung in ihre Richtung machte. Ebenso verhielt er sich bei Liege- und Futterplätzen. Smartie und Möhre mussten sich einen anderen Platz suchen, Strubbel durfte immer und überall alles machen was er wollte. Auch in einem der Häuschen drin legte sich Nobby immer direkt zu Strubbel.

    Was ich seit dem Einzug ebenfalls beobachten, aber bis heute nicht richtig deuten oder mir erklären kann, ist das häufige Aufreiten der drei Jüngeren auf Strubbel. Als Strubbel anfangs noch sehr angeschlagen war, ließ er es einfach von allen über sich ergehen. Da Nobby aber "gut" auf ihn aufpasste, passierte es häufig nur durch ihn. Smartie und Möhre wurden dementsprechend verscheucht und hatten eher selten die Gelegenheit.

    Da Strubbels Genesungsprozess mit Beginn des Frühlings stattfand, ist es für mich nun schwer zu deuten, ob die Veränderung seines Zustands nun (auch) zu den Unruhen in der Gruppe führt oder ob es - wie die Tierärztin es mir erklärt hat - die "Frühlingsgefühle" der drei Jüngeren sind :D

    Seit etwa 4 Wochen hat sich die Rangfolge auf jeden Fall deutlich verändert. Es fing (augenscheinlich für mich) damit an, dass Smartie immer wieder versuchte, Nobby seine Position als Anführer streitig zu machen, indem er sich nicht mehr verscheuchen ließ und sich immer wieder bewusst in seine Nähe begab. Ich konnte wirklich gut beobachten, wie er sich beweisen wollte, indem er all die klassischen Droh- und Behauptungsgebärden auffuhr, die man so nachlesen kann. Ich kann leider nicht sagen, ob in dieser Zeit schon ein richtiger Kampf stattgefunden hat. Ich schaute mir alle Schweinchen immer gründlich an und konnte zumindest keine Bisspuren oder ähnliches feststellen. Zu beobachten war jedoch, dass Nobby sich nun zunehmend zurückhaltender verhielt und Smartie ihn wegscheuchte. Teilweise jagte er ihn immer wieder quer durchs Gehege (mehrmals täglich, etwa 10-20 Sekunden) Da es zum Glück keine "Sackgassen" gab, konnte Nobby aber immer einen Weg von ihm weg finden. Smartie lief ihm oft einige Runden in Kreis hinterher und kehrte dann abrupt um, um ihn abzufangen. Bis dahin interpretierte ich dieses Verhalten noch als "normal" unter Jungs, die unter sich die Rangfolge neu sortieren.
    Eines Morgens, als ich zum Füttern rausging, fiel mir auf, dass Möhre (der bisher zurückhaltendste der Gruppe, ob Schweinchen oder Menschen gegenüber) nicht fressen wollte, bzw. alles nur beschnupperte, aber nicht anfing an den Möhren zu knabbern. Als ich ihn hochhob, fand ich eine angeschwollene, blutige Oberlippe und vor und stellte zu meinem Erschrecken fest, dass ihm die oberen beiden Schneidezähne komplett fehlten, bzw. diese direkt am Zahnfleisch abgebrochen waren. Nach dem ersten großen Schrecken untersuchte ich die anderen drei, konnte aber keinerlei Verletzungen finden.
    Ab zum Tierarzt, Schmerzmittel und Fütterungstipps erhalten - Zähne wachsen ja zum Glück nach und kleinere Wunden heilen problemlos und schnell wieder ab.
    An den folgenden Tagen verbrachte ich mehrere Stunden damit, die vier ausgiebig zu beobachten und stellte fest, dass Nobby nun gar nichts mehr zu sagen hat (sich damit auch scheinbar gut zurecht findet und sich eher zurückzieht und einfach keine Lust auf Konfrontation hat) und Smartie und Möhre nun offensichtlich um Strubbel buhlen.
    Die beiden jagen sich abwechselnd durchs Gehege und bedrohen sich massiv. Leider hab ich auch schon beobachtet, wie sie sich beißen und richtig die Fetzen fliegen. Sie lassen dann wieder voneinander ab und und es wird geschaut, wer schneller bei Strubbel sein kann um dort aufzureiten. Strubbel hat darauf auch immer öfter keinen Bock mehr und setzt sich nun immer öfter zur Wehr, indem er nach dem "Aufreiter" schnappt und dieser von ihm (leider nur kurz) ablässt. Oft lässt Strubbel es aber auch immer noch einfach über sich ergehen und frisst einfach weiter.
    Das Ganze läuft nicht den ganzen Tag so stressig ab, sondern mehrmals am Tag für ein paar Minuten. Wenn es gerade ruhig ist, fressen alle zusammen am selben Futterplatz und liegen sogar alle vier in einem Teil des Stalls auf einer kleine Fläche von 60x100 cm (einer auf dem Häuschen, einer drinnen, einer daneben und einer davor) obwohl sie im gesamten Stall viel mehr Liegeplätze und im gesamten Gehege sowieso vielmehr Platz hätten. Das lässt mich bisher in dem Glauben und der Hoffnung, dass sie sich "eigentlich mögen" und niemand grundsätzlich unerwünscht ist.

    Nachdem ich also immer noch recht entspannt blieb, ging ich am Mittwochmorgen wieder zum Füttern raus, und es kamen nur drei Schweinchen sofort aus dem Stall gelaufen. Ich suchte nach Smartie und fand ihn völlig zerbissen auf einer Hütte im Stall sitzend vor.
    Ich nahm ihn dann erstmal mit rein, desinfizierte einmal alle Wunden und gab ihm etwas von dem Schmerzmittel, das ich glücklicherweise noch von Möhre hatte. Der arme Junge war so erschöpft, dass er sich in dem Handtuch auf meinem Arm direkt hinlegte und die Augen schloss und erstmal ausruhen musste. Mir liefen da schon die ganze Zeit die Tränen, weil ich mich als Haltern unglaublich schlecht und verantwortungslos fühlte..
    Nach einer Stunde Ausruhen wurde Smartie dann wieder sehr unruhig auf meinem Arm und wollte weg. (Die vier lassen sich alle grundsätzlich nicht gern anfassen und hochnehmen, klettern aber auf den Schoß, wenn man sie mit Petersilie oder anderen Leckereien füttert). Ich setzte ihn dann wieder zur Gruppe, weil ich irgendwo gelesen hatte, dass auch nur stundenweise separierte Schweinchen oft (noch) schlechter von den anderen akzeptiert werden. Für den Rest des Tages war es dann bis auf ein bisschen gegenseitiges Scheuchen relativ ruhig.

    Ich muss dazu sagen, dass das Gehege direkt auf unserer Terrasse ist und ich entweder dort sehr viel Zeit verbringe um die Tiere zu beobachten, oder mich in unserem großen Wohn-/Esszimmer mit angrenzender Küche aufhalte und auch von dort aus so ziemlich alles mitbekomme, was bei den Jungs passiert. Ich lasse schon den ganzen Tag die Terrassentür auf, um jegliche Art von Kommunikation unter den Schweinchen mitzubekommen. Gottseidank bin ich grad wegen Schwangerschaft im Beschäftigungsverbot, sodass ich fürs Beobachten einfach sehr viel Zeit aufbringen kann und auch möchte. Ein Segen für mich und die Jungs würd ich sagen.

    Leider bin ich nun mit meinem Meerschweinchenlatein am Ende und weiß nicht, ob und was ich verändern / beeinflussen kann oder sollte. Die Tierärztin ist der Meinung, das würde sich alles erledigen, wenn ich möglichst bald alle vier kastrieren lasse. Aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, ob das wirklich so stimmt, oder ob sie nur gerne einen Tipp geben möchte, den sie auch abrechnen kann!?

    Ich stelle mal eine kleine Liste von Fragen auf, die mir insgesamt so durch den Kopf gehen:

    Wie seht ihr das Kastrationsthema? Sinnvoll, nicht sinnvoll? Vor- und Nachteile?
    Inwiefern sind Rangeleien normal und bis zu welchem Ausmaß?
    Was lasse ich zu/wann sollte ich eingreifen? Sollte ich überhaupt eingreifen?
    Interpretiere ich meine oben geschilderten Beobachtungen überhaupt richtig?
    Was bedeutet das Aufreiten der drei Jüngeren bei Strubbel? Leidet er darunter möglicherweise?

    Die Situation bei den Jungs muss ja für jeden einzelnen unglaublich stressig sein und ich habe echt Angst, ihren Ansprüchen nicht gerecht zu werden oder Bedürfnisse nicht richtig zu erkennen. Heute habe ich den Eindruck, dass es unglaublich ruhig ist... Alle liegen entspannt beieinander (auf den 60x100 cm) und der Rest wird gar nicht genutzt. Als es eben Möhren und Petersilie gab, kamen alle freudig angerannt und haben zusammen gefuttert, danach ging's wieder in den Stall. Aber das Wetter ist auch kalt, nass und windig. Mich würde es auch nicht nach draußen locken 8o

    Ich fürchte jedoch, wenn morgen die Sonne wieder rauskommt, fliegen auch direkt wieder die Fetzen...
    Ich trau mich kaum, mal einen Tag außer Haus zu sein, weil ich wirklich Angst habe, dass wieder einer doll verletzt wird.. (Was ich im Vorfeld hätte verhindern können oder müssen)!?

    Ich danke jedem einzelnen von euch jetzt schon so sehr für eure Zeit, die ihr euch extra nehmt, um diesen Roman hier zu lesen und mir Tipps zu geben. Das ist sicher nicht selbstverständlich! Um eine solche Herausforderung nachvollziehbar zu beschreiben, ist es aber auch sehr schwierig, sich kurz zu fassen.. :S
    Anbei noch zwei Fotos von meiner "Männer-WG"..

    DANKE DANKE DANKE <3 Euch allen noch ein schönes Wochenende!

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  • Danke für die ausführliche Beschreibung, das hilft sehr weiter dein Problem zu verstehen!

    Ich fange mal damit an, dass ich sehr froh bin, dass die Böckchen zwar in Außenhaltung, aber in Sicht- und bei offener Tür auch in Hörweite zu dir sind und du viel Zeit zum Beobachten hast. Das war etwas, was mir gestern Sorgen bereitet hat.

    Was die Konstellation deiner Gruppe angeht, kann ich mir Folgendes gut vorstellen: Strubbel war und/oder ist der Anführer der Vier. Während seine Halbbrüder noch Babies waren, wird er diese Position eingenommen haben. Nun war er krank, als er zu euch kam. Ich habe bei meiner Gruppe zweimal erlebt, wie das kranke Leittier von einem oder mehreren der Gruppe in dieser Zeit umsorgt wurde. Das hat Nobby übernommen.

    Leider fällt das Alles in eine etwas ungünstige Zeit rein. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Böckchen mit rund 1,5 Jahren eine Rappelphase durchlaufen, in der sie ihre Kraft austesten und die Rangfolge versuchen in Frage zu stellen. Solche Phasen sind bei Kastraten teilweise schon anstrengend - bei unkastrierten Böckchen verlaufen sie aber viel heftiger. Strubbel scheint eigentlich recht souverän zu sein, wenn er die Anderen so oft aufreiten lässt. Würde er sich ernsthaft in seiner Position bedroht sehen, würde er das gar nicht erst zulassen(zumindest meinen Beobachtungen nach). Das bedeutet aber nicht, dass ihm nicht der Geduldsfaden reißt und dann umso heftiger austeilt. Du weißt ja leider auch nicht, wer Smartie so gebissen hat. Das was du beschreibst klingt schon heftig und wenn möglich nicht mehr vorkommen.

    Mein Rat wäre auch auf jeden Fall die Kastration. Danach dauert es immer noch mehrere Wochen, bis der Hormonspiegel sich merklich verändert, aber bei den meisten Böckchen ist dann auch eine Verhaltensänderung feststellbar. Ich habe es noch nicht bereut, ein Böckchen kastrieren zu lassen.

    In deinem Fall würde ich aber gerne eine Option in den Raum stellen: du lässt nur Nobby, Smartie und Möhre kastrieren - möglichst am selben Tag. Das könnte Strubbels Position als Anführer deutlich stärken. Denn bei dir ist aktuell die Gefahr, dass sich keiner der anderen Drei langfristig durchsetzen kann, weil sie alle ungefähr gleich auf sind in Alter, Kastrationsstatus und Größe. In harmonischen Bockgruppen sind die Positionen meist recht klar geregelt, weshalb es nur zu wenig Streit kommt. Je öfter das wechselt, desto mehr Konfliktpotential.

    Normalerweise würde man raten, alle Böckchen kastrieren zu lassen. Auch aus dem Grund, dass man so die Möglichkeit hat, jedes der Böckchen jederzeit auch mit einem Weibchen vergesellschaften zu können (zB wegen Trennung der Gruppe oder weil es als Letztes übrig bleibt). Und je jünger das Meerschweinchen, desto besser verträgt es in der Regel die Operation. Solltest du dich also dafür entscheiden, Strubbel (oder Alle) nicht kastrieren zu lassen, solltest du diese Faktoren beachten.

    Ansonsten noch zu deiner Frage, wann du eingreifen solltest: da scheiden sich die Geister, was normal/vertretbar ist und was nicht. Ich habe die Grenze bei Jagen bis zur Erschöpfung, Kämpfen und Bisse mit Verletzungsabsicht gezogen. Das hat meiner Meinung nach mehr negative Folgen als Gute, wenn man es laufen lässt. Du brauchst übrigens keine Angst haben über Stunden oder Tage zu trennen. Ich habe das auch so oft gelesen, aber bei mir (und Anderen) hatte das nie die aufgeführten Auswirkungen. Die Vier vergessen sich nicht so schnell. Sollte es wieder zu heftigem Jagen oder sogar Bissen kommen, würde ich die Streithähne auf jeden Fall vorübergehend voneinander trennen.

  • Vielen Dank für deine Antwort. Deine Ansichten und Tipps helfen mir schon enorm weiter!
    Ich hatte die vier tatsächlich auch schon zeitweise voneinander getrennt. Allerdings ist das nur im Stall möglich, sodass für keinen der Vier dann ein angemessener Raum zur Verfügung steht. Um runterzufahren und sich zu beruhigen habe ich es jedoch schon mal nachmittags für einige Stunden oder über Nacht gemacht. Wenn ich dann morgens wieder alles aufgemacht habe, war die Situation auch deutlich entspannter und es ging nicht direkt wieder los.

    Dass Strubbel der Anführer ist, habe ich so noch gar nicht gesehen, klingt aber total plausibel! Daher kann ich auch deinen Vorschlag gut nachvollziehen, nur die drei Jüngeren kastrieren zu lassen.
    Gegen eine Kastration würde ich mich tatsächlich nur entscheiden, wenn man mir hier mehrfach davon abraten würde. Da ich selbst keine Erfahrungswerte dazu habe und nicht einschätzen kann, inwiefern meine Tierärztin sich mit den Verhaltensweisen von Meerschweinchen wirklich auskennt, möchte gerne eine Entscheidung treffen, die auf Erfahrungswerten von Menschen beruht, die in diesem Bereich reichlich Erfahrung haben und deren Begründungen mir sinnvoll erscheinen.

    An dieser Stelle bin ich wirklich nochmal froh, dass ich hier gelandet bin :)

  • Ein ausführliche Beschreibung ist wichtig in so komplexen Situationen. Danke dafür!

    Ich kann mir vorstellen, wie es Dir ergangen ist, als Du das verstörte, verletzte Tier gesehen hast. Und dem armen Smartie wird es noch mehr zugesetzt haben. Da wären auch noch meine Fragen nach mehr Details zu den Bisswunden:

    • Wo waren sie, wieviele bzw. wie groß oder tief waren sie?
    • Gab es bei keinem der anderen zeitgleich Bisswunden?
    • Hat sich Smartie einem der anderen gegenüber danach ängstlicher oder aggressiver gezeigt als gegenüber den anderen?

    In unserer Gruppe gab es leider schon einige Bisswunden. Das sehe ich als sehr kritisch an. Und wenn es eine gute andere Lösung für einen Teil unserer Böckchen gegeben hätte, hätte ich sie schon vor langer Zeit für immer getrennt. Aber zumindest wäre bei mir die Grenze wenn Tier schwer verletzt wurde oder mehrfach gebissen wurde und das am Rücken oder Po. Solches Beißen kommt m.E. nur gegenüber einem unterlegenen Tier, das nicht aktiv kämpft vor. Und das finde ich dann viel schlimmer als ein Bisswunde am Mäulchen, die bei einem noch unentschiedenene Kampf mitunter entsteht.

    Das andere Kriterium wäre für mich, dass es nicht immer wieder zu Beißereien kommen sollte. Auch dabei bin ich in unserer Gruppe weiter gegangen als ich es mir anfangs vorgestellt hätte. Ich hatte Verbesserungen gesehen und daher weiter für die Gruppe gehofft. Und so wie es sich entwickelt hat bisher, hat es sich auch gelohnt.

    Ich schreibe das so ausführlich, weil ich es einen sehr schmalen Grad finde zwischen "noch vertretbar" und "unnötige Quälerei". Daher finde ich es gut, dass Du die Sache so ernst nimmst und Lösungen suchst.

    (mehr folgt möglichst bald in einem zweiten Beitrag)

  • Vielen Dank auch für deine Rückmeldung liebe Silke!

    Smarties Bisswunden waren alle rund ums Köpfchen /im Gesicht verteilt, vor allem an den Backen/Wangen, neben und unter dem Mäulchen.

    Ich befürchte, die Situation ist nun leider über Nacht nochmal richtig eskaliert, sodass ich die Gruppe jetzt wieder räumlich voneinander getrennt habe. Den Hauptstall kann ich in zwei kleine und einen größeren Bereich aufteilen, sodass sich im größeren mittleren Bereich nun Nobby und Strubbel aufhalten und die beiden anderen jeweils in einem kleineren Teil links und rechts außen.
    Die einzig sinnvolle Lösung erscheint mir in dieser akuten Situation, allen jeweils einzeln/abwechselnd mehr Auslauffläche anzubieten, solange ich das gesamte Gehege nicht einteilen kann (da muss ich jetzt erstmal improvisieren und schauen, was ich wie umbauen kann, zumindest vorübergehend.

    Aber nun erstmal dazu, was passiert ist:
    Heute morgen fand ich alle drei Jüngeren mit verschiedensten Bisswunden vor, hauptsächlich im Gesicht rund um die Mäulchen, aber alle drei haben auch vereinzelt kleinere Blessuren am hinten Rücken und Po. Strubbel ist komplett unversehrt. Er hat auch keine älteren Wunden oder Vernarbungen. Ich hab mir grad nochmal jedes Tier genauestens angeschaut, um bloß nichts zu übersehen.
    Nobby hat nun eine eingerissene Lippe und ein eingerissenes Ohr, Smartie und Möhre haben Wunden an den Backen. Habe alles erstmal notversorgt und gleich haben wir einen Termin beim Tierarzt. Die müssen dort auch schon langsam denken, ich würde die Tiere einfach sich selbst überlassen... ?(
    Ich werde in dem Zuge auch nach einem Kastrationstermin für die Nobby, Smartie und Möhre fragen.

    Meine Frage wäre da noch an dich Silke, ob es auch in deinen Augen sinnvoll ist, nur die drei Jüngeren kastrieren zu lassen?


    Oh mann.. ich bin echt verzweifelt mit meiner Schweinebande ;(

  • Gut, dass du sie erstmal getrennt hast. Das hätte (und habe ich) in der Situation auch gemacht. So wie du es beschreibst gab es wohl in der Nacht Kämpfe zwischen den Dreien.

    Die Situation ist für dich bestimmt furchtbar belastend und heute Morgen ein ganz schöner Schock. Ich stand vor drei Jahren auch mit 4 unkastrierten Böckchen da und suchte mir verzweifelt Hilfe, weil plötzlich eines ein geteiltes Öhrchen hatte und das Andere eine tiefe Bisswunde im Beinchen- und das war erst rund 3 Monate alt. Beim Tierarzt fühlte ich mich wie die verantwortungsloseste Halterin überhaupt.

    Warte ruhig Silkes und eventuell andere Meinungen zu den Kastrationen ab, bevor du eine Entscheidung triffst.

    Bis dahin: wenn du magst könntest du dein Gehege aufzeichnen und etwas näher erklären. Dann können wir mitüberlegen, wie eine mittelfristige Aufteilung am besten klappen könnte. In der Situation waren schon viele von uns.

  • Es tut mir sehr leid, dass es jetzt wieder zu Bissen kam! Auch wenn es nicht so überraschend war, ist es trotzdem schlimm.

    Ich habe kleine Bisswunden immer anfangs 2x täglich und dann 1x täglich mit Octenisept Gel betupft. Damit das Mittel richtig wirken kann, habe ich dann das Tier immer etwa 2 Minuten auf dem Schoß gehalten und dann überschüssiges Gel leicht abgewischt. Sobald ich das Schweinchen laufen ließ, wurde über die Wunde gewischt. Eine Einwirkzeit davor erscheint mir wichtig. Bei sehr tiefen Wunden dürfen m.W. solche Mittel nicht angewendet werden, aber damit müsste man dann ohnehin schnell zum Tierarzt, da Nähen ja nur anfangs sinnvoll möglich ist.

    Es ist schade, dass Du nicht weißt, wer wen gebissen hat. Das wäre natürlich für das weitere Vorgehen wichtig. Kannst Du anhand des Verhaltens untereinander zumindest sinnvolle Vermutung anstellen?

    Was mich besonders besorgt ist, dass es mehrere Bisswunden am Kopf und am Rücken bzw. Po gab und das in einer Nacht. Das heißt ja einer hat oder mehrere haben wiederholt zugebissen. Aus meiner bisherigen Erfahrung schließe ich, dass Meerschweinchen in der Regel sehr wohl dosieren können, ob sie richtig zubeißen oder kämpfen ohne blutige Wunden. Sicherlich kann es mal versehentlich blutig werden, aber das bei Deiner Gruppe erscheint mir sehr gezieltes Beißen.

    Ohne zu wissen wer warum und wie oft gebissen hat, finde ich es schwierig, eine Empfehlung abzugeben. Getrennt hätte ich sie auf jeden Fall auch erst einmal. Aber jetzt können sich natürlich auch die Spannungen noch so richtig aufbauen, wenn sie einander sehen, aber nicht zueinander gehen können. Wie sieht es in der Hinsicht aus?

    Falls sie aggressiv aufeinander reagieren sollten, könnte es helfen, wenn die Trennwände geschlossen wären, also ein Sehen und direktes Riechen oder gar Berühren nicht mehr möglich wäre. Aber vielleicht sind sie ja entspannt?

    Wenn die Verhältnisse nicht so unklar wären und Strubbel wie ein gutes Leittier wirken würde, hätte ich auch dazu geraten, ihn nicht kastrieren zu lassen. Wenn einer klar überlegen ist, ist das normalerweise ein Vorteil. Falls er natürlich jetzt - was ich eher nicht annehme (!) - 3 Tiere in einer Nacht gebissen haben, dann wäre das Ganze sehr fraglich bis unmöglich.

    Bitte lass uns noch mal überlegen, ob wir herausfinden können, wer gebissen hat oder zumindest ob Strubbel unteiligt war.

    Unser Dachsi ist übrigens auch der einzige der - von der Vergesellschaftung abgesehen - bestiegen wird. Er ist das Leittier und von allen außer Josia geliebt und anerkannt. Josia hat sich leider schon einige (unblutige) Ringkämpfe mit ihm geliefert, aber bestiegen wird Dachsi nur von seinen Freunden. Ich interpretiere es so, dass er das zwar nicht mag, aber hinnimmt, weil es den anderen hilft und seine Position nicht untergräbt. Ich sehe in diesem Besteigen ein Abreagieren und kein Dominanzverhalten.

    Relevant könnte es bei Euch in sofern sein, als das bei unseren Jungs deutlich weniger wurde, nachdem sie 6-8 Wochen kastriert waren. Dachsi und Wuschel, die beiden Brüder, die den Anfang unserer Gruppe bildeten, wurden erst mit über 2 Jahren kastriert. Der Grund für die Kastration war, dass Wuschel Dachsi zuletzt so oft bestiegen hat, dass es Dachsi nach meinem Beobachten deutlich nervte.

    Ähnlich massiv haben die drei neuen unkastrierten Böckchen später Dachsi und Wuschel bedrängt. Die beiden großen waren bei der Zusammenführung schon ca. 3 Monate kastriert. Dabei waren Dachsi und Wuschel eindeutig überlegen. Ich gehe davon aus, dass für die unkastrierten Böckchen die beiden Kastraten wie Weibchen wirkten. Das Verhalten der drei neuen änderte sich ca. 6 Wochen nach der Kastration deutlich. Die zweite Zusammenführung fand ca. 8 Wochen nach der Kastration statt.

    Ich gehe davon aus, dass es diese vermutlich sexuell bedingten Aspekte gibt, die das Zusammenleben erschweren können und Aspekte, die sich durch die Kastration überhaupt nicht ändern würden.

    Persönlich bin ich nicht dafür, jedes Böckchen kastrieren zu lassen. Diese leichtfertige Empfehlung einer Kastration hat schon einige Böckchen das Leben gekostet oder viele Leid eingebracht. Außerdem ist es ein massiver Eingriff in die körperliche Unversehrtheit, der m.E. nur zu rechtfertigen ist, wenn es dem betreffenden Tier und seiner Gruppe hilft.

    Wir können bei Interesse gerne das Thema Kastration gesondert diskutieren. Wichtig ist aber auf jeden Fall: Wie erfahren ist Dein Arzt mit Meerschweinchen, wieviele Kastrationen hat er in etwa gemacht und wie oft kam es zu Komplikationen - und mit welchem Ausgang?


  • Es ist schade, dass Du nicht weißt, wer wen gebissen hat. Das wäre natürlich für das weitere Vorgehen wichtig. Kannst Du anhand des Verhaltens untereinander zumindest sinnvolle Vermutung anstellen?

    Silke du hast Recht, dass wir nicht wirklich wissen was passiert ist und weitere Überlegungen dazu sinnvoll sind. Ich hatte aus den folgenden Gründen direkt an einen oder mehrere Kämpfe zwischen den drei Jüngeren gedacht:

    - Ich bin auch der Auffassung, dass bewusst mit dem Ziel zu verletzen gebissen wurde. Da scheint es mir unwarscheinlich, dass Strubbel sich mit einem oder gleich drei Böckchen "kugelt" ohne selbst Wunden davon zu tragen.

    - Smartie und Möhre sind schon vorher mit Nobby aneinander geraten, als er Strubbel verteidigt hat

    Ich kann mich natürlich komplett irren, wollte aber trotzdem meine Gedanken dazu teilen, weshalb ich direkt diese Schlussfolgerung im Kopf hatte.

    Murphy-Gang wie würdest du das Verhältnis der Vier vor und nach dieser Nacht beschreiben?

  • Was mir gerade auch noch Gedanken macht: Sie können sich ja nachts nicht mehr gegenseitig bzw. das Schlafhaus gemeinsam wärmen. Bei uns dürfte es nach 0 Grad werden heute Nacht. Meinst Du Murphy-Gang dass sie es warm genug haben bei Euch nach der Trennung? Und hat jeder Zugang zum Schlafhaus?

  • Und noch eine Überlegung von mir:

    Warum wird es jetzt so heftig zwischen den Jungs?

    Das kann natürlich verschiedene Ursachen haben wie die Genesung von Strubbel oder das Alter der 3 jüngeren. Könnte es aber vielleicht auch mit dem Schlafhaus zusammenhängen?

    Wenn Du magst wäre es wirklich eine Hilfe für das gemeinsame Überlegen, wenn Du Fotos vom Schlafhaus und dem Gehege einstellen würdest.

    Das andere ist: Wärest Du bereit sie zumindest für 2-3 Monate in ein Zimmer zu holen, in dem Du Dich viel aufhälst?

  • Ich habe jetzt nicht alles ganz gründlich gelesen, aber kann es evtl sein, dass ein Tier in das Gehege eingedrungen ist und die Meeris angegriffen hat? Das Strubbel evtl geschützt saß und deshalb nichts abbekommen hat und alle anderen haben sich wehren müssen und sehen deshalb so aus? Evtl eine Ratte oder Mauswiesel?

    Ich wünsche dir gute Nerven und lese gespannt mit.

  • Hallo zusammen,

    leider komme ich nicht immer so zeitnah dazu, euch zu antworten oder mehr Infos zu geben. Aber ich bin unendlich dankbar, dass ihr euch alle so viel Zeit nehmt und mir mit Rat und Tat zur Seite steht :love: :thumbup:
    Ich versuche jetzt mal möglichst alle Fragen zu beantworten und hoffe, ich vergesse nichts.

    Zum Tierarztbesuch gestern:
    Es war auf jeden Fall sehr aufschlussreich und informativ. Die Art der Verletzungen bei den Dreien ordnete die Tierärztin ähnlich ein, wie ihr (bzgl. der Absicht den jeweils anderen zu verletzen). Da Nobby und Smartie die "übelsten" Verletzungen haben, fragte sie mich genauer nach dem Verhalten von Möhre, den ich ebenfalls schon selbst unter Verdacht hatte, der Hauptverursacher der Unruhen zu sein.

    Verhalten der drei Jüngeren Strubbel gegenüber:
    Es ließ sich auf jeden Fall beobachten, dass alle Drei (wenn sie nicht gerade fressen oder ausruhen) rund um die Uhr damit beschäftigt sind, Strubbel für sich zu beanspruchen (wenn ich das richtig interpretiere) und ihn zu besteigen. Die Art und Weise wie sie um hin "herumtänzeln" kenne ich aus den letzten 20 Jahren nur von meinen bisherigen kastrierten Jungs ihren Haremsmädels gegenüber. Oder kann dieses "umgarnen" auch etwas anderes bedeuten? Ich hatte auch die Vorbesitzerin nochmal gefragt, ob wirklich ALLE, also auch Strubbel, unkastriert sind, weil ich das Verhalten der Drei ihm gegenüber so auffällig finde. Aber ich habe da auch leider grundsätzlich zu wenig Erfahrung mit Böckchen untereinander.

    Nobby, Smartie & Möhre untereinander:
    Bei den drei Jungs jetzt lässt sich beobachten, dass Nobby der Zurückhaltendste ist und nicht von sich aus Konfrontationen mit Smartie oder Möhre sucht. Smartie scheucht Nobby weg oder baut sich drohend vor ihm auf, wenn sie sich im Gehege "zufällig" begegnen. Nobby hebt dann reaktiv auch sein Köpfchen und die beiden halten kurz, dann zieht Nobby sich aber zurück und Smartie interessiert sich dann auch direkt für etwas anderes und läuft weiter. Zwischen den beiden scheinen mir die Fronten eher geklärt.
    Möhre hingegen verhält sich deutlich auffälliger und provokanter den anderen beiden gegenüber: Sobald er hört oder sieht, dass Nobby oder Smartie gerade Strubbel besteigen oder irgendetwas im Gehege machen, das ihm augenscheinlich nicht passt, flitzt er auf sie zu und baut sich drohend vor demjenigen auf. Wenn Nobby oder Smartie daraufhin flüchten, rennt er ihnen nach und provoziert immer wieder die Konfrontation, bis der andere stehen bleibt und sich ebenfalls vor ihm aufbaut. Beide klappern dann heftig mit den Zähnen und reißen ihre Mäulchen auf, wobei Möhre eher Schritte nach vorne macht und der jeweils andere nach hinten. Auch drehen sie sich ihre Hinterteile zu und es wirkt als würden sie versuchen den anderen seitlich mit einem Hinterbein zu treten. (Ihr kennt dieses Verhalten sicherlich, ich weiß nur nicht wie man es im Fachjargon evtl. nennt).
    Tritt eine solche Situation zwischen Möhre und einem seiner Brüder auf, entsteht auch sofort Unruhe bei den anderen beiden. Oft klappern dann alle laut mit den Zähnen.
    Möhre sucht auch "aus dem Nichts heraus" immer wieder direkt die Auseinandersetzung mit Nobby oder Smartie, jagt sie abwechselnd durchs Gehege und fängt sie nach mehreren Runde in eine Richtung plötzlich unerwartet ab, in dem er die Richtung wechselt.
    Die komplette Gruppe ist eigentlich permanent gestresst und unruhig. Strubbel wird in einer Tour bestiegen, wobei er eigentlich immer erstmal versucht, sich wegzudrehen oder wegzulaufen. Wenn das nichts bringt, "schnappt" er auch gern mal nach dem anderen, aber ohne drohendes Aufbäumen und ohne den anderen auch nur annähernd zu erwischen. etc.. Er wirkt auf mich einfach total genervt und gestresst, weil er einfach nie seine Ruhe hat und am Ende doch einiges über sich ergehen lässt und dabei dann höchstens mal quiekt, aber trotzdem "brav" sitzen bleibt. Eigentlich sitzt fast rund um die Uhr jemand auf ihm drauf wenn alle zusammen sind. Sobald einer von ihm ablässt, kommt der nächste, schnuppert angeregt an seinem Hinterteil und besteigt ihn ebenfalls.
    Da auch Nobby ihn überhaupt nicht mehr in Ruhe lässt und Strubbel mit der Zeit immer gestresster wirkte, habe ich nun auch die beiden getrennt (die beiden hatten sich ja bis heute das mittlere Abteil des Stalls geteilt).

    Zur Unterbringung an sich:
    Den Hauptstall an sich habe ich vor dem Einzug nochmal neu isoliert, sodass sie es grundsätzlich nicht zu kalt haben sollten. Und hier sind es aktuell auch 6-8 Grad in der Nacht, das ist ja schon relativ "warm".
    Alle vier Schweinchen haben aktuell ihr eigenes kleines Schlafhäuschen und liegen auch alle gerne darin, wie ich heute mit Erleichterung feststellen konnte.
    Morgen fahre ich nochmal los und schaue, dass ich den Auslauf an sich so gestalten kann, dass alle etwas mehr Platz haben, solange sie nicht die gesamte Fläche gemeinsam nutzen können.
    Da wir in einem Mehrfamilienhaus im 2. OG wohnen und die Schweinchen quasi unseren gesamten (rundherum komplett geschlossenen) Balkon zur Verfügung haben, war es bisher nicht nötig, Gitter, Zäune oder andere Begrenzungen aufzustellen. Im Stall an sich nutze ich Hanfmatten und -einstreu, aktuell noch in Kombination mit Stroh, damit es in kälteren Nächten kuschelig warm ist. Vor dem Stall liegen Matten und Decken mit Heuraufen und weiteren Versteck- und Unterschlupfmöglichkeiten. Je nachdem wie ich die Decken auslege, nutzen die Schweinchen auch die Fläche. Insgesamt ist es eine Fläche von ca. 200 x 400 cm.. Eben der gesamte Balkon, auf dem sonst nur noch ein winzig kleiner Tisch steht und ein Gartenstuhl, in dem ich aktuell seeeeehr viel Zeit verbringe 8o

    Zum Thema Kastration und Erfahrung der Tierärztin:
    Unser Tierarzt ist eine Gemeinschaftspraxis, die ein älteres, meiner Meinung nach sehr erfahrenes Ehepaar führt. Seit Kurzem ist noch eine jüngere Ärztin mit in der Praxis, die Strubbel mit seinem Zahnproblem und der Pododermatitis behandelt hat. Von ihr fühlte ich mich was Fütterung, Haltung und Verhalten von Meerschweinchen betrifft, von Anfang an gut beraten und aufgehoben.
    Das ältere Ehepaar hat seit meinem 11. Lebensjahr ausnahmslos alle meine Meerschweinchen behandelt und auch alle Böckchen kastriert, die in den letzten rund 25 Jahren bei mir lebten. Ich weiß tatsächlich gar nicht, welche schlechten Erfahrungen man mit Tierärzten in diesem Zusammenhang so machen kann, denn all meinen Tieren ging es rund um die operativen Eingriffe immer sehr gut :) :thumbup:
    Was ich z.B. als sehr positiv empfinde ist, dass sie dem Halter immer sehr ans Herz legen, die Tiere schon am Abend vorher zu bringen, damit sie weniger gestresst in Narkose gelegt werden. Auch empfehlen sie, ein Begleittier mitzubringen, damit das andere Tier sich wohler fühlt. Ich weiß nicht, ob alle Tierärzte für Kleintiere so arbeiten.. oder an welchen Punkten ich noch ausmachen könnte, dass es sich um einen guten und erfahrenen Tierarzt handelt? Meine bisherigen positiven Erfahrungen sprechen da schon für sich oder? :S
    Ich habe nun einen Kastrationstermin für den 10.4. für alle Drei bekommen. Strubbel - so riet es mir auch die Tierärztin nach ausführlicher Beschreibung der Verhaltensweisen - bleibt vorerst unkastriert.

    Anbei noch ein Bild vom Stall:
    Das Bild ist schon ein paar Tage alt, da die aktuellen erst noch auf den Laptop müssen.
    Ihr seht hier den Stall, der insgesamt 4 Türen hat. Anfangs hatte ich wie auf dem Bild zu sehen ist, nur eine Tür geöffnet. Damit es keine Sackgassen gibt, wenn sie umher laufen, habe ich dann die mittleren beiden Türen geschlossen gelassen und die beiden äußeren geöffnet. Seitdem es unruhig geworden ist und im mittleren geschlossenen Teil gerne gezankt wurde, habe ich alle 4 Türen geöffnet gelassen um einfach mehr Raum zum Ausweichen zu geben. Innerhalb des Stalls sind die beiden äußeren Teile durch feste Holzwände mit jeweils einem 20x20 cm großen (verschließbaren) Durchgang getrennt. Der mittlere Teil ist doppelt so groß wie die beiden äußeren und durch eine Holzwand in der Mitte trennbar, die sich bei Bedarf herunterklappen lässt. (So habe ich es dann heute gemacht, damit Strubbel auch mal zur Ruhe kommen kann).
    So hat aktuell jeder der vier Jungs eine eigene "Box" von 50x60 cm für sich und natürlich die Auslauffläche, die ich aktuell immer abwechselnd zugänglich mache.
    Optimal ist das ganz sicherlich nicht, aber ich bin froh, dass ich die Jungs zumindest vorerst so voneinander trennen kann. Vielleicht habt ihr Ideen, ob und in wiefern es Sinn macht, die Jungs gemeinsam oder in einzelnen Konstellationen "rauszulassen"? Und sollte jeder "seine" Box behalten oder macht es Sinn, zwischendurch zu wechseln? Bzw. hat es Vor- oder Nachteile, wenn die einzelnen Stallbereiche nur für einen oder für alle zugänglich sind? Wenn z.B. Strubbel und Nobby herumlaufen, dass in dieser Zeit auch beide Stallbereiche für beide zugänglich sind?
    Bitte entschuldigt die evtl. echt doofen Fragen... Ich möchte nur nicht, dass die Schweinchen am Ende die Leidtragenden meiner Unwissenheit oder Unüberlegtheit sind ?(


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  • Danke für Deinen Bericht! Dazu habe ich natürlich auch wieder viele Gedanken. :)

    Wenn Du bisher so gute Erfahrungen mit der Arztpraxis gemacht hast, ist das schon mal ein wichtiger Aspekt. Troztdem gebe ich zu bedenken: Ich halte persönlich gar nichts davon, Meerschweinchen unnötig lange beim Tierarzt zu lassen. Diese scheuen Tiere beruhigen sich vermutlich dort nicht, sondern sind unnötigem Dauerstress ausgesetzt. Ich habe daher meine Tiere immer direkt zur OP gebracht, auch wenn die Tierärzte zunächst etwas anderes vorgeschlagen haben.

    In Deinem Fall kommt hinzu, dass Du die Tiere auf keinen Fall zu zweit oder zu dritt zusammensetzen kannst! Da hatte ich auch schon einen eigentlich erfahrenen Tierarzt, der nicht bedachte, dass man Böckchen oft nicht auf kleinem Raum zusammensperren darf. Das wäre bei uns vermutlich selbst unter den guten Freunden Dachsi und Landolf schiefgegangen. Bei Deinen Jungs hätte das vermutlich verheerende Folgen.

    Ich würde alle 3 zu dem OP-Termin in getrennten Körben bringen und im Wartezimmer warten.

    (Fortsetzung folgt)

  • Wenn Strubbel so oft bestiegen wird, würde ich ihn vor den anderen schützen. Da ist es natürlich schade, dass es noch 2 Wochen dauert bis zur Kastration. Hattest Du versucht, das zu beschleunigen?

    Vielleicht bin ich verwöhnt, aber ich habe zweimal einen Termin auf Drängen hin am nächsten Tag bekommen (einmal 2 und einmal 3 Tiere).

    Ich würde den Auslauf möglichst in 3 Teile teilen. Dann könnten alle jederzeit sich bewegen. Auf 50x60cm kann man junge Schweinchen nicht 8 Wochen langen die meiste Zeit des Tages beschränken.

    Ich habe schon viele verschiedene Aufteilungen gebraucht und da sehr gute Erfahrungen mit Songmics Kleintier-Gehege-Elementen gemacht. Es gibt diese mit Gitter und mit fast durchsichtiger Kunststofffüllung. Ich bevorzuge die stabileren Gitterteile. Wenn Sichtschutz nötig war, habe ich Pappe mit Kabelbinder befestigt. Ein Beispiel eines solchen Geheges ist: Songmics Natürlich darf man das nicht in 2 Etagen bauen und die Rampe ist unmöglich, aber man ist ja frei, die Teile beliebig einzusetzen.

  • Wenn alle dauerhaft Zugang zu einem Teil des Auslaufes haben, würde ich nach ein bis zwei Tagen mit der neuen Einteilung unter Aufsicht zunächst 1 mit Strubbel zusammenlassen. Wenn das friedlich und harmonisch sein sollte - und nicht mit zuviel Besteigen - würde ich an einem anderen Tag auch noch einen anderen dazulassen.

    Ich habe über viele Wochen zeitweise Besuche und Kennenlernen unter Aufsicht gemacht. Die Besuche waren nötig, weil 2 unserer Jungs sich mit allen vertragen haben, aber 3 andere nicht. So konnten Dachsi und Wuschel vor der finalen Zusammenführung mit allen Kontakte knüpfen, aber es kam nicht zu den Kämpfen, die es zwischen den anderen gegeben hätte.

    Mein Ansatz war ein völlig anderer als man es sonst in der Regel in Bezug auf Meerschweinchen liest. Am Anfang hatte ich auf falsche Empfehlungen hörend zugesehen wie 2 Tiere immer wieder gebissen wurden. Das war so schlimm und hat viel Schaden angerichtet. Nach der Trennung der 5 Tiere hatten wir dann über ein Jahr lang 2-3 Gruppen bis wir letztlich eine stabile Gruppe aus 6 Tiere hatten. (Josia war später dazugekommen, da sonst Scotty nach einer weiteren Trennung alleine gewesen wäre.)

    Das ist nur eine sehr kurz Zusammenfassung eines sehr nervenaufreibenden und zeitintensiven Weges, den unsere Jungs und wir gemeinsam gegegangen sind. Wir hätten uns viel Kummer ersparen können, wenn ich gleich zu Anfang so eingegriffen hätte, wie ich es später gemacht habe.

    Aufgrund dieser Erfahrungen und durch den Austausch mit zwei anderen Bockgruppenhalterinnen bin ich sehr dafür, Böckchen, die sich streiten, nicht einfach machen zu lassen. Und es muss auch nicht eine Trennung einmal für immer sein. Aber wenn man eine schwierige Beziehung zwischen 2 oder mehr Tieren hat, dann kostet das sehr viel Einsatz des Halters, wenn es gelingen soll.

    Das war ja auch der Grund, warum ich fragt, ob sie für 3 Monaten in ein Zimmer ziehen können, in dem Du Dich viel aufhälst.

    Zur Kastration: Meerschweinchen können zwar mitunter die Hoden einziehen, aber eigentlich sieht man bei einem erwachsenen Böckchen sehr deutlich die Hoden, wenn es nicht kastriert ist. Wie sieht das denn bei den Vieren aus?

  • Mein Vorschlag zu einer zeitnahen Zusammenführung könnte vielleicht missverständlich sein. Ich würde nur während Du dabei bist und jederzeit eingreifen kannst solche Begegnungen machen. Eine dauerhaft Zusammenführung würde ich vermutlich erst in etwa 8 Wochen anstreben - also 6 Wochen nach der Kastration.

  • Wenn Du bisher so gute Erfahrungen mit der Arztpraxis gemacht hast, ist das schon mal ein wichtiger Aspekt. Troztdem gebe ich zu bedenken: Ich halte persönlich gar nichts davon, Meerschweinchen unnötig lange beim Tierarzt zu lassen. Diese scheuen Tiere beruhigen sich vermutlich dort nicht, sondern sind unnötigem Dauerstress ausgesetzt. Ich habe daher meine Tiere immer direkt zur OP gebracht, auch wenn die Tie

    Nebenbemerkung: Vorher bringen wird in der Tat den Tierärzten so gelehrt. Sie gehen davon aus, dass der Transport stressiger ist als dort mit Heu und Freund zu warten. Da Adrenalin ein Narkoserisiko darstellt, wollen sie es so möglichst gering halten. Ob das so funktioniert sei dahin gestellt. Ich wollte nur sagen, das Vorgehen hat durchaus einen medizinischen Hintergrund.

  • Ja, das haben mir die Tierärzte auch immer so erklärt. Und ich zweifele nicht an, dass Stress vor der Narkose schädlich ist. Aber das Gegenmittel leuchtet mir nicht ein: Ein Tier, dass sich im Auto und Wartezimmer mit seinem vertrauten Halter als Begleitung stark aufregt, wird sich doch nicht ohne diesen in einer fremden Umgebung, mit fremden Leuten, innerhalb von ein paar Stunden oder einer Nacht eingewöhnen und entspannt werden. Und ein Tier, dass ohnehin entspannt ist, braucht die Wartezeit nicht.

    Mit einem Freund zusammen zu sein wäre hier zudem nicht möglich, wenn die Tiere sich schon mit viel Platz gebissen haben. Ich vermute, dass es ohnehin auf die meisten erwachsenen Böckchen zutrifft, dass sie bei der Kastration alleine reisen müssen.

  • Hallo zusammen,

    In den letzten Tagen habe ich ein Gehege gebaut, bzw. improvisiert, sodass alle Schweinchen tagsüber jederzeit Auslauf haben, den auch alle gern nutzen. Nachts mache ich die Türen des Stalls zu (mehr dazu weiter unten). Ihr seht die aktuelle Situation auf dem beigefügten Foto. Von links nach rechts haben nun Smartie, Nobby, Möhre und Strubbel vorübergehend ihren jeweils eigenen Bereich.

    Ich habe auch schon die Absperrung zwischen Möhre und Strubbel probeweise entfernt und beide zusammen laufen lassen. Möhre wollte Strubbel dann sofort und durchgehend besteigen und Strubbel hat ihm sofort gezeigt, dass er das nicht möchte, indem er angefangen hat mit den Zähnen zu klappern und nach ihm zu beißen. Das hat Möhre jedoch nicht abgehalten und er hat es einfach weiter versucht, sodass ich den Probelauf nach etwa 2 Minuten schon abgebrochen habe und beide wieder separiert habe. Durch den Zaun laufen sie gerne nah beieinander und bromselnd auf und ab und lecken sich auch durch die Gitterstäbe gegenseitig die Mäulchen. Sobald sie jedoch zusammen sind, passiert es so wie oben beschrieben.

    Auch Nobby war schon für wenigen Minuten mit Strubbel zusammen, aber da genau dasselbe Spiel. Die Jüngeren versuchen in einer Tour Strubbel zu besteigen. Mit Smartie hab ich es noch gar nicht probiert und glaube auch nicht, dass es eine gute Idee wäre. Die Hormone spielen denke ich einfach total verrückt bei den drei Jungs.

    Strubbel reagiert zwar, wenn er die anderen hört oder sieht und schaut immer mal wieder neugierig durch die Gitter rüber, scheint es aber auch total zu genießen, seine Ruhe zu haben und wirkt deutlich entspannter.

    Möhre läuft grundsätzlich gern bromselnd an Strubbels Seite am Gitter auf und ab und versucht seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Zu Nobbys Seite hin interessiert es ihn wenig, was dieser auf seiner Seite macht. Sitzen sie mal zufällig auf gleicher Höhe am Gitter oder begegnen sich dort, wird aber direkt mit den Zähnen geklappert.

    Nobby macht am ehesten "sein Ding". Frisst gemütlich sein Heu, freut sich wenn es Frischfutter gibt und liegt gerne ausgestreckt am Ausgang des Stalls. Selbst wenn ich durchs Gehege steige, beeindruckt ihn das wenig und er bleibt einfach gemütlich liegen.

    Smartie ist der unruhigste von allen und wirkt auf mich total gestresst. Sobald die Tür morgens aufgeht, rennt er aufgeregt an den Gittern zu Nobbys Seite auf und ab und versucht unentwegt durch das Gitter zukommen. Wenn Nobby auch draußen ist, reagiert er mit lautem Zähneklappern, aber wenn er grad im Stall ist, beeindruckt ihn Smarties Verhalten nicht wirklich und er schenkt ihm keine Aufmerksamkeit. Smartie rennt auch deutlich mehr und aufgeregter im Gehege auf und ab. Er nagt dann an verschiedenen Stellen an den Gitterstäben und rüttelt so fest er kann daran, springt dann unzufrieden in den Stall, auf sein Häuschen.. rennt wieder raus.. frisst dort hektisch zwei, drei Heuhalme und es geht von vorne los. Wie ihr sehen könnt, hab ich die Gitter schon mit Pappe blickdicht gemacht, aber nun zerpflückt er in einer Tour die Pappe. Heute morgen hat er es dann geschafft, dass Gitter vorne am Stall soweit zu bewegen, dass er es auf Nobbys Seite geschafft hat (Da war ich gerade drinnen um Petersilie zu holen). Als ich nach nicht mal zwei Minuten wieder rauskam, sah ich dann wie Nobby und Smartie sich zähneklappernd gegenüber saßen. Hab die beiden dann sofort wieder separiert und die Abtrennung zwischen Smartie und Nobby noch mit einer Spanplatte verstärkt.

    Als ich Smartie ein paar Minuten später sein Medikament (wegen der alten Bisswunden) gab, fand ich dann am Po eine frische Wunde, die ja nur kurz zuvor durch eine Rangelei mit Nobby entstanden sein konnte. Als ich ihn nach der Versorgung dann zurück in seinen Bereich des Geheges setzte, versuchte er direkt wieder die Abtrennung zu zernagen.

    Seit 2-3 Stunden sind nun alle recht entspannt. Auch Smartie ist etwas mehr zur Ruhe gekommen und hat nun eine Weile schon keinen "Flucht-Versuch" mehr unternommen.

    Ich denke es macht wenig Sinn, eine erneute Zusammenführung vor der Kastration zu versuchen, weil alle nur daran interessiert sind, Strubbel zu besteigen und dieser nun auch sichtlich genervt und deutlich energischer darauf reagiert, als noch vor ein paar Wochen.

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