Zweige - eine nette Knabberei?

Sind Zweige nötig?

Wie so oft: Ich kann keine wissenschaftlichen Studien liefern, sondern nur über eigene Erfahrungen und die m.E. bedenkenswerten Ansichten anderer Halter schreiben. Studien werden leider normalerweise nur an, aber nicht für Meerschweinchen gemacht. Daher müssen wir als Halter uns anderweitig informieren, prüfen, Sinnvolles selbst probieren und unsere Tiere beobachten.

In diesem Sinne kann ich nicht sagen, ob ein Meerschweinchen einen Mangel erleidet, wenn es keine frischen Zweige bekommt, aber ich kann sagen, dass sie unseren Schweinchen viel Freude machen und offensichtlich guttun.

Sind sie sinnvoll?

Für Meerschweinchen ist Fressen mit das Schönste im Leben. Daher ist ein Futter, das gut schmeckt und sie lange beschäftigt ohne dick zu machen, ein Geschenk für unsere kleinen Freunde. Frische Zweige sind nicht nur ein netter Zeitvertreib, sondern allem Anschein nach ein guter und wichtiger Bestandteil der Ernährung von Meerschweinchen. Sie liefern viele Rohfaser und sekundäre Pflanzenstoffe, sind in aller Regel nicht gedüngt oder gespritzt und sie enthalten auch viel weniger Calcium als vieles andere Grünfutter. Zudem stellen sie eine gute Herausforderung für die Zähne dar. Und sie sind kostenlos zu haben.

Welche Zweige sind geeignet?

Von den heimischen Bäume kann man alle nutzen außer Eibe und Bergahorn. Bei Sträuchern gibt es auch viele gut nutzbare, aber auch mehr Arten, die nicht gefüttert werden können. Vermutlich ein guter Anhaltspunkt ist die Zweige-Liste bei Meerschweinchenwiese.

Aber auch bei den als Futter geeigneten Arten hängt es anscheinend von der Jahreszeit und sogar von dem spezifischen Baum ab, ob Zweige begeistert angenommen oder mit Zurückhaltung betrachtet werden. Linde ignorieren unsere Jungs zum Beispiel grundsätzlich.

Mit der Zeit wird man wissen, von welcher Baumart welche Teile gefressen oder zumindest benagt werden. Von Ahorn werden hier immer die Blattstiele, teilweise die Blätter und dünne Zweige und vorallem im Winter die Rinde gefressen. Bei Hasel sind zweitweise die Blätter sehr begehrt, dann wieder weniger. Quittenblätter stehen bei uns immer hoch im Kurs, Apfelzweige sind dagegen oft weniger begehrt. Von Kiefer, Fichte und Tanne werden nur die Nadeln in kleinen Mengen gefressen, aber das regelmäßig, wenn eine Sorte schmeckt.

Woher soll man die Zweige nehmen?

Ideal ist natürlich ein eigener Garten mit geeigneten Bäumen. Aber auch von Nachbarn mit Gärten habe ich schon Zweige bekommen, wenn sie Bäume geschnitten haben. Auf Spaziergängen oder beim Futtersammeln nehme ich frisch heruntergefallene Äste mit. Hinzukommen Zweige, die in den Weg ragen oder bei Knick- oder Heckenschnitt schon zum Abtransport bereitliegen.

Was ist noch wichtig?

Wie so oft, kann es Zeit brauchen, bis die Schweinchen die Zweige oder die neuen Sorten annehmen, aber je mehr sie kennen, desto aufgeschlossener sind sie für Neues.

Die Zweige müssen frisch sein! Wenn ich etwas mitbringe, stelle ich es bis zur Verfütterung in einen Eimer mit Wasser im Schatten in den Garten. So bleiben die Zweige einige Tage frisch. Und selbst wenn sie im Winter keine Blätter haben, macht es einen Unterschied, ob die Zweige - vor allem die Rinde - noch Saft haben. Das ist etwas ganz anderes als die getrockneten Zweigstückchen aus dem Zoohandel.

Wir hatten noch nie eine Verletzung durch Zweige, aber ich achte sehr darauf, dass spitze Enden möglichst nicht in Augenhöhe hochragen. Ich lege die Zweige immer auf den Boden. Das erfordert natürlich Platz, aber es ermöglicht ein gutes und bequemes Abernten.

Um mögliche Verletzungen auszuschließen entferne ich bei Brombeeren alle Dornen. Bei Rusen geben ich nur Zweige ohne Dornen. Bei sehr spitzen Kiefernadel schneide ich die Spitzen mit einer Schere ab. Solche Vorsichtsmaßnahmen mögen unnötig sein, aber ich will kein unnötig Risiko eingehen.

Selbstverständlich eignen sich nur Zweige, die ungespritzt und nicht direkt neben der Straße gewachsen sind.

Ich gehe davon aus, dass auch bei Zweigen die Vorlieben unterschiedlich sind, aber als Anhaltspunkt nenne ich die begehrtesten Arten hier: Spitzahorn, Quitte, Hainbuche, Hasel, Feldahorn, Brombeere, Rose, Weide sowie in kleinen Mengen Eiche, Birke, Kiefer, Fichte oder Tanne.