Wenn das alles dasselbe Tier ist: Bock. Beim dritten Foto bin ich wg dem Aufnahmewinkel unsicher.
Beiträge von Dörthe
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Ich neige manchmal zu Regelungswahn. Der im Gegensatz zur Freiheit und Eigenverantwortung steht. Wenn ich also fantasiere von einem regulierten Markt, Heimtierführerscheinen und gesetzlich klaren Vorgaben zu Haltungs- und Zuchtbedingungen ist mir zugleich bewusst, dass staatliche Kontrollberechtigungen bis ins Private grundsätzlich nichts positives sind. Tja. Würden private Liebhaberhalter seriös mit Stammbäumen und Genetikkenntnissen Tiere vermehren, wären sie in meinen Augen Züchter. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Tiere, welche Tierheime und Notstationen „fluten“, überwiegend aus (seriösen) Zuchten stammen. Ich verorte das Problem bei Haltern und ungeplanten, zumindest unbedachten Würfen. Eine Kastrationspflicht in Privathaltung und ein Mindestpreis für Kastraten, welcher zumindest die Göa-Kastrationskosten Stufe 2 wirklich deckt (!) wäre meine erste Idee.
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Ich bin auf die Frage nach der grundsätzlichen Sinnfrage von Zucht in einem anderen Faden eingegangen. Da hab ich mich auch in Teilen zu obiger Kritik an Cuyes geäußert. Inwieweit Schwangerschafts-und Geburtskomplikationen bei Cuyes „anders“ als bei Meerschweinchen wären, entzieht sich meiner Kenntnis bzw. kann ich mir nicht vorstellen. Mit „ich kann nicht selbst Wiese sammeln“ war nicht gemeint, dass die kein oder zu wenig Frischfutter bekämen. Täglich 20% des Körpergewichtes minimum, aber ich muss es halt überwiegend zukaufen und kann es nicht vollständig über Wiese decken, weil ich keine eigene Landwirtschaft habe. Deshalb der Hinweis auf hohe Kosten.
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Legt man eine Mindestgehegegröße von 2qm zu Grunde („Sprintstrecke“), wie es dem Empfehlungen entspricht, so reicht dies gemäß den TVT-Angaben für bis zu vier Tiere. Größer ist immer schöner, logisch.
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Schließe mich vielen der Argumente an, was potentiell problematische Rassen angeht. Möchte jedoch einwenden, dass „jede“ Rassezucht zu verdammen, weil es problematische Rassen gibt, Unfug ist. Habe mich sehr bewusst für Glatthaar entschieden. Crested wäre als ansonsten-Glatthaar auch unproblematisch.
Die Lebenserwartung von Cuy wurde anfangs (vor ca 30 Jahren) mit 2-3 Jahren angegeben. Wenn sie inzwischen bei 4-5 liegt, dann ist dies m.E. auch ein Ergebnis züchterischer Bemühungen.
„Normale“ Meerlis kamen als Reiseproviant der Matrosen nach Europa. Zufällig wurden sie hier zum Heimtier umgemünzt. Cuys hingegen kamen mit der Bestimmung zum Heimtier nach Europa. In Südamerika werden sowohl Criollos (normale) wie auch Cuyes gegessen. Sehe ich nicht als Argument an. Dass die in Südamerika in engsten Käfigen möglichst schnell auf ein Schlachtgewicht von 1,2-1,3 kg gemästet werden und die ersten von dort aus solchen Haltungen bezogenen Tiere entsprechend schlechte Gesundheitsbasis hatten, liegt auf der Hand, war aber nicht ursächlich genetisch bedingt, sondern lag an den dortigen Bedingungen des Aufwachsens.
Viele der genannten Gesundheitsprobleme werden von ihrer Ursache her pauschal in der Zucht verortet, obgleich, sofern überhaupt genetische Ursachen zu Grunde liegen, gerade diese ja nur durch gezielte Zucht behebbar wären. (Noch besser freilich wäre, wenn diese ganzen Genlabore, die günstige Untersuchungen für erkannte Probleme bei Hunden, Pferden, Katzen anbieten, doch bitte endlich das ganze zB auch für die sogenannte Satinkrankheit, Schimmel-Verdachtsfälle usw. parat stellen würden).
„Zuchtstandards“, die Ideale vorgeben würden, die gesundheitliche Probleme bei den Tieren auslösen, wären abzulehnen. Umgekehrt sind jene gut, die ebensolchen vorbeugen. Was ist denn der Fall? Ich zitiere aus dem aktuellen Standard: „Schwerer Fehler: […] zu kurzer Typ […] Zu schmal in Kopf und Schnauze; […] zu kurzes Nasenbein.“ Das zum Argument des kurzen Kopfes und daher resultierenden Kieferproblemen. Entspräche schlicht nicht dem Zuchtstandard.
Schimmel: Wird viel vor gewarnt. Das Problem sehe ich definitiv nicht bei den Züchtern, die sehr genau wissen, was sie tun, sondern bei wilden Nachzuchten ohne Stammbaum. Und das ist ein Beispiel für Katastrophen, die für die Tiere eintreten können, wenn einfach irgendwelche Tiere miteinander verpaart werden.
CH-Teddys haben keine vollständig gekräuselten Vibrissen. Anders als Rexe. Ich bin ein Freund von echten Studien und wissenschaftlichkeit. Ich halte die These, dass gekräuselte Tasthaare bei Meerlis ihre Umgebungswahrnehmung beeinträchtigen könnten, für zulässig. Ich halte es allerdings für unzulässig, dies zur Tatsache zu erklären, wenn die zur Basis gelegte Studie an Ratten durchgeführt wurde, welche ihre Tasthaare im Gegensatz zu Meerlis aktiv vibrieren. Mir persönlich ist kein Rex (oder Teddy) bekannt, der im hohen Alter sichteingeschränkt / teilerblindet mehr Probleme gehabt hätte, als Glatthaar. Ich würde mir echte Untersuchungen auch an Meerlis wünschen, ehe irgendwelche zulässigen Thesen zu Tatsachen umgemünzt werden. Mag sein, dass sich die These bestätigt, vielleicht aber auch nicht. (So sehr ich die Vorgaben des TVT begrüße, bin ich im gleichen Maße enttäuscht, dass offizielle Anfragen mit Pressenachweis, welche Studien denn zu Grunde liegen, nicht beantwortet wurden.)
Es gibt Menschen, die sich gut um ihre Tiere kümmern und solche, die dies leider nicht tun. Völlig humpe, ob Liebhaberhalter, Notstation oder Züchter. Es gibt keine Studie, aber aus subjektiver Sicht habe ich bei Privathaltern schon sehr viel mehr Katastrophen gesehen, als bei Züchtern. Was die (seriösen) Züchter angeht, werden diese ja entweder durch Vet-Ämter kontrolliert (spätestens bei Beschwerden) und zumindest das hiesige legt die TVT-Empfehlungen zu Grunde; oder unterliegen durch Anschluss an den Verband der sozialen Kontrolle und fachlichen Beratung. (Da könnte ich mir „mehr“ vorstellen, aber es bewegt sich was).
Teilweise bestehen auch Missverständnisse. Dann ist es gut, erstmal nachzufragen, warum es so gehandhabt wird. Meine Tiere rennen nicht über Wiese, weil ich sicherstellen will, dass sie keine Würmer, Kokzidien etc haben. Es reicht ein einziges von Außen bezogenes infiziertes Jungtier, bei dem die Kotprobe falsch-negativ war, um für alle Zeiten die Wiese zu infizieren. Alle Tiere, die ich aus Zuchten mit Wiesenhaltung bezog, stellten sich als infiziert heraus. Das können Privathalter ja machen, wie sie es für richtig halten und mit Befallsmanagement wie bei Hunden, Katzen, Pferden arbeiten. Ich aber halte es für inakzeptabel, als Züchter evtl. infizierte Tiere in den Verkehr zu bringen. Wiesen lassen sich nicht desinfizieren, Gehege aber schon.
Selbstehrlichkeit und Reflexion finde ich immer gut. Wäre auch nur ein einziger Käufer bereit, die realen Kosten tieradäquater Haltung und Aufzucht zu zahlen, wäre viel gewonnen. So aber werden seriöse Züchter abgestraft von Notstationen und Tierheimen, die offenbar irgendwelche Freundschaftspreise mit Tierärzten aushandeln und Futterspenden erhalten. Nur feste Preise festzulegen, hilft freilich nix, denn dann würden Vermehrer Dollarzeichen in die Augen kriegen. Es bräuchte dann auch (bei Haltern wie Züchtern) klare Vorgaben zur Haltung. Und wenn endlich mal wer diese winzigen Plastikwannenkäfige verbieten würde oder Einzelhaltung…
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Diese Frage stellt sich hoffentlich jede:r, bevor er überhaupt erwägt, zu züchten.
Da ausgegangen wird von seriösen Züchtern, entfallen folgende Punkte der Kritikliste:
Zu wenig Platz. Vorzeitige oder zu häufige Verpaarungen. Zu wenig Frischfutter. Eine jede Zucht hat die drei Rahmenbedingungen Zeit, Platz und Geld. Erheblich viel Zeit, relevant Platz und sagenhaft viel Geld im Sinne von laufenden Unkosten und unkalkulierbaren Katastrophen.
Eingeschränkt zutreffend sind m.E. die Punkte gesundheitliche Risiken, da Züchter mit Erfahrung oder der Begleitung durch erfahrene Züchter deutlich eher und besser den Gesundheitszustand ihrer Tiere einschätzen können (oft besser als so manche Tierarzt/-ärztin, was natürlich NICHT heißt, dass man seinen Tieren Behandlungen vorenthält), so dass übliche Erkrankungen nicht (wie bei Hobbyhaltern) fast regelmäßig zu lebensbedrohlichen Situationen ausarten, ehe eingegriffen wird. Das gilt auch für „übliche“ Gefahren, die mit Schwangerschaften einhergehen. Selbstverständlich geht jede Schwangerschaft mit einem Grundrisiko einher. Ich hab selbst Kinder.
Eingeschränkt zutreffend ist das mit den wechselnden Gruppenkonstellationen. Ich skizziere ein Vorgehen: Sie werden in einer Gruppe geboren (nicht separiert oder allenfalls die erste Lebenswoche mit Mutti und Gesellschaftsdame separiert), wachsen, sofern Mädel, in dieser Gruppe auf. Werden entweder verkauft oder verbleiben. Bei Verbleib gehen sie irgendwann zwischen dem 3-6 Lebensmonat in Verpaarung und sind also 3-6 Wochen in „neuer“ Umgebung (aber noch im gleichen Raum und in Sicht- und Rufweite). Gehen dann in ihre gewohnte Gruppe zurück. Eine gewisse Fähigkeit zur Objektpermanenz und zur Erinnerung gestehe ich ihnen zu. Ich finde es zudem als notwendigen Sozialisationsprozess, dass sie auch wenn gewisser Wandel in der Gruppe ist, den es auch bei Hobbyhaltern gibt, damit klarkommen.
Meine Zuchtböcke sind mit anderen potenten Böcken unverträglich. Sobald Frauen ins Spiel kommen und sei es nur in Geruchsweite, gibts Rambazamba. Das ist wie bei Jungbullen. Während Verpaarungspausen sind sie also Jungbocksitter und fern der Damen untergebracht. Dann ist es friedlich.
Nun zum Sinn und Zweck. Ich sehe Zucht als kulturelle Leistung an. Ich sehe das auch ein Stück weit von der „landwirtschaftlichen“ Seite. Zucht ist eine Errungenschaft. Im gleichen Maße wie alte Schweine- Hühner- oder Rinderrassen als genetischer Pool erhalten werden sollten, gilt dies m.E. im gleichen Maße für andere Tierarten. Ist für mich kein Unterschied.
Es versteht sich von selbst, dass ich bestimmte Rassen oder Farben für schwierig halte. Beispielsweise werden Cuys überwiegend draußen gehalten. Tiere mit Pink Eyes sind erwiesen sonnenlichtempfindlicher. Deshalb züchte ich persönlich keine Pink-Eyes-Tiere, weil ich das explizit bei Cuys für nicht sinnvoll erachte. Dazu könnte man nun echt viel schreiben, dies Beispiel sollte aber genügen.
Zuletzt… klar, wenn die Tierheime mit Rasse/Farbe XY „geflutet“ wären, sähe ich persönlich keine Rechtfertigung dafür, diese zu züchten. Beispiel Listenhunde. Anderes Thema, ich schwenke zurück: Ich züchte ausschließlich Cuy und habe europaweit ein züchterisches Alleinstellungsmerkmal: Meine Tiere sind nachweislich reinerbig Glatthaar und genetisch frei von Pink-Eyes oder Satin. Das gibt es sonst europaweit nirgendwo. Ich nehme das mit der Zucht wirklich ernst.
Könnten wir im Anschluss dann bitte auch das Thema „Hobbyhalter“ kritisch erörtern? Da gibts ja furchtbare Typen drunter.
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Manche Züchter sprechen von im Schnitt 20% Sterblichkeit der Jungtiere als „normal“. Meine eigenen Erfahrungen liegen deutlich drunter.
Das Hauptproblem der Schwangeren ist das Risiko für Toxikosen (Sau fällt in Hungerstoffwechsel, Stichwort Ketose) und was mich echt aufregt, ist, dass der eigentlich auf der Hand liegende Auslöser selbst in der medizinischen oder „züchterischen“ Fachliteratur nicht genannt wird, obgleich es dadurch verhinderbar wäre: die Jungtiere verkleinern das Magenvolumen und die Sau kann nicht mehr so viel fressen, wie sie müsste, um Nährstoffbedarf zu decken. Verstärkt wird das bei vielen Kids und zuvor bereits vorhandenem Bauchfett. Was also sehr gut vorbeugt, ist, im letzten Drittel/Viertel der Schwangerschaft ein verpöntes hochkalorisches Futter zu geben, was auf die geänderten Bedürfnisse angepasst ist, also auch mehr Kalzium enthält. (Verstärkt wird Toxikosegefahr auch bei Wurmbefall). Bei Schafen etc. ist dieser Zusammenhang allgemein bekannt. Bei Meerschweinchen bedauerlicherweise nicht.
Ich hatte hier auf hundert Würfe zuvor 5-6 Toxikosen, seither Null. Und zuvor auch 3 Kalziumanämien (Lähmungserscheinungen, Wehenschwächen, Einstellen der Milchproduktion). Nach Veränderung der Fütterung auch hier Null. Fehl-/ Frühgeburten 5 Stück, auch hier Veränderung hin zu Null.
Kaiserschnitte einen. Mutter überlebte ihn nicht. Geburtsstillstände, die mit Oxy behoben werden konnten, drei (aber seit veränderter Fütterung nix mehr). Sowie drei Darmvorfälle: zwei Mütter verstarben dabei auf Weg zur Klinik bzw bei OP, eine kam problemlos durch, da ich glücklicherweise zugegen war und sie optimal erstversorgen konnte. Stillen war bei der Überlebenden gar kein Problem. Sie wurde schlicht getakert.
Einmal musste ich die Kids die ersten drei Tage selbst „durchbringen“, bis unerwartet die betreuende Ersatz-Sau selbst Milch produzierte. Seither setze ich immer mehr als nur eine Paarung zeitgleich, so dass Ammen verfügbar sind (so können auch einzelne Jungtiere sehr kopfstarker Würfe umgesetzt werden und haben bessere Versorgung).
Und ja, ich habe selbst, als ich noch normale Meerschweinchen hielt, alle meine Tiere immer aus dem Tierheim geholt und konnte mich für Züchter nicht erwärmen bzw für mich schienen die obsolet. Nun bin ich aber vor vielen Jahren auf Cuy umgestiegen und da sieht die Situation halt ganz anders aus. Gibts quasi in Tierheimen nicht. Und auch nur wenige Züchter und noch weniger, die sich an übliche Grundsätze der Rassezucht halten und nicht einfach genetisch herummixen, so dass ich die Tiere, die ich wollte, schlicht selbst züchten musste. Um einen Zahn zu ziehen: Das ist eine sehr kostenintensive Angelegenheit, da die niedrigen Preise von „nur mal Babys haben“-Laien-Konkurrenz diktiert werden und diese nicht ansatzweise kostendeckend sind. Die haben da dann halt zwei erwachsene Tiere und mal Kiddies, bestenfalls im Sommer und kaum wahrnehmbare zusätzliche Kosten. Ich hab hier genetische Diversität aufrecht zu erhalten und somit 40 Tiere. Da ziehe ich nicht los und sammel Grünfutter selbst - jedenfalls reicht die sammelbare Menge nicht. Kurzum dreistelliges Minus. Jeden Monat. Es sei denn, ein Tier hat was aufwändigeres beim Tierarzt, dann kann es vierstellig werden.
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Anmerkung zur Moderation:
Dieser Beitrag zeigt einige Nachteile der Meerschweinchenzucht für die Tiere im Allgemeinen, selbst wenn sie den Vorgaben von Zuchtverbänden entsprechen. Das erstreckt sich über gesundheitliche Komplikationen, Platzeinschränkungen aufgrund der Menge an Tieren, eine oftmals ungesunde Ernährung und stark fluktuierende Gruppen.
Die Zucht von Cuys bringt zudem weitere Nachteile mit sich, da bei dieser Rasse speziell auf eine übermäßige Größe und auf ein extrem hohes Gewicht gezüchtet wurde, was neben gesundheitlichen Risiken eine deutlich geringere Lebenserwartung mit sich bringt.
Die Erfahrungen aus solch einer Zucht sind daher nicht automatisch passend für einen einzelnen ungeplanten Wurf von normal großen Meerschweinchen.
Zum Thema Meerschweinchenzucht haben wir einen Austausch gestartet: Ist die Zucht von Meerschweinchen sinnvoll?