Wieviele Meerschweinchen kann ich mir leisten?

Eine harmonische Gruppe mit 6 oder mehr Meerschweinchen ist schöner und gesünder für die Tiere und für den Halter interessanter als eine Gruppe mit 2 oder 3 Tieren - wenn alle Rahmenbedingungen stimmen.

Die wichtigsten dieser Themen sollen hier umrissen werden. Es gäbe noch viel mehr dazu zu sagen, aber hier geht es um Entscheidungshilfen oder auch Anregungen, zu welchen Fragen sich der Einzelne noch weiter informieren oder austauschen sollte.

Platzbedarf

Für ein glückliches und gesundes Leben ist genug Platz eine unverzichtbare Voraussetzung für Meerschweinchen.

Eine Gruppe aus 1 kastrierten Böckchen und 1 oder 2 Weibchen sollte mindestens 2qm, besser 3-4qm auf einer Ebene - möglichst zusätzlich mit einer Etage - haben. Für jedes weitere Weibchen sollten mindestens 0,5qm hinzukommen. Bei 1 Böckchen und 4 Weibchen wäre das Mindestmaß dann 3qm.

Bei einer Bockgruppe von 2-3 Tieren würde ich nicht unter 3-4qm als Mindestfläche empfehlen. Bei größeren Gruppen sollte man mit mindestens 1qm pro Böckchen rechnen, also bei 6 Tieren mindestens 6qm Fläche.

Mehr Fläche wäre gut oder sogar notwendig - je nach Alter und Sozialverhalten der Tiere.

Harmonisches Zusammenleben

Auch bei Meerschweinchen gibt es Sympathien und Tiere, die wegen Charakter, Lebenserfahrung u.a. nicht gut miteinander auskommen oder sich sogar heftig beißen. Solch eine "Antipathie" kann dauerhafter Natur sein oder durch eine geschickte Zusammenführung verschwinden. Das Sozialverhalten eines Meerschweinchens wird zum Teil durch seinen Charakter bestimmt. Es ist dominant, bescheiden, friedfertig, leicht reizbar o.a.

Der andere Aspekt ist seine persönliche Geschichte und Prägung. Einige Bespiele dafür sind:

  • Ein Tier, dass häufig von anderen Meerschweinchen gebissen wurde, wird wahrscheinlich zumindest am Anfang nervös bis panisch oder aggressiv reagieren auf andere Schweinchen.
  • Wenn ein Schweinchen lange ohne Artgenossen gelebt hat, wird es sich oft schwer tun, sich harmonisch in eine Gruppe einzufügen.
  • Ein Tier, das nur mit anderen Jungtieren aufgewachsen ist, wird oft ein Sozialverhalten an den Tag legen, das zu Missverständnissen oder Streit mit anderen führen kann.
  • Das friedliche Zusammenleben mit mehreren anderen Böckchen ist nicht angeboren, es wird in der Jugend von älteren Böckchen gelernt. Es gibt mitunter Ausnahmen, aber es kann für die Tiere und den Halter sehr anstrengend werden, wenn ein Böckchen nicht mit guten Vorbildern und ihrer Anleitung aufgewachsen ist.

Bei der Zusammensetzung oder Vergrößerung einer Gruppe sollte man daher vorab möglichst gut klären, ob die Tiere zueinander passen und ein Tier möglichst nur dann nehmen, wenn das Zusammenleben gute Aussichten hat. Wenn man trotzdem eine schwierige Kombination erwischt hat, muss man unterstützend eingreifen oder wenn alles nichts hilft möglichst rechtzeitig wieder trennen.

Ein große Gruppe mit viel anhaltendem Streit ist viel schlechter, als ein harmonisches Zweiergespann.

Kosten

Die finanziellen Hauptfaktoren bei der Meerschweinchenhaltung sind:

  • Anschaffung und ggf. Erneuerung von Gehege und seiner Ausstattung
  • Streu oder Wäschekosten, je nach Haltungsart
  • Futterkosten
  • Kosten für Tierärzte und Medikamente

Bei den Kosten für das Gehege und seinen Unterhalt, kann man viel sparen, wenn man geschickte Entscheidungen trifft. Die billigste Lösung wollen einige Halter z.B. aus optischen Gründen oder um bequem reinigen zu können jedoch oft nicht.

In unseren Breiten werden die meisten Halter 5-8 Monate im Jahre viel oder alles Frischfutter zukaufen müssen - manche sogar im Sommer. Wenn man rund 250g Frischfutter pro Schweinchen und Tag rechnet und hauptsächlich Grünfutter geben will, dann kommt man für Frischfutter leicht pro Tier auf rund 40 Euro pro Monat. Deutlich mehr ist möglich, wenn man Biokost kaufen oder nur Futter geben will, das als besonders geeignet gilt.

Gerade die Kosten für medizinische Versorgung werden anfangs meistens unterschätzt. Solange die Tiere jung und gesund sind, entstehen mit Glück 2-3 Jahre überhaupt keine Kosten. Auch junge Tiere können aber schwer erkranken und wenn sie älter werden, wird die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass einige Arztbesuche nötig werden. Wenn man Tiere, denen man medizinisch helfen könnte, nicht einschläfern oder schwer leiden und letztlich sterben lassen will, dann kommt man in Krankheitsphasen für ein Tier schnell auf 1000 Euro oder weit mehr pro Jahr.

Dann macht es schon einen großen Unterschied, ob man 2, 5, 8 oder mehr Tiere hält!

Zeitlicher Aufwand

Ich glaube dieser Punkt wird neben den Arztkosten am meisten unterschätzt.

Auch hier gilt wieder: Wenn man erst alles gebaut und eingerichtet hat, die besten Lösungen für Streu oder Fleece gefunden hat, die Gruppe harmonisch ist und alle gesund sind, dann hält sich der Aufwand in Grenzen. Ich schätze den Aufwand für Saubermachen, Waschen, Futter u.a. einkaufen, Futter sammeln, Krallenschneiden, Wiegen, Untersuchen u.a. bei 5 Tieren auf durchschnittlich 1,5 bis 2 Stunden pro Tag.

Aber wer ist schon in dieser glücklichen Situation, dass alle diese "Wenn" zutreffen. Und wie lange hält das dann an?

Zur Zeit habe ich bei 5 Böckchen 2 Tiere, die intensive Pflege brauchen. Damit komme ich, einschließlich recherchieren nach Behandlungsmöglichkeiten und Arztbesuche sicherlich auf durchschnittlich mindestens 5-6 Stunden pro Tag für alle zusammen. Weniger wäre nicht möglich - dann müsste ich die beiden einschläfern lassen, obwohl sie mit viel Unterstützung zur Zeit noch eine Chance auf ein bald wieder schönes Leben haben.

Natürlich gibt es auch kranke Meerschweinchen, deren Pflege weniger Zeit beansprucht. Aber man weiß ja vorab nicht, was auf einem zukommt.

Fazit

Will ich jedem Interessenten Meerschweinchen oder mehr als 2 Tiere ausreden?

Nein!

Mir selbst gefallen größere Gruppen besser, sofern es sinnvoll möglich ist. Aber man sollte vorab wissen und abwägen, worauf man sich einlässt. Das gilt für den Haltungseinstieg genauso wie für einen Halter, der z.B. schon 2 relativ junge Tiere entspannt gehalten hat und an eine Erweiterung der Gruppe denkt.