Pflege hilfsbedürftiger Wildtiere

Ich spreche dieses Thema hier an, weil wir mitunter im Forum Themen haben, in denen es um die vorübergehende Aufnahme und Pflege eines Wildtieres geht. Es gibt dabei - u.a. abhängig von der Tierart - sehr viele Dinge zu bedenken. Ich kann hier nur einige wichtige Aspekte nennen, um auf die Thematik aufmerksam zu machen. Weitere Informationen und Anleitungen sollte man bei spezialisierten und sachlich richtigen Websites, Büchern, Beratung per Mail oder Telefon o.ä. suchen.

Wildtiere einzufangen und gefangen zu halten ist grundsätzlich verboten.

Ausnahmen gelten neben besonderen Einrichtungen wie Zoos u.a. für hilfsbedürftige Tiere, die ohne menschliches Eingreifen nicht überleben oder schweren Schaden nehmen würden. In solchen Fällen darf jeder, der die Tiere tiergerecht versorgen kann, sie bis zur Genesung aufnehmen.

Natürlich gibt es auch hier wieder Ausnahmen: Bei unter das Jagdrecht fallende Tierarten muss der zuständige Jagdausübende informiert werden und entscheidet dann, wie es mit den Tier weitergehen soll. Und bei "streng geschützen" Arten (nicht nur "besonders geschützten") muss der Fund auch der zuständigen Stelle gemeldet werden.

Alle rechtlichen Einzelheiten können und sollen hier nicht behandelt werden. Es geht ja nur um Grundlegendes und Anstöße zum ggf. weiteren Nachforschen.

Wenn man ein vermutlich zu junges oder verletztes oder sonst wie hilfsbedürftiges Wildtier sieht, möchte jeder Tierfreund helfen. In solchen Situation gibt es aber mindestens folgendes sorgfältig abzuwägen und zu bedenken. Dabei sollen einige Beispiele die Frage veranschaulichen:

  • Ist das Tier überhaupt in Not?
    • Oft werden Jungvögel, die artspezifisch einige Zeit nach dem Verlassen des Nestes noch nicht fliegen können eingefangen. Das schadet meistens den Vögeln sehr, da kein Mensch die Betreuung durch die Eltern in der Freiheit ersetzen kann.
    • Junge Hasen oder Rehe liegen natürlicher Weise die meiste Zeit des Tages alleine herum; die Mutter kommt nur ab und an zum Säugen.
    • Bei Tageslicht oder mitten im Winter anzutreffende Igel sind meistens in akuter Not.
  • Kann ich ihm anders als durch Einfangen helfen?
    • Wenn ein Tier durch Hitze und Trockenheit ermattet, aber nicht sichtbar verletzt, im Garten gefunden wird, kann es reichen, ihn frisches Wasser in einer geeigneten Schale bereitzustellen.
    • Für einen noch flugunfähigen Jungvogel, der gefährlich dicht an oder gar auf einer Straße sitzt, kann es reichen, ihn ein Stück neben der Straße wieder abzusetzen.
  • Bin ich voraussichtlich in der Lage, das Tier zu fangen?
    • Auch kranke Tiere werden solange es geht, versuchen zu flüchten oder je nach Art auch zu beißen.
    • Insbesondere wenn man nicht geübt ist, dürfte es bei einem noch halbwegs bewegungsfähgigen Vogel schwierig sein, ihn alleine und ohne Hilfsmittel einzufangen.
    • Mit dicken Handschuhen kann man ein Tier schnell zu fest oder falsch anfassen.
  • Ist es besser, das Tier möglichst an eine gute Wildtierstation, ein geeignetes Tierheim oder eine private Pflegestelle abzugeben?
    • Wenn man keine Erfahrung mit dieser oder einer sehr ähnlichen Tierart hat, sollte man sich zumindest beratende Unterstützung von Fachleuten holen.
    • Nicht jedes Tierheim, Wildtierstation o.ä. ist ein guter Platz für ein Tier. Daher sollte man kritisch prüfen, wo man es ggf. hinbringt.
    • Gute Pflegestellen und Tierschützer sind oft sehr überlastet, so dass ich persönlich ihnen kein Tier bringen möchte, dass ich selbst gut versorgen kann.
    • Wenn das Tier einen Tierarzt braucht, sollte man schnell klären - am besten sogar vorab in Erfahrung bringen - ob man einen kompetenten Tierarzt in erreichbarer Nähe hat, der Wildtiere behandelt.
  • Kann ich das Tier bis zur Auswilderung selbst geeignet versorgen?
    • Ein Vogel braucht außer bei ganz kurzen Aufenthalten eine seiner Art angemessene Voliere, ehe er wieder freigelassen wird.
    • Ein Igel sollte nachts mindestens 2 qm Fläche mit geeigneter Umrand haben, wenn er halbwegs beweglich ist.
    • Medikamente, geeignetes Futter, ggf. Tierarztkosten und Material für die Unterbringung können beispielsweise für einen Pflegeigel durchaus mehrere hundert Euro erfordern.
    • Kann ich selbst Wunden reinigen und pflegen?
    • Viele Fundtiere müssen zumindest anfangs von Hand gefüttert werden - je nach Art und Alter jede halbe Stunde oder z.B. alle 2 Stunden.

Dieser Artikel soll niemanden abschrecken, einem Wildtier in Not zu helfen! Er soll anregen, sich mit den Thema zu beschäftigen, um im Ernstfall richtig abzuwägen und entscheiden zu können, was zu tun ist und ob überhaupt ein Eingreifen nötig ist.