Meerschweinchen päppeln - Grundlegendes

Ist Päppeln gut oder schlecht?

Aus meiner Sicht ist die Ernährung von Meerschweinchen mit Brei nur in Sonderfällen gerechtfertigt. Sie ist ein mehr oder minder guter Ersatz für naturnahe Nahrung, aber nie genauso gut. Und sie birgt Gefahren wie unzureichende Abnutzung der Zähne, Verdauungsstörungen, Mangelerscheinungen, Schaden durch Verschlucken und Magenüberlastung.

Diese Gefahren kann man reduzieren aber nicht ausschließen durch eine gute Zusammensetzung des Breies, eine möglichst kurze Päppelphase, aber ausreichend häufige Mahlzeiten, Unterstützung durch verdauungsfördernde Mittel und möglichst viel Ergänzung mit natürlichem Futter. Auch sollte man immer auf die Signale des Tieres achten, keinen unnötigen Zwang ausüben und genau die Verdauung beobachten.

Andere grundsätzliche Aspekte

Wenn ein Tier keine Böhnchen absetzt, darf die Verdauung nicht einfach durch weiteres Futter belastet werden. Das kann zu großen Schmerzen und schlimmstenfalls zu einem Reißen des Magens führen. Daher muss zunächst die Verdauung in Gang gebracht und bis dahin nur in kleinen Mengen gefüttert werden - soweit das Tier es freiwillig nimmt.

Flüssigkeit ist im Extremfall noch wichtiger als Nahrung. Wenn ein Tier gar nichts nehmen will, kann man zumindest versuchen Fencheltee oder Fenchel-Anis-Kümmeltee in einer Spritze zu geben. Der muss jeweils natürlich nur lauwarm sein. Bei einem besonders geschwächten Tier, das längere Zeit nichts mehr gefressen hat, würde ich ausnahmsweise sogar kurzzeitig Zucker im Tee geben, um einen Energieschub zu bieten. Aber das ist ein anderes Thema.

Da die natürliche Nahrung der Meerschweinchen einen hohen Flüssigkeitsanteil hat, biete ich aber bei jeder Fütterung zusätzlich Fencheltee o.ä. ungesüßten Tee oder Wasser in einer Spritze anbieten. Wenn ein Meerschweinchen normalerweise z.B. 250g Frischfutter frisst, dann sind das rund 200ml Wasser, die es täglich aufnimmt. Diese Menge schafft man in reinen Päppelphasen nicht, aber trotzdem finde ich es wichtig, an die Flüssigkeit zu denken.

Da ungewohntes Futter die Verdauung belastet und die Zutaten oft nicht ideal sind für den Darm, sollte man zumindest bis man die Lage sicher beurteilen kann, mindestens 1-2 mal täglich Simeticon geben. Zusätzlich wäre eine Unterstützung durch Colosan oder aromatische Saaten sinnvoll.

Wenn die Breinahrung oder zusätzliche Medikamente zu Durchfall führen, sollte man vorsichtig aber schnell gegensteuern. Bei stark geschwächten Tieren und wässrigem Durchfall sollte man einen Arzt hinzuziehen. Ansonsten hat bei uns eine Messerspitze gemahlene Flohsamen unter jede Mahlzeit gemischt gut geholfen. Oft reicht aber schon eine gute Mischung mit gemahlenen Saaten. Es gibt weitere Mittel, aber das wäre ein gesondertes Thema.

Bei oder nach der Breifütterung sollte man möglichst immer vertrautes und besonders beliebtes Frischfutter anbieten. Oft fressen Tiere nach der Breifütterung eher als vorher. Diese Gelegenheit sollte man nutzen, damit möglichst viel natürliche Nahrung gekaut und gefuttert wird.

Entscheidend ist: Richtiges Päppeln kann in Notsituationen lebensrettend sein, aber man sollte es wie jede Notfallmaßnahme mit Bedacht einsetzen.

Päppeln = Zwangsernährung?

Nein! Einem Meerschweinchen gegen seinen Willen Futter einzuflösen, halte ich in der Regel für schädlich und nicht vertretbar. Meerschweinchen sind normalerweise extrem verfressen. Wenn ein solches Tier nicht mehr essen will, sollten wir möglichst schnell sein Problem lösen - z.B. die Verstopfung oder Aufgasung beseitigen - aber nicht zusätzliches Leid verursachen, indem wir ihm Futter aufzwängen.

Solange die Tiere gesund sind, haben wir die Gelegenheit, ein entspanntes und vertrautes Verhältnis zu ihnen zu entwickeln. Das ist in vieler Hinsicht wichtig und zahlt sich auch beim Päppeln oder Medizingaben aus. Das Tier wird sich beim Päppeln nicht schon aus Angst vor uns wehren oder verweigern.

Es gibt sicherlich Grenzfälle, bei denen man dem Tier kurzzeitig das Futter aufdrängt, aber es sollte nicht zu einer Methode werden. Das Schweinchen von einer anderen Person fixieren zu lassen oder in ein Handtuch zu wickeln und dann das Futter einzuflösen, ist keine angemessene Lösung.

Ich konnte notgedrungen unseren Miro monatelang nur mit Brei am Leben halten. Normalerweise saß er ohne Festhalten auf meinem Schoß und hat willig bis begierig den Brei aus der Spritze genommen. Wenn es ihm besonders schlecht ging, habe ich versucht, ihm durch kleine Mengen, Schmerzmittel und Mittel für die Verdauung das Fressen zu erleichtern.

Natürlich müssen sich Mensch und Tier auch erst einspielen und Übung bekommen. Aber das Ziel muss sein, dass die Fütterung mit Brei nicht Kampf und Leid bedeutet, sondern entspannten Genuss.

Wie kann man Päppeln?

Meistens wird diese Nahrung in Breiform gegeben. Soweit das Tier ausreichend kauen kann, sollte möglichst viel Futter in möglichst natürlicher Form angeboten werden. Wenn nicht normal abgebissen werde knan, kann das Futter in Streifen oder Stiften angeboten werden. Diese kann man z.B. nach dem Abbruch von Schneidezähnen anfangs einzeln soweit in den Mund schieben, dass sie eingezogen werden können. Oft lernen die Tiere dann schnell das Futter auch vom Boden oder aus einer Schale selbst aufzunehmen. Solange ein Abbeißen nicht möglich ist, ist das Schneiden des normalen Futters in Stifte und Streifen unerlässlich. Breinahrung ist nur nötig, wenn solches Futter nicht oder nicht in ausreichendem Maß gefressen werden kann.

Brei kann mit Spritzen (ohne Nadel) verabreicht werden oder auf einem Teelöffel oder in einem Schälchen. Nach meiner Erfahrung ist es leichter möglich, mit einer Spritze die erforderliche Menge zu geben. Andere Halter haben gute Erfahrungen mit Brei gemacht, der in Schälchen hingestellt wird. Da der Brei viel nahrhafter ist als das normale Futter, muss man dann eine Lösung finden, bei der die anderen Tiere der Gruppe nicht an den Brei kommen.

Ich verwende 1ml-Spritzen, bei denen ich mit einem Messer die Spitze abgeschnitten habe. Sollten dabei raue Kanten entstehen, glätte ich diese vor der ersten Verwendung.

Wie oft und welche Mengen gibt man?

Ein erwachsenes Tier, dass nicht selbständig frisst, sollte möglichst alle 2 Stunden gefüttert werden. In der Nacht wäre es gut, auch mindestens einmal zu füttern. Das habe ich aber nicht über längere Zeit geschafft. Länger als 3 Stunden sollte zumindest tagsüber nicht Pause sein, weil das die Verdauung belasten würde und Aufgasungen drohen würden. Besteht diese Gefahr auch nachts, aber wir Menschen müssen die Krankenpflege ja auch noch leisten können.

Letztlich ist der Maßstab für die Menge, dass das Tier möglichst nicht abnimmt oder, wenn es zunehmen muss, möglichst Gewicht zulegt. Von selbstgemachtem Frischfutterbrei musste ich einem Tier von rund 800g täglich rund 150ml geben, damit es nicht abnahm. Das soll nur eine Größenordnung nennen. Mit z.B. 2ml alle 2 Stunden wird man aber nicht weit kommen. Bei ausschließlicher Breifütterung müssen in jedem Falle größere Mengen her.

Nach meiner Erfahrung müssen sich Meerschweinchen erst an die Breifütterung gewöhnen. Ich finde es daher nicht schlimm, wenn anfangs nur ein paar Milliliter genommen werden pro Mahlzeit. Aber das muss dann möglichst schnell gesteigert werden.

Der Magen eines Meerschweinchen hat angeblich rund 20ml Fassungsvermögen. Daher wäre ich persönlich mit allem, was pro Mahlzeit über 20ml hinausgeht vorsichtig.

Anforderungen an Päppelbrei

  • ist dem natürlichen Futter möglichst ähnlich
  • enthält alle lebenswichtigen Inhaltsstoffe, zumindest wenn er über längere Zeit gegeben werde muss
  • bietet genug Ballaststoffe
  • hat genug Nährwert, wenn ausschließlich gepäppelt wird
  • belastet oder schädigt die Verdauung nicht unnötig
  • ist dünnflüssig, wenn eine Spritze verwendet wird
  • bietet dem Tier immer genug Flüssigkeit
  • schmeckt den spezifischen Tier möglichst gut

Breisorten

Päppelbrei kann man in mindestens drei Sorten einteilen:

  • fertiges Breipulver
  • selbst hergestellten Brei aus Frischfutter und anderen gemahlenen Zutaten
  • selbst hergestellten Brei aus trockenen gemahlenen Zutaten

Selbst gemachter Brei hat einige wichtige Vorteile:

  • Man kennt die Zutaten und kann auf gute Bestandteile achten.
  • Man kann die Zusammensetzung an die jeweils aktuellen Bedürfnisse des Tieres anpassen.
  • Man kann geschmackliche Vorlieben besser Rechnung tragen.
  • Man mehr Abwechslung bieten.

Die Zutaten können dem vertrauten Futter ähnlicher sein und belasten daher die Verdauung weniger als eine Futterumstellung.

Fertiges Breipulver

Aber selbst wenn man keinen Brei selbst zusammenstellen will, lohnt es sich, unter den käuflichen Sorten diejenige mit den sinnvollsten Zutaten auszusuchen und auch auf die Akzeptanz beim Schweinchen zu achten. Ein Brei ohne aussagefähige Zutatenliste käme für mich nicht in Frage. Angaben wie "Pflanzliche Nebenerzeugnisse" sind nutzlos, weil sie alles umfassen können von guten Futterbestandteilen bis zu regelrechtem Abfall.

Von allen mir bekannten Fertigbreimischungen hat das Rescue Food von Grünhopper aus meiner Sicht die besten Zutaten und es wurde bei uns gut genommen. Relativ gut und ebenfalls anscheinend geschmacklich in Ordnung fand ich Rodicare Instant und JR Farm Breifutter Herbivoren. Bei der Flüssigkeitsmenge richte ich mich nicht nach den Packungsangaben, sondern füge soviel Wasser oder Fencheltee o.ä. hinzu, dass der Brei gut durch die Spritze geht.

Manche Halter nutzen auch aufgeweichte Heucobs. Damit habe ich keine Erfahrung. In jedem Falle würde ich auf die Zutaten schauen. Manche enthalten anscheinend nur gepresstes Heu. Das ist einerseits positiv, andererseits dürfte es zu wenig Nährstoffe und Nährwert haben, wenn man längere Zeit oder gar zeitweise ausschließlich päppeln muss.

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